Eichstätt
"Eine sehr lebendige Partnerschaft"

Gespräch mit Oberbürgermeister Andreas Steppberger nach seinem ersten Besuch in Montbrison

28.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:20 Uhr
Blick auf Montbrison mit der gotischen Kollegiumskirche Notre Dame d'espérance. −Foto: Foto: Chloupek/Archiv

Eichstätt (EK) Montbrison in der französischen Région Rhône-Alpes soll Eichstätts dritte Partnerstadt werden.

Dieses Vorhaben treibt der Eichstätter Verein "Freunde von Montbrison" bekanntlich eifrig voran, es gab bereits einige Besuche und Gegenbesuche. Jetzt war erstmals Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger für drei Tage mit der Vorsitzenden Françoise Wimmer zu Besuch in Montbrison.

Herr Oberbürgermeister, Sie sind nun wieder zurück aus Montbrison. Sie waren erstmals dort. Wie ist Ihr erster Eindruck?
Andreas Steppberger: Mehr als positiv. Ich bin begeistert von der Stadt. Ich bin begeistert vom ersten persönlichen Kontakt mit meinem Kollegen Christophe Bazile. Und ich bin begeistert von der Gastfreundlichkeit, mit der Françoise Wimmer und ich dort empfangen, aufgenommen und über drei wundervolle Tage geführt wurden.

Was hat Ihnen an Montbrison am besten gefallen?
Steppberger: Auf Anhieb wirklich die vielen, vielen Ähnlichkeiten, die mit der Stadt Eichstätt bestehen. Nicht nur von der Größe der Stadt her - Montbrison hat knapp 16000 Einwohner, wir haben knapp 14000 Einwohner, sondern auch, dass Montbrison ebenfalls eine sehr katholische Stadt ist und es dort auch viele Kirchen neben der großen Kollegienkirche, die wir besichtigt haben, gibt. Montbrison ist außerdem ebenfalls eine Stadt in einem Naturpark , und sie ist wie wir von ländlicher Umgebung geprägt. Diese Ähnlichkeiten waren natürlich auch ein Gesprächsthema zwischen mir und meinem Bürgermeisterkollegen.

Wie ist Ihr persönlicher Eindruck von Bürgermeister Christophe Bazile? Ist er aufgeschlossen gegenüber einer Partnerschaft? Haben Sie sich gut mit ihm verstanden?
Steppberger: Es war wirklich eine äußerst herzliche Begegnung. Wir hatten bisher nur E-Mail-Kontakt. Die Sympathie zwischen uns war nun beiderseits von der ersten Sekunde an gegeben, weil wir auch persönlich viele Gemeinsamkeiten haben, über die Anzahl der Kinder, wir haben beide vier Kinder, bis zur Tierliebe, die uns beide verbindet. Bazile ist Tierarzt, da haben wir uns gleich ausgetauscht, wer welche Haustiere hält. Wir waren uns also auf den ersten Blick absolut sympathisch und das hat natürlich die offizielle Gesprächsebene im Hinblick auf die hoffentlich bald zu unterzeichnende Partnerschaftsurkunde zwischen unseren Städten deutlich entspannt.

Das klingt durchaus so, als ob die Partnerschaft wirklich bald offiziell besiegelt werden könnte?
Steppberger: Ja, wir haben uns per Handschlag darauf verständigt, dass wir 2019 die Partnerschaft besiegeln und die Urkunden unterzeichnen wollen. Natürlich brauchen wir noch die entsprechenden Beschlüsse in den beiden Stadträten.

Sie haben ja bereits einmal gesagt, eine Städtepartnerschaft müsse mehr sein als der gegenseitige Besuch der Bürgermeister. Welche Austausche erwarten Sie konkret, um die Partnerschaft mit Leben zu füllen?
Steppberger: Diese sich anbahnende Partnerschaft ist ja schon sehr belebt über den äußerst engagierten Verein "Freunde von Montbrison" auf unserer Seite und dem "Comité de Jumelage" auf Seiten Montbrisons, die durchaus schon mit Herzblut im Vorfeld für diese Partnerschaft in deren Gremien gekämpft haben. Die Franzosen wollen diese Partnerschaft. Sie wollen und werden sie weiter mit Leben ausfüllen. Und zwar über das hinaus, was jetzt schon läuft. Nächsten Monat fahren einige Künstler aus Eichstätt nach Montbrison. Christophe Bazile und ich sind uns da sehr einig: Eine Partnerschaft kann nicht daraus bestehen, dass sich zwei Bürgermeister die Hand schütteln und danach auf ein Glas Wein gehen.

Sondern woraus?
Steppberger: Eine Städtepartnerschaft innerhalb Europas sollte davon leben, dass gerade die jungen Menschen mitgenommen werden, die dann über die nächsten Jahrzehnte diese Partnerschaft mit Leben erfüllen. Und das sieht jetzt schon so gut aus, dass ich keinen Zweifel habe, dass man da noch auf ganz anderen Ebenen zusammenkommt.

Bereits jetzt gibt es Kontakte zwischen Schulen, auch zwischen Musikern. Nun folgen die Künstler, an was denken Sie noch?
Steppberger: Ich habe mich mit meinem Amtskollegen auch über einen sportlichen Austausch unterhalten. Wir denken da beide an Basketball. In Montbrison gibt es eine sehr erfolgreiche Basketballmannschaft - wie bei uns ja auch mit der DJK, die jetzt gerade wieder in die Bezirksoberliga aufgestiegen sind. Ich werde bei der DJK anklopfen und fragen.

Wie sehen Sie eventuelle sprachliche Barrieren als Hindernis? Sie selbst sprechen französisch?
Steppberger: In der Tat habe ich den course intensif am Neusprachlichen Gymnasium belegt. Dadurch habe ich bei diesem Besuch schon viel verstanden, auch das Sprechen ist von Tag zu Tag besser geworden. Und eine große Stütze ist natürlich Françoise Wimmer, die mir, wenn es hakt, gerne aushilft. Sie und die anderen "Freunde von Montbrison" übersetzen gerne, und auch die Franzosen in Montbrison habe gute, engagierte Deutschlehrer. Das heißt: Eine große Sprachbarriere wird es bei dieser Freundschaft nicht geben, so dass für mich kein Zweifel besteht, dass die Verbindung mit Montbrison wirklich eine sehr lebendige Partnerschaft werden kann.

Das Gespräch führte

Eva Chloupek
EINIGE GEMEINSAMKEITEN Naturparke: Montbrison liegt im Weinbaugebiet Cote de Forez in der Région Rhône-Alpes, das touristisch durchaus ähnlich vermarktet wird wie die Lage Eichstätts im Naturpark Altmühltal. Gotik: Die zentrale Kirche Montbrisons ist die Collégiale Notre Dame d'espérance. Sie wurde, wie der Eichstätter Dom, im Stil der Gotik errichtet. Geschichte: Die Geschichte beider Städte reicht ins Mittelalter zurück: Montbrison wurde 870 erstmals urkundlich erwähnt, als Besitz der Grafen von Forez. Im Verlauf des Hundertjährigen Kriegs (1337 bis 1453) wurde der Ort befestigt. Unter König François I. kam Montbrison Anfang des 16. Jahrhunderts an die Krone Frankreichs. Eichstätts Geschichte als Bischofssitz des heiligen Willibald ab 740 und jahrhundertelanger Sitz der Fürstbischöfe ist zwar deutlich ruhmreicher, geht aber ebenfalls ins Mittelalter zurück. Am 5. Februar 908 verlieh König Ludwig IV. dem Bischof Erchanbald das Markt-, Münz- und Zollrecht sowie das Recht zur Ummauerung. Lage: Beide Kleinstädte befinden sich im Einzugsgebiet größerer Städte: Montbrison ist etwa 30 Kilometer von der Industriestadt St. Etienne entfernt, 95 Kilometer sind es nach Lyon, 100 Kilometer nach Clermont-Ferrand und 370 Kilometer nach Marseille. Eichstätt liegt ebenfalls nur knapp 30 Kilometer von Ingolstadt und seiner Autoindustrie entfernt. Nach Augsburg sind es etwas über 70 Kilometer, nach Nürnberg rund 80 Kilometer, nach München etwa 110 Kilometer. Städtepartnerschaften: Beide Städte pflegen bisher nur wenige Städtepartnerschaften. Montbrison unterhält eine Partnerschaft mit der slowenischen Stadt Se? ana, Eichstätt hat bislang nur zwei Städtepartnerschaften: eine mit dem tschechischen Chrastava und eine mit dem italienischen Bolca.