Pfaffenhofen
Eine Sprache mit Herz und Humor

21.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Jiddische Musik und Texte präsentierten der Ex-Jetzendorfer Florian Ewald (rechts), der Serbe Zarko Mrojanow (links) und VHS-Dozent Dieter Kleiss aus Ilmmünster beim literarischen Abend im Pfaffenhofener Rathaussaal. - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (PK) Viele benutzen diese Wörter täglich: "Bammel", "Reibach", "Macke", "Zoff". Dass sie aus dem Jiddischen stammen, ist den meisten sicher nicht bekannt. Aber auch "Schmiere stehen", "Pleite machen", "Knast", "meschugge" oder "Ganove" haben jiddischen Ursprung. Dies und noch viel mehr erfuhren auch die Besucher des jiddischen Abends am Freitag im Pfaffenhofener Rathaussaal.

Wer Deutsch kann, hat es beim Jiddischlernen leichter. Die Sprache der Ostjuden war im Wesentlichen Deutsch. Als die Juden im 14. Jahrhundert aus Deutschland vertrieben wurden, hielten sie an ihrer damaligen Sprache, dem Deutschen, fest. Diese Kultur überlebte in Polen, in Litauen oder in der Ukraine bis zum Zweiten Weltkrieg. Nun bot die Volkshochschule Pfaffenhofen vor drei Jahren einen Jiddisch-Kurs an, der schnell ausgebucht war und sich bis zum vergangenen Jahr hielt. Als Dozent stand Dieter Kleiss aus Ilmmünster zur Verfügung – ein Sprachtalent ohne Beispiel. Er fühlt er sich nicht nur in den gängigen europäischen Fremdsprachen zu Hause, sondern ist auch ein Kenner des Sanskrit und mit so mancher exotischen Sprache wie Hawaiianisch oder Hopi, einem nordamerikanischen Indianerdialekt, vertraut. An verschiedenen Volkshochschulen unterrichtet der vielseitige Dozent Jiddisch, Arabisch, Sanskrit, Latein, Spanisch und Italienisch. Und dieses Multitalent gestaltete am vergangenen Freitag einen literarischen Abend, bei dem er unter dem Titel "Jiddisch – das Wunder einer Sprache voll Herz und Humor" jiddische Texte vorstellte.

Er begann mit dem Alten Testament. Aus der Schöpfungsgeschichte im ersten Buch Mose las er die Schilderung des ersten Tages – erst auf Deutsch, dann auf Jiddisch. Wie in der Einleitung zu diesem Jiddisch-Abend erläutert, hatten auch Jiddisch-Ungeübte bei mehr als der Hälfte des jiddischen Textes keine Probleme, ihn zu verstehen. Dann ging es weiter mit der Berufung Adams in der Genesis 12, Vers 1 bis 5. Den Abschluss dieses alttestamentarischen Teils bildete dann die zweisprachliche Präsentation des Psalms 23 "Der Herr ist mein Hirte …". Kneiss schilderte, dass für die Juden neben der Bibel der Humor eine wichtige Säule in ihrem Leben ist. Konsequent präsentierte der Ilmmünsterer VHS-Dozent dann eine Fülle von Witzen – auf Jiddisch. Diese Witze beschäftigen sich im Wesentlichen mit dem Gegensatz von Arm und Reich. Nach der Pause folgten dann Lesungen jiddischer Schriftsteller in Prosa und Lyrik.

Umrahmt wurde dieser literarische Abend von dem Klezmer-Duo Massel-Tov. Der Ex-Jetzendorfer Florian Ewald an der Klarinette und der Serbe Zarko Mrojanow mit der Gitarre unterhielten immer wieder die rund 200 Gäste im Rathaussaal mit ihren schwungvollen, aber auch melancholischen Stücken. Gekonnt variierten sie Tempo und Dynamik ihrer Interpretation.

Eine Zuhörerin fasste den dreistündigen Abend mit den Worten "Schön war es" zusammen. Und das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Beifall.