Neuburg
Eine Stimme, die Emotionen weckt

Matthias Rexroth und das Ensemble del Arte im Kongregrationssaal

20.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:35 Uhr

Ein Ausnahmesänger als Gast bei den Georgiern: der Altus Matthias Rexroth - Foto: Heumann

Neuburg (DK) Weil jedes Kind einen Namen haben muss, heißen Konzerte im Januar gerne „Neujahrskonzerte“. Und irgendwie verbindet sich damit auch ein Anflug von leichterer Muse. Nicht so beim Ensemble del Arte und dessen Neuburger Neujahrskonzert.

Hier herrschten diesmal ausgesprochen kriegerisch-stürmische Zeiten.

Geschuldet ist der Umstand dem Stargast des Abends. Eine ausgesprochen gute Verbindung ist da das diesmal lediglich in Sextett-Besetzung spielende Ensemble del Arte eingegangen, das schon zum zweiten Mal den Ausnahme-Sänger Matthias Rexroth nach Neuburg holen konnte, wo er auch ein wenig seiner offenkundigen Zweitpassion als Dirigent frönen darf. Ob bei der solistischen Besetzung unbedingt erforderlich, ist eine andere Frage. Da zählt wohl auch der Spaßfaktor. Und das ist doch das Wichtigste.

Man spürte eigentlich in jedem Moment den Spaß, den auch die Musiker bei diesem durchaus anspruchsvollen Programm hatten. Mit den kriegerischen Zeiten nimmt’s die Oper zumeist auch nicht so tragisch, besser gesagt: Das Tragische ist die willkommenste Einladung, stimmlich besonders effekt-, affektvoll glänzen zu dürfen. Das ist das ausdrucksstarke Terrain des Matthias Rexroth, das er wie kaum ein zweiter absolut ohne Bruch in der Stimme beherrscht, ein Altus, wie es wenige auf der Welt gibt. Für das moderne Ohr ist es stets schon ein außergewöhnlicher Kick, dass ausgerechnet die feminine Stimmlage die größten Draufgänger und Haudegen zu singen hatte. Und noch im kurzen Arien-Ausschnitt kocht die Wut und rollen die Köpfe.

Matthias Rexroth sang auch schon den bei der schönen Cleopatra gestrandeten Julius Cäsar. Aktuell begnügt er sich mit dem Bruder der verführerischen Königin, der Cäsar wird einfach seltener so hoch besetzt.

Aus seinem Frankfurter Repertoire hat Rexroth auch den Ozia aus dem Oratorium „La Giuditta“ von Francisco d’Almeida dabei. D’Almeida und Cäsar-Vertoner Georg Friedrich Händel: zwei nicht nur Zeitverwandte, Scarlatti durchaus das stilistische Verbindungsglied, Almeida vielleicht eine Spur spielerischer. Rexroth einfach souverän, der im Vergleich zu einem großen Opernhaus intimere Rahmen des Kongregationssaales lässt die ganze Feinheit der Stimme in all ihren Ausdrucksschattierungen erfahren. Diese Stimme bewegt nicht nur Töne, sondern weckt Emotionen.

Viel Spielfreude auch bei den Georgiern. Warum sie in ihrer Programmwahl nicht mehr auf die spezielle Besetzung eingingen und lieber auf großes Orchester machten, wozu sie in Neuburg in größerer Besetzung bald wieder bessere Gelegenheit haben, bleibt ein kleines Manko, ein verschenktes Pfund. Das andere aber lag irgendwie in der Luft: Nach seinem gefeiert frechen Abstecher in die „Fledermaus“ musste nach Händel und Vivaldi einfach noch was Unverhofftes geschehen. Nein, die Gäste des Grafen Orlofski lud er sich dann doch nicht mehr ein, da waren schließlich schon 300 am Ende mit Standing Ovations sich Bedankende da. Matthias Rexroth wählte einen Song aus dem legendären Film Orphee von Jean Cocteau, die Musik hatte Georges Auric geschrieben. Und die Georgier und der Tango? Gerne mehr!