Zuchering
Eine Rarität in Zuchering

Osterrieder-Krippe in St. Blasius ausgestellt

21.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Zuchering (ok) Sie steht alarmgesichert hinter Glas. Denn die Osterrieder-Krippe in der Zucheringer Pfarrei St. Blasius ist etwas Besonderes. Seit wann die Krippe in St. Blasius steht, wissen weder Pfarrer Adolf Rossipal noch das Mesner-Ehepaar Ilse und Fritz Zrieschling. "Solange ich mich erinnern kann, also seit vielen Jahrzehnten", sagt der Mesner. "Ich weiß es aber auch nicht genau." Emil Schreiter, der zum Krippenteam der Pfarrei zählt, glaubt, die Krippe sei im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts nach Zuchering gekommen. "Es könnte kurz nach dem Ersten Weltkrieg gewesen sein. Eine Rechnung existiert auf jeden Fall nicht."

Die Kreation von Sebastian Osterrieder, als "Krippenwastl" bekannter Bildhauer aus Abensberg, zählt zum Ingolstädter Krippenweg, und ist täglich zu besichtigen. Pfarrer Rossipal sagt: "Die Kirche ist jeden Tag geöffnet." Zu sehen ist sie bis zum 8. Januar, dem Sonntag nach dem Heilig-Drei-König-Feiertag.

Osterrieder war Schüler von Adolf von Hildebrand, der Anfang des 20. Jahrhunderts für eine Renaissance der bayerischen Krippenkultur gesorgt hatte. Osterrieder lieferte Krippen auch nach Luxemburg, in die USA und nach Mexico City. Er fertigte Privatkrippen für Papst Pius X., Kaiser Wilhelm II. und Konrad Adenauer. Das größte Osterrieder-Werk steht im Linzer Dom.

Während des Jahres lagern die Figuren in Kartons verpackt in der Sakristei, die als Teil einer Ruine dargestellte Krippe ("Kaiserkrippe") passt in keine Schachtel, wartet abgedeckt in einem Schuppen auf den nächsten Advent. Moos und Äste halten ein paar Jahre, dann werden sie ausgewechselt.

"Figuren und Stall", weiß Rossipal, "sind allesamt original". Von den Figuren kann Schreiter erzählen: "Osterrieder hat zuerst Figuren geschnitzt und damit Formen hergestellt. Die Körper formte er dann um ein Drahtgestell, als Modelliermasse benutzte er den selbst kreierten, ,französischen Hartguss'."Die Kleider sind aus Stoff, "zum Teil hat der Künstler Lumpen verwendet", so Schreiter. Der Stoff wurde in Leimwasser getaucht und dann modelliert. Am Ende wurden sie handbemalt. Eine Reinigung der Figuren sei fast unbezahlbar, so Schreiter. "Noch zu D-Mark-Zeiten hätte die Arbeit an einer Figur 600 Mark gekostet."

Laut Pfarrer Rossipal haben schon viele Kinder die Krippe bewundert, die inzwischen erwachsen sind. Wer die Krippe noch nicht kennt, hat noch Zeit. Dann sollte man sich aber auch die Mühe machen und in die einzelnen Gesichter blicken. Jedes Einzelne scheint eine Geschichte zu erzählen.