Dietfurt
Eine Schauschmiede für Wildenstein

Bauausschuss genehmigt Schauschmiede mit Betrieb einer Jausenstation

08.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:01 Uhr
Mindestens 300 Jahre alt ist die ehemalige Hufschmiedewerkstatt in Wildenstein. −Foto: Kirschner

Dietfurt (uke) Dietfurt soll schon bald um eine Attraktion reicher werden. Im Bauausschuss des Dietfurter Stadtrats sind am Montag dafür die Weichen gestellt worden. Dem Gremium lag ein Antrag von Renate Sederholm aus Wildenstein vor, die bestehende historische Hufschmiede in eine Schauschmiede umzuwandeln. Außerdem will sie dort eine Jausenstation einrichten.

Große Überzeugungsarbeit musste Sederholm, die an der Sitzung teilnahm, nicht leisten. Wie Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) meinte, sei dies "eine Bereicherung für Dietfurt". Lediglich zu eventuellen Parkplatzproblemen entstand eine kurze Diskussion. Da Karl Böhm (FW) befürchtete, dass an der Engstelle der Staatsstraße parkende Autos eine Gefährdung darstellen könnten. Sederholm versicherte, dass die Schauschmiede eher Ziel von Radfahrern und Wanderern sein solle. Aber auch der Besuch mit dem Auto sei möglich, da Parkplätze auf dem Grundstück und in der Nachbarschaft zur Verfügung stünden. Einstimmig genehmigte der Bauausschuss den Antrag.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert Sederholm die Pläne für die "kleine Lösung", wie sie ihr Vorhaben bezeichnet. Demnach soll in dem direkt an die Schmiede angrenzenden Raum, der in früheren Zeiten als Schweinestall diente, die Jausenstation untergebracht werden.

Die Vorarbeit ist getan. Die Mauer, die Stall und Schmiede trennte, ist schon entfernt. In der Ecke soll ein Holzofen für Wärme sorgen. In dem Gemäuer ist es aufgrund der dicken Mauern auch im Sommer kühl. Der Kaminkehrer habe bereits sein Plazet gegeben, dass hier ein Schornstein gemauert werden dürfe, so Sederholm. Sie erklärt, wo die Küchenzeile hinkommt und wo die Tische. Die gibt es auch schon. Sie und andere Möbelstücke - Truhen, Schränke und Stühle - sind momentan in der Schmiede, dem Herzstück des Jurahaus-Ensembles, gelagert. Sie stammen aus dem benachbarten Schloss, dem Sperrmüll oder wurden der 78-Jährigen, die als engagierte Denkmalschützerin bekannt ist, ganz einfach geschenkt. Mit alten Solnhofer Platten, die sie in Schmiede und Scheune hortet, soll der Boden belegt werden.

Einer der Tische, der in Renate Sederholms Jausenstation ein zweites Leben führen wird, ist aus einem alten Bierfass der Schlossbrauerei Wildenstein gefertigt. Die Tischplatte trägt die Nummer 1543. Was sie bedeutet, weiß Sederholm nicht, "vielleicht den Bierausstoß", meint sie.

Die Ärztin hatte die Schmiede vor zwölf Jahren gekauft und in Privatiniative vor dem Verfall gerettet. Jahrelang hatte die Werkstatt leer gestanden, in der vor Generationen die Pferde des benachbarten Schlossguts und der Wildensteiner Bauern beschlagen wurden. Hier wurden auch die gewölbten Eisen in Form gebracht, welche die Bierfässer der Schlossbrauerei Wildenstein umspannten. Dort wurde bis zum Jahr 1970 Bier gebraut. Als "eingeschossiger Satteldachbau mit ehemaligen Stallteil und Erdkeller" ist die Schmiede in der Denkmalliste zu finden. Der "Ständerbau mit Feldstein- und Ziegelmauerwerk" soll nach dendrologischen Untersuchungen des Balkenwerks Ende des 17. Jahrhunderts errichtet worden sein, die Schmiedeeinrichtung wohl im 19. oder frühen 20. Jahrhundert. "Der älteste Balken stammt aus dem Jahr 1691", weiß Sederholm. Weil die Schmiede zuletzt ständig zugesperrt war, sind viele Werkzeuge erhalten geblieben. Sie hängen ringsum an den Wänden, die Werkstatt ist bis heute voll funktionsfähig geblieben.

"Wir liegen direkt am Wanderweg Tillylandschlaufe", erklärt Sederholm ihre Motivation. Dies und auch der benachbarte Spielplatz seien ideal für ihre Pläne. Ohnehin würden viele Wanderer stehen bleiben und die Schmiede spontan besichtigen. "Das ist kein Museum, hier ist alles zum Anfassen", stellt sie klar. Deshalb will sie auch keinen Eintritt verlangen, eventuell eine Box aufstellen, in die Interessierte einen Obolus werfen können. Und die Jausenstation, welche die ehemalige Ärztin selber betreiben will, soll auch nur im Sommer und nach Voranfrage geöffnet sein, vor allem für Gruppen. Dass auch die Barrierefreiheit angestrebt wird, versteht sich.

Das Angebot, alles anfassen zu dürfen, kann bereits seit Längerem genutzt werden. So haben Pfadfinder vom Internationalen Zeltplatz in Buch bei Breitenbrunn hier einen Workshop veranstaltet, und auch vom Auhof bei Hilpoltstein, einer Einrichtung für behinderte Menschen, war schon Besuch da. Anlässlich des Tags des offenen Denkmals hat Sederholm ihre Schmiede mehrfach aufgesperrt.

Die Jausenstation ist die "kleine Lösung" von Renate Sederholm. Für eine große hätte sie auch Ideen und Pläne, aber an die liegen momentan auf Eis. Die große Lösung würde bedeuten, dass auf der Tenne im Dachboden über der Schmiede Schlafmöglichkeiten für bis zu zehn Personen geschaffen werden, für mehr Betten wäre ein zweiter Fluchtweg erforderlich.

Aber nun soll erst einmal die Jausenstation entstehen. Alles andere werde sich finden, meint Renate Sederholm.