Ingolstadt
Eine rauschende Biernacht

Starkbieranstich bei Nordbräu: Neuer Festredner Andreas Huber begeistert beim Politiker-Derblecken

06.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:03 Uhr
Vor restlos gefülltem Saal im Kastaniengarten mit viel lokaler Politprominenz feierte Andreas Huber am Donnerstagabend seine gelungene Premiere als Festredner beim Starkbieranstich von Nordbräu. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Die Zeit der rauschenden Ballnächte - sie ist nach dem Fasching zunächst vorbei. In Bayern ist das halb so tragisch, denn kaum sind Ballkleid und Smoking, glitzerndes Faschingskostüm und lässiger Cowboyhut im Schrank verschwunden, werden sie eingetauscht gegen Janker, Lederhose und Dirndl. Die Starkbierzeit hat begonnen - die Zeit der rauschenden Biernächte.

 

Rauschend im Sinne von stimmungsvoll, versteht sich. Wenn auch das hochprozentige Bier seinen Beitrag dazu leistet. Gute Stimmung war beim Starkbierfest von Nordbräu im Kastaniengarten in Oberhaunstadt quasi programmiert. Ihr zu entkommen erschien nahezu unmöglich, denn der ohnehin nicht gerade weitläufige Saal war mit rund 180 Gästen zum Bersten gefüllt. Kaum Absagen diesmal, hieß es aus informierten Kreisen. Die Kommunalwahl macht es möglich: Vertreter und Kandidaten verschiedenster politischer Couleur hatten sich eingefunden, allen voran OB Christian Lösel (CSU), der das erste Fass anstach, ohne unnötig Gerstensaft zu vergießen. Die Sitzordnung im Saal offenbarte durchaus gewagte Konstellationen, saß doch der Hoffnungsträger der SPD auf den OB-Sessel, Christian Scharpf, gleich neben dem Hoffnungsschimmer der CSU auf eine erneute, wenn auch womöglich knappe Koalitionsmehrheit im künftigen Stadtrat, Hans Stachel, OB-Kandidat der FW. So kommt man sich also doch noch näher, mögen beide sich gedacht haben. War es doch die FW, die kürzlich eine strategische Zusammenkunft der Oppositionsparteien auf Einladung der SPD telefonisch abgesagt hatte.

Nicht annulliert hatte auch Andreas Huber seine Teilnahme am Starkbierfest. Ihm als neuem Festredner kam schließlich die Hauptrolle des Abends zu. Der junge Ringseer hat als Ensemblemitglied des Volkstheaters in seinem Stadtteil Erfahrung als Mime, was er bei seiner Premiere eindrucksvoll und lautstark demonstrierte. Entsprechend kräftiger Beifall und Lob von allen Seiten erreichten ihn nach seinem rund einstündigen Vortrag. Beim Schreiben der Starkbier-Rede habe man sich dennoch Unterstützung geholt, verriet Nordbräu-Chefin Eva Christine Wittmann-Ott anschließend. Mitgewirkt am Politiker-Derblecken hätten Melanie Arzenheimer und als Ratgeber SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann, seinerseits gemeinsam mit Hermann Regensburger (CSU) zuvor über viele Jahre das Gesicht am Rednerpult zur Starkbierzeit.

Auf einem Tretroller kurvend und "Macht's Platz!" rufend verschaffte sich Huber Zugang zu seinem Publikum, erkletterte die Bühne, als hätte er es seit Jahren nicht anders gemacht und richtete sogleich eine Forderung an die versammelte Politik: Die Gelegenheit erschien günstig, für Ringsee, wo laut Huber eh einiges im Argen liegt, einen Dorfplatz zu beantragen. Ob daraus nach seinem bierseligen Rundumschlag etwas wird?

 

Immerhin sei das gute an Politikern auf Wahlplakaten, dass sie tragbar und schnell zu entfernen seien, höhnte er. Aus dem Audi Sportpark solle man angesichts des unerfreulichen Drittligadaseins des FCI einen Blumenpark machen, befand er. Dort könne Großgastronom Lorenz Stiftl zusammen mit Klubmaskottchen Schanzi Bioseminare anbieten. Tücken erwarteten die Besucher auf der Landesgartenschau (LGS), wusste Huber. Insektenhotels seien dort Mehrwertsteuerpflichtig und der Geldautomat der Sparkasse gebe Blüten aus. Der längst präparierte Alligator Maxl aus dem Zoo Wasserstern könne am See auf dem LGS-Gelände platziert werden - als echtes Schanzer Urviech neben Brigitte Fuchs und Sepp Mißlbeck.

Ingolstadts dritter Bürgermeister brauchte an dem Abend ohnehin ein dickes Fell. "Den Sepp haben sie letztes Jahr gleich dreimal nach China geschickt. Aber jedes Mal ist er wieder zurückgekommen. Das war schlechtes Timing. Wenn ihr ihn jetzt nach China geschickt hättet... ", witzelte Huber, das Coronavirus im Blick. Die leidigen Kammerspiele könne man doch aus dem 3-D-Drucker der THI zaubern oder in eines der ohnehin oft leeren Bierzelte auf dem Volksfest verlegen. Ein Jobangebot als Oberbürgermeister hatte Huber für den scheidenden Narrwalla-Präsidenten Robert Wegele dabei - sei er dann doch weiterhin von Narren umgeben. Ob es noch was bringt?

Immerhin solle die gesamte Stadtverwaltung - der digitale Wandel lässt grüßen - laut eines Geheimdokuments bis 2030 durch künstliche Intelligenz ersetzt werden. Für den jetzigen OB Christian Lösel stellte Huber aufgrund dessen gewisser Vorliebe für Fast Food dann einen Posten als Burger-Meister in Aussicht.

Michael Brandl