Ingolstadt
Eine Schau für die Sau

Im Alten Pegelhaus dreht sich in einer Ausstellung alles um das Wildschwein

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Schweinisch geht es zu bei der aktuellen Ausstellung in Ingolstadts kleinstem Museum: Seit Mittwoch ist das Alte Pegelhaus am südlichen Donauufer, unweit der Glacisbrücke, bestückt mit Wissens- und Sehenswertem zur heimischen Wildsau.

Die Ausstellung soll auch dazu beitragen, den teils fragwürdigen Ruf des Schwarzwildes in ein besseres Licht zu rücken. Die Negativschlagzeilen über das Borstentier kann Stadtförster Andreas Naumann, der die Einführung zum Thema übernahm, nicht immer nachvollziehen. Seines Erachtens gibt es davon viel zu viele. Deshalb habe man seitens der Initiatoren für die Ausstellung nach einem wenig reißerischen Titel gesucht und sei so („Sauen in der Stadt“ konnte sich nicht durchsetzen) auf „Wildsau!“ gekommen. Naumann findet, es sei „momentan modern“ über Wildschweine zu berichten. Der so aus seiner Sicht aufgebauschten Schwarzwildproblematik wollte er deshalb in seiner Rede „den Wind aus den Segeln nehmen“, wie er sagte. Einen massiven Anstieg der Schwarzwildpopulation innerhalb des letzten Vierteljahrhunderts wollte aber auch er nicht verhehlen. Die Gründe hierfür sieht er vor allem in einer veränderten Agrarlandschaft. Der zunehmende Anbau von Mais und Raps in Bayern habe dafür gesorgt, dass von April bis Oktober ein Ersatzlebensraum für Sauen geschaffen wurde, den es zuvor in diesem Ausmaß nicht gegeben habe. Die Folge: „Sauen, die mitten im Sommer im Donaumoos auftauchen und die in Etting, Lenting oder sogar in Mailing überfahren werden“, sagte Naumann.

Zur Schwarzwildschwemme bemühte der Förster die Statistik, der zufolge 2007 im Landkreis Eichstätt um die 2000 Sauen erlegt wurden. Ebenso viele wie 2013. In Ingolstadt, mit seinen etwa 25 Jagdrevieren, liefen den Waidmännern im selben Zeitraum pro Jahr rund 50 Sauen vors Korn. „Es war also keinerlei Anstieg zu bemerken“, so der Jäger. Ganz anders die Zahlen aus den 1980er-Jahren: „1986 wurden im Landkreis 115 Stück Schwarzwild erlegt“, weiß der Wildexperte. Innerhalb von gut 25 Jahren habe es bei der Abschussquote also einen Anstieg um das 17-fache gegeben. „In diesen Mais-Dschungeln und Raps-Dickichten zu jagen, und das auch noch unter Tierschutzaspekten, ist ein sauer verdientes Brot“, räumte er ein. Mit Spaß an der Jagd habe das nichts mehr zu tun, wenn er nachts um zwei ins Zuckerrübenfeld rausfahren müsse, um zu schauen, ob er etwas erwische, sagte Naumann.

Zuvor nahm sich Naumann des Familienlebens der Schwarzkittel an und zitierte dazu Harald Textor, den Forstdirektor des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der unlängst in einem DK-Interview das Zusammenleben innerhalb der Wildschweinrotte mit dem in einer italienischen Großfamilie verglichen hat. „Die beste Umschreibung, die ich jemals gelesen habe“, lobte Naumann. Demnach habe im Hause Wildsau die Bache die Hosen an. Der Keiler führe dagegen ein eher untergeordnetes Außenseiterdasein.

Trotz des regnerischen Wetters nahmen rund 30 Gäste an der Ausstellungseröffnung, die von Umweltreferent Rupert Ebner eingeleitet wurde, teil. Die Ausstellung „Wildsau!“ wurde vom Förderverein Europäisches Donaumuseum, dem Bund Naturschutz und dem Ingolstädter Umweltamt gestaltet.