Weimar
Eine reichlich durchgedrehte Geschichte

"Die robuste Roswita": Der "Tatort" kommt an diesem Sonntag aus Weimar und spielt in einer Kloßmanufaktur

24.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:54 Uhr
Die Kommissare Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) ermitteln im "Tatort" "Die robuste Roswita" wieder gewohnt hintersinnig und mit viel Wortwitz. −Foto: Neugebauer/MDR/Wiedemann&Berg/dpa

Weimar (DK) Dafür, dass man den "Tatort" nicht immer ernst nehmen muss, sorgt seit einigen Jahren das Weimarer Ermittler- und Ehepaar Lessing und Dorn.

Skurril und schräg geht es da zu, Kalauer und Nonsens sind feste, wohl durchdachte Bestandteile, und schon der Titel verrät jedes Mal, dass hier mehr geschmunzelt als gezittert werden soll: Nach der "fetten Hoppe", dem "irren Iwan", dem "treuen Roy", dem "scheidenden Schupo", dem "wüsten Gobi" und dem "kalten Fritte" ist nun "Die robuste Roswita" an der Reihe.

Die titelgebende Dame ist seit sieben Jahren spurlos verschwunden, die Ermittlungen von Kommisariatsleiter Stich brachten kein Ergebnis. Erst als jetzt ihr Mann, Kloß-Fabrikant Hassenzahl, ebenfalls weg ist, es sich aber schnell herausstellt, dass er in seinem modernen Schockfroster zu Granulat verarbeitet und dass bei einem Unfall seines Firmenwagens gefunden wurde, da taucht die robuste Roswita plötzlich wieder auf. Die ist mittlerweile von der Kloß-Königin zur Klo-Königin mutiert. Sie sagt, sie habe damals ihr Gedächtnis verloren, wurde im Wald von dem schrägen Roland Schnecke aufgelesen und mit dem Namen "Mogli" versehen.

Gemeinsam mit ihm arbeitete sie dann als "Hygienebeauftragte" an einer Autobahnraststätte. Jetzt kann sie sich plötzlich wieder an ihr altes Leben und ihre Erfindung des "Soßklos" erinnern und trifft auf Cordula Remda-Teichel, Vorarbeiterin im Betrieb und Hassenzahls Ex-Geliebte. Hat eine der Frauen etwas mit dem Mord zu tun, oder war es der Kartoffelbauer und ehemalige Hassenzahl-Lieferant Halupczok?

Ein reichlich durchgedrehte Krimigeschichte haben die Stamm-Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger beim siebten Einsatz von Lessing und Dorn entworfen. Das Ganze ist absurd, geht aber am Ende auf. Und auf dem Weg dorthin dürfen die Kommissare mit reichlich Wortwitz, schönen Sprü-chen ("Erst wenn die Kartoffel geschält ist, zeigt sie ihren wahren Charakter") und geschüttelten Reimen ("Der Kloß mit der Soß ist auf dem Teller mit Stella, famos ist der Kloß auf dem Porzellan mit dem Schwan") ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen.

Nora Tschirner und Christian Ulmen machen und haben als Dorn und Lessing richtig Spaß, das Ensemble um sie herum ist stimmig - von der "hinkenden" Christina Große bis zu Nicki von Tempelhoff als "verliebte" Schnecke. Und Regisseur Richard Huber ("Dr. Psycho", "Club der roten Bänder") beweist seine Detailverliebtheit und sein Gespür für gutes Timing. Wer sich in knapp eineinhalb Stunden einfach nur gut und auch niveauvoll amüsieren will, der ist hier richtig. Wer einen Krimi im üblichen Stil liebt, der wird eher verwirrt und enttäuscht sein.

"Tatort: Die robuste Roswita" läuft am Sonntag, 20.15 Uhr, im Ersten.

Volker Bergmeister