Ehekirchen
Eine Option für neue Baugebiete

Bürger-Energie-Genossenschaft stellt in Ehekirchen das Konzept für ein kaltes Nahwärmenetz vor<?ZE>

22.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:18 Uhr

Ehekirchen (DK) Das scheint ja von der Begrifflichkeit her erstmal ein Gegensatz zu sein: kaltes Nahwärmenetz. Tatsächlich ist es das aber nicht, denn so werden Wärme- und Kältenetze mit einem geringen Temperaturniveau bezeichnet. Welche Vorteile das hat, wie Gemeinden und Bürger von dieser Idee profitieren können, wurde jetzt im Gemeinderat in Ehekirchen vorgestellt.

Zu diesem Zweck waren Manfred Rößle, der Vorsitzende der Bürger-Energiegenossenschaft (BEG) für die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Aichach-Friedberg und Eichstätt, sowie sein Mitarbeiter Matthias Haile nach Ehekirchen gekommen. Haile stellte zunächst vor, wie die BEG funktioniert und was ihr Ziel ist: Die aktuell 277 Mitglieder besitzen Anteile an der Genossenschaft und geben darüber Darlehen zur Finanzierung von Projekten. Die Einnahmen daraus gehen an die BEG, Zinsen und Rückzahlungen an die Mitglieder. Die Idee ist, mit der Verbreitung der Kalten Nähwärme die Energiewende mitzugestalten und die Energieversorgung direkt in die Bürgerhand zu geben.

Aber wie soll das funktionieren? Als Energiequelle für die Netze diene die Umweltwärme, referiert Manfred Rößle. Von Erdwärmesonden, die in unterirdischen Feldern angelegt werden, wird eine Sole durch ein ungedämmtes Rohrnetz zu den einzelnen Haushalten gepumpt. Der Hausherr nutzt das Wasser, um die hauseigene Wärmepumpe zu betreiben. Dabei wird dem Grundwasser Wärme entzogen und so das Gebäude damit versorgt. Die Pumpe wird durch Solarstrom mittels einer PV-Anlage auf dem Hausdach betrieben. Das abgekühlte Wasser wird wieder in das Netz eingespeist. Als Vorteile nennt Rößle unter anderem niedrige Investions- und Betriebskosten sowie Unabhängigkeit von Öl- und Gaspreisen für den Bauherrn. Die Kommunen könnten durch eine bessere Energiebilanz punkten. Der Betreiber - zum Beispiel die BEG oder aber die Gemeinde selbst - könne das Netz erweitern, habe ein zukunftssicheres Energiekonzept und langfristige Kostensicherheit. Und natürlich sei das Ganze äußerst positiv für den Umweltschutz, denn es werden regenerative Energien genutzt und es gäbe kaum CO2-Emmissionen bei der Wärmegewinnung. Ideal sei dies für Neubaugebiete, denn zum einen könne das Sondenfeld bei der Planung gleich eingeschlossen werden. Dies könne zum Beispiel unter einer Ausgleichsfläche oder auch unter dem Verkehrsnetz liegen. Zum anderen könnten die Kosten für die Verlegung der Sonden und Leitungen über die Erschließungskosten an die Grundstückskäufer weitergegeben werden. Beispiele solcher Netze sind etwa in Mainz, Darmstadt, Esslingen, Schifferstadt und Ingelheim in Betrieb.

Bei einer Kooperation mit der BEG würde diese die Öffentlichkeitsarbeit für die Kommune übernehmen, wie etwa Informationsveranstaltungen mit zukünftigen Hausbesitzern und die Aufklärung über das Kalte Nahwärmenetz sowie auch den Bauherren den Anschluss an das Netz mittels verschiedener Pakete anbieten. Solche Pakete könnten zum Beispiel von dem reinen Anschluss bis zum Komplettangebot inklusive Wärmepumpe, PV-Anlage und Batteriespeicher reichen.

Grundsätzlich zeigten sich die Ehekirchener Gemeinderäte sehr interessiert an dieser umweltfreundlichen Art der Wärmegewinnung. Dennoch kam ziemlich schnell die Frage nach der Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Ralf Wittmann wollte wissen, ab welchem Zeitpunkt man denn genau spare. Das ergebe sich auf lange Sicht, antwortete Rößle. Auch Paul Strixner zeigte Skepsis: Natürlich sei er für Umweltfreundlichkeit und das sei sicher ein gutes, interessantes Konzept, aber wenn man die Kosten über die Erschließung finanziere, müsse auch der zahlen, der das Netz eigentlich gar nicht wolle. Rößle gab zu bedenken: "Man muss sich mit der Welt von morgen beschäftigen."

In Burgheim gibt es wohl bereits Planungen für den Aufbau eines Kalten Nähwärmenetzes in Neubaugebieten. Bürgermeister Günter Gamisch fasste zusammen, die Kosten müssten verständlich dargestellt werden, aber insgesamt sehe der Gemeinderat die Idee positiv. Für zukünftige Baugebiete - die scheinbar schon wieder in Ehekirchen in der Planung sind - könne das Thema weiter verfolgt werden und man wolle damit auch nicht warten, bis Ende 2018 die Bürger-Informationsveranstaltung in Burgheim laufen werde. Vielleicht geht Ehekirchen ja mit dem Kalten Nähwärmenetz in Zukunft den Weg, umweltfreundliche Energie für den Bürger nutzbar zu machen.

Heidrun Budke