Schrobenhausen
Eine Schreibmaschine für das Spargelmuseum

Zu Besuch bei Renate Hilgers, die seit der Gründung im Hintergrund am Erfolg des Museums mitgearbeitet hat

29.04.2021 | Stand 03.05.2021, 3:34 Uhr
  −Foto: Hilgers

Schrobenhausen - Auf dem Weg vom Deutschen zum Europäischen Spargelmuseum war unermüdliches Engagement notwendig - nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im Hintergrund.

Eine, die auf kaum einem Foto zu sehen ist, aber dennoch von Beginn an dabei war, ist Renate Hilgers. Sie erzählt von einer arbeitsintensive und herausfordernde Zeit mit einigen Glücks- und Glanzpunkten.

"Gern erinnere ich mich an die Anfänge des Spargelturms in 1985, als Ideengeber, Initiator und Museumsmacher Klaus Englert in seinem privaten Umfeld Begeisterte, Gleichgesinnte und Weggefährten fand", sagt Renate Hilgers, die seit 1970 in der Riederwaldsiedlung wohnt. Zu diesen Weggefährten gehörte ihr Mann, Theo Hilgers, dessen Tod vor einigen Jahren eine große Lücke in ihrem Leben hinterließ. Als ihr Mann im Mai 1985 mit Englert zusammentraf, "entwickelte sich eine Art Seelenverwandtschaft und ein wundervolles, loyales, ehrliches und enorm fleißiges Gespann entstand. " Freizeitraubend sei das Duo stets auf der Suche nach neuen Ideen und Exponaten gewesen und obwohl das Engagement in der Bevölkerung nicht immer gut ankam, "führte es letztendlich doch zu dem großen weltweiten Erfolg mit vielen Auszeichnungen. "

Dabei waren die Männer nicht allein bei der Umsetzung des Spargelmuseum: "Sibylle Englert organisierte und sammelte im Hintergrund unermüdlich Exponate und Unikate, rahmte Bilder und Fotografien und bereicherte das Ambiente so durch künstlerischen Spargeldarstellungen", erinnert sich Renate Hilgers. Auch Gretl Englert, die Mutter des "Motors für das Spargelmuseum", wie Renate Hilgers Klaus Englert nennt, habe geholfen und das Museum in der Anfangsphase mit Mobiliar versorgt: "Ich kann mich noch gut an den schönen, grünen, massiven Schrank erinnern, der für die gesammelten Exponate dringend notwendig war. "

Oft traf man Gretl Englert damals nach Feierabend auf dem Weg zum Museum: "Sie war am weiteren Geschehen sehr interessiert, offen für Gespräche und sie sammelte unaufhörlich Buchschätze zum weißen Gold", erinnert sich Renate Hilgers. Klaus Englert selbst habe sowieso "unermüdlich geackert" und gewann dadurch Gönner und Sponsoren, um die die leeren Kassen aufzufüllen. Auch das Ehepaar Hilgers gehörte zu den Menschen, die Englert für das Spargelmuseum begeistern konnte. So wurden Renate und Theo Mitglied Nummer 31 und 32 im Verein "Freunde Schrobenhausener Museen", der zunächst Träger des Deutschen Spargelmuseums war. Damit begann ihre stille, aber enorm wichtige Tätigkeit: "Ich erinnere ich mich noch an ein Mitbringsel von Klaus Englert 1985: Er brachte seine Schreibmaschine vorbei. Dieses dringend erforderliche Werkzeug war ein großer Fortschritt für die anfallende Korrespondenz - von da an war ich die ehrenamtliche Schreibkraft. " So füllte Renate Hilgers im Laufe der Jahrzehnte unzählige Seiten Papier: die jährliche auszufüllenden Überweisungen der Mitgliedsbeiträge, Mitgliederlisten oder die Archivierungsbögen der 1500 Exponate, auf denen wissenswerte Daten und Besonderheiten festgehalten werden. Die dafür notwendigen Fotos machte ihr Mann Theo: "Mit seiner Kamera fotografierte er die Ausstellungsstücke nach der auswärtigen Arbeit abends bis oft in die Nacht hinein ab. Da er manchmal bis nach Mitternacht Licht brauchte, kam einmal eine Kontrolle vorbei und schaute nach. "

"Selbstverständlich waren auch automatisch unsere Kinder Konstanze und Theo-Roman - damals noch Gymnasiasten - mit im Boot", berichtet Renate Hilgers. Constanze erledigte Botengänge und lieferte Briefe in Schrobenhausen persönlich aus: "Ich erinnere mich noch gut, wie sehr sich Klaus Englert über die von ihm rechnerisch erfolgte Einsparung von mehreren 100 Mark richtig gefreut hat. " Auch Museumsführungen machte Tochter Constanze und verdiente sich damit ein paar Mark: "Ich konnte das nicht", lacht Renate Hilgers - es ist eben nicht so ihre Art, im Vordergrund zu stehen, das hört man ihr an.

Inzwischen setzte die Erfolgsgeschichte des Deutschen Spargelmuseums ein, "die Telefone liefen heiß und Busse rollten an - es gab viele Gesprächen, Begegnungen und Herausforderungen", erinnert sich Renate Hilgers gern zurück. Der Besucherandrang sei riesengroß gewesen, schade fand sie nur, dass die Cafés am Samstagnachmittag in Schrobenhausen nicht geöffnet waren und die Besucher so keinen Platz zum Ausruhen fanden, nachdem sie durch die Schaufenstermeile in Schrobenhausen gebummelt waren.

Unter den "extrem vielen Besuchern gab es auch Prominenz - das Museum war ein Garant für den Bekanntheitsgrad der Spargelmetropole. " Renate Hilgers erinnert sich an die Schauspielerin Erni Singerl, die auf einem privaten Besuch im Museum einkehrte oder an Monika Hohlmeier, die ebenfalls nach Schrobenhausen kam.

Neben der "Beförderung" vom Deutschen zum Europäischen Spargelmuseum nennt Renate Hilgers als "Glücks- und Glanzpunkte" folgende Erinnerungen: 1993 die Auszeichnung des Europarates als eines der zehn besten Spezialmuseen in Deutschland sowie 2006 die Aufnahme durch Bundespräsident Horst Köhler in die ?Orte im Lande Ideen'.

"Der Stangerlturm hat den Namen Schrobenhausen weit in die Welt getragen und wurde zum Aushängeschild allerersten Ranges", betont Renate Hilgers, er sei ein Kleinod, das gleichzeitig ein Denkmal für Kunst, Kultur und Wirtschaft gesetzt habe. "Es war eine sehr schöne, abwechslungsreiche, arbeitsintensive und herausfordernde Zeit, an die ich mich gern erinnere und die ich nicht missen möchte", blickt Renate Hilgers zurück, "mit viel Spaß und Freude habe ich im Hintergrund gern geholfen und mich über den großen Erfolg immer mitgefreut. "

SZ