Neuburg
Eine Stadt zeigt ihr buntes Gesicht

Rund 250 Bürger trotzen heftigen Regenschauern und demonstrieren auf dem Schrannenplatz gegen die AfD Stimmung bleibt friedlich

12.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:49 Uhr

Beste Stimmung trotz schlechtem Wetter: Die Demonstranten ließen sich vom Wetter nicht abschrecken und zeigten auf dem Schrannenplatz Flagge gegen die AfD. - Fotos: Belzer

Neuburg (DK) "Neuburg ist bunt" - unter diesem Motto haben sich gestern rund 250 Neuburger auf dem Schrannenplatz versammelt, um gegen den Auftritt der AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry zu demonstrieren.

Es hätte ein buntes Sommerfest werden können - wenn es nicht pünktlich zum Demo-Beginn um 17.30 Uhr wie aus Kübeln geregnet hätte. Doch davon ließen sich die Neuburger nicht abhalten und veranstalteten stattdessen ein buntes Regenfest. Bestens ausgestattet mit Jacken und Schirmen harrten sie aus für das eine Ziel: Flagge zeigen - und davon waren reichlich vorhanden. Sie wollten ein Zeichen setzen, dass Neuburg ein anderes Menschenbild vertritt als die AfD. Dass Neuburg integriert, und nicht ausschließt. Dass Neuburg tolerant ist. "Gemeinsam gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung", das war das Motto.

Neben Vertretern der Parteien Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP, ÖDP und Die Partei waren außerdem Mitglieder des Kreisjugendrings auf der Demo, Sepp und Kerstin Egerer vom Juze, das Traumtheater, die Pfadfinder der DPSG, Integra, die AWO, das Traumtheater und auch Vertreter der Sinninger Initiative gegen Rechts und des Vereins Asylsuchende sind Mitbürger.

Aber das war noch lange nicht alles. Ganz normale Leute waren gekommen - junge und alte, Männer und Frauen, Weiße und Schwarze. Extra aus Schrobenhausen waren Flüchtlinge aus Somalia und Nigeria mit ihren deutschen Freunden angereist.

"Ich finde es wichtig, sich gegen rechts zu positionieren. Und wenn Frauke Petry nach Neuburg kommt, dann sollte man das sehr ernst nehmen und auch zeigen, dass sie und ihre Partei hier nicht erwünscht sind", sagte der 20-jährige Lukas Müller aus Joshofen über seine Motivation, auf den Schrannenplatz zu kommen. "Dafür stehe ich auch dann gerne drei Stunden im Regen und werde klatschnass." Was dem jungen Mann außerdem imponierte, war die Tatsache, dass so viele verschiedene Leute verschiedener Altersgruppen da waren. "Und trotz Regen war die Stimmung super."

Das Mikrofon wurde herumgereicht, sehr bewegend sprach unter anderem die Mutter eines behinderten Kindes. "Ich stehe hier als besorgte Bürgerin, als besorgte Mutter", sagte sie. "Aber nicht wegen der Flüchtlinge, die bei uns Schutz suchen, sondern wegen der AfD." Sie sei nie besonders politisch gewesen, es sei ihr aber ein großes Anliegen gewesen, bei "Neuburg ist bunt" dabei zu sein - "weil die AfD ausgrenzt, zum Beispiel auch Behinderte".

Kräftigen Applaus erhielt auch SPD-Kreisrat Werner Widuckel für seine starke Ansprache: "Lieber steh' ich hier im Vollwaschgang, als mich von der AfD abkochen zu lassen. Im Grundgesetz steht ,Die Würde des Menschen ist unantastbar', und nicht ,Die Würde des Deutschen ist unantastbar'. Neuburg kann heute stolz sein, aber wir müssen den Leuten auch zeigen, dass wir die bessere Alternative sind. Lasst uns ans Werk gehen!"

Gegen 19 Uhr löste sich die Veranstaltung allmählich auf. Die Stimmung blieb bis zum Ende überwiegend friedlich, es gab keine Randale oder Ausschreitungen, lediglich ein Beamter wurde beleidigt und wenige Platzverweise ausgesprochen. Zur Unterstützung waren Beamte aus der gesamten Region angereist. Insgesamt waren 70 Einsatzkräfte aktiv.