Riedenburg
"Eine Ode an Bob Marley"

Der Riedenburger Martin Zobel nimmt sein neues Album mit der Reggae-Legende Fully Fullwood in den USA auf

16.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:42 Uhr

Auf einer Wellenlänge waren Produzent Fully Fulllwood (links) und Sänger Martin Zobel während der Arbeiten am neuen Album. Auch Jennifer Washington von der Soulrise Band genoss die entspannte Atmosphäre im Studio. Einen Monat verbrachten die Musiker an der Westküste der Vereinigten Staaten - Foto: privat

Riedenburg (DK) Der Riedenburger Musiker Martin Zobel steht vor dem internationalen Durchbruch. Sein neues Album hat er in den USA aufgenommen. Am 18. Mai soll „Land of the Free“ erscheinen. Für die Arbeiten an der CD reisten er und seine Soulrise Band im vergangenen Jahr nach San Clemente ins Studio der Reggae-Legende Fully Fullwood.

Max Romeo, Peter Tosh und Bob Marley – auf den Spuren dieser weltberühmten Reggae-Stars wandert nun auch Martin Zobel. Kein Geringerer als Fully Fullwood, der auf Alben dieser Legenden zu hören ist, lud den Riedenburger und dessen Soulrise Band in sein Studio an der Westküste, gelegen zwischen Los Angeles und San Diego, ein. Der jamaikanische Musiker wurde unter anderem als Kopf der Soul-Syndicate Band bekannt, die bei einigen Songs von Marley mitgewirkt hat. Fullwood und Marley waren Nachbarskinder in Jamaikas Hauptstadt Kingston. Der im Jahr 1981 gestorbene King of Reggae war häufig bei Fullwood zum Mittagessen.

Im vergangenen Jahr wurde Zobel die seltene Ehre zuteil, mit dem inzwischen in den USA lebenden Produzenten zusammenarbeiten. Für den Riedenburger und seine Freunde bedeutete dies eine einmalige Chance. Der Aufenthalt in Kalifornien sei das Highlight seiner Karriere gewesen, berichtet Zobel.

„Das erste Treffen mit Fully Fullwood gab es im Januar 2011“, erinnert sich der Sänger und Gitarrist. Eigentlich besuchte er seine Schwester in den USA. Über einen Tourmanager habe er die Telefonnummer eines Musikers aus Kalifornien erhalten, den er unbedingt treffen sollte. Dieser habe ihn mit in Fullwoods Studio genommen. „Erst bei der Abfahrt hat er mir erzählt, zu wem wir fahren.“

Dem jungen Künstler aus dem Altmühltal wurde eine einstündige Audienz beim Chef eingeräumt. Doch daraus wurden satte acht Stunden. Denn der Jamaikaner war schwer beeindruckt von der Musik des Bayern. „Ich habe ihm Soul Revolution von meiner Promo-CD vorspielen dürfen.“ Fullwood sei sofort begeistert gewesen. Einziges Manko: Die Musik sei digital aufgenommen worden. Am Ende des Treffens bot der US-Produzent Zobel eine enge Zusammenarbeit an. „Ich bin baff gewesen“, gesteht der Riedenburger.

Im Oktober vergangenen Jahres reisten die Musiker in die USA, um ihr nächstes Album aufzunehmen. Sie wohnten bei einem Freund. „Jeden Morgen hat uns Fully mit seinem Tourbus abgeholt, und am Abend wieder zurückgebracht“, erzählt der Riedenburger. „Manchmal sind wir abends zusammengesessen und mussten uns kneifen.“

Die Arbeiten an der CD seien sehr entspannt verlaufen. Das ganze Material wurde live eingespielt, auf digitale Nachbearbeitung bewusst verzichtet. „Es ist dadurch natürlich nicht perfekt, aber die Stimmung während der Aufnahmen wird toll transportiert“, erklärt Zobel die Idee, die dahinter steckt. Fullwood habe bei den Sessions nur mitgeschnitten. „Wir hatten gar nicht das Gefühl, ein Album aufzunehmen“, beschreibt der Riedenburger die familiäre Atmosphäre im Studio.

Die erste Single-Auskopplung „Take it easy“ wurde auch als erstes Stück aufgenommen. Die Nummer soll zwei Wochen vor dem Album veröffentlicht werden. „Wir haben den Song im Studio nur einmal gespielt.“ Fullwood habe darauf bestanden, das Lied nicht noch einmal aufzunehmen. „Er meinte, es sei perfekt so, wie es ist.“

Das neue Album ist deswegen, so Zobel, „mehr Roots-Reggae denn je“. Seine bisherigen Veröffentlichungen seien im Vergleich dazu gar nicht so sehr in diesem Stil gehalten. Das bekannte Reggae-und-Dancehall-Magazin „RIDDIM“ schreibt daher, das neue Werk sei „möglicherweise das authentischste Roots-Album der gesamten deutschen Reggae-Geschichte.“ Genau das sei laut Zobel das Ziel gewesen, welches durch die analoge Aufnahme verfolgt wurde. „Die Stimmung vor Ort sollte vermittelt werden.“ Das neue Werk habe definitiv mehr Seele als die früheren und sei angenehm anzuhören.

Thematisch steht die Musik auf „Land of the Free“ unter dem Motto „Medizin für die Seele“. Sie soll Menschen über schicksalhafte Situationen hinweghelfen. Diese Kraft nach außen zu transportieren sei den Musikern ein großes Anliegen gewesen.

Außerdem dient die Platte als „Ode an die Legenden des Reggae“, bei denen sich Zobel auf diese Weise bedanken will. Musiker wie Peter Tosh und Bob Marley hätten nicht für Geld oder Ruhm gespielt, sondern der Musik wegen. „Reggae ist zwar nicht die hipste Musik, aber das Vermächtnis wird immer da sein.“ Im Song „They got soul“ behandeln die Musiker diesen Gedanken.

Der gesellschaftskritische Ansatz kommt ebenfalls nicht zu kurz. „Die Botschaft lautet, nur zusammen können wir etwas verändern.“ Insbesondere ein positiver Blick in die Zukunft liegt den Künstlern am Herzen. „Immer werden nur die schlechten Nachrichten gezeigt.“ Gute Neuigkeiten würden dagegen weitaus weniger beachtet.

Für Mai ist eine Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz geplant. Im September steht außerdem eine Tournee durch die USA auf dem Programm. „Fully hat etliche Ideen und Kontakte. Ich lasse das alles auf mich zukommen“, sagt Zobel. Möglicherweise gibt es sogar ein paar Auftritte in Südamerika, verrät er. In der zweiten Oktoberhälfte sind der Riedenburger und seine Soulrise Band ebenfalls unterwegs, dazu kommen Festivalauftritte.

Inzwischen hat es den 31-Jährigen nach Tübingen verschlagen, wo er derzeit sein eigenes Studio einrichtet. Dort können Zobel selbst, aber auch die Musiker seiner Raintonmusic-Agentur Platten aufnehmen. Außerdem kann er dort an Videos arbeiten. Das sei aber nur möglich, wenn er gerade nicht an neuen Songs arbeitet, oder auf Tour ist. „In letzter Zeit habe ich ein Musikvideo für einen Schweizer Künstler gemacht.“ Auch an Werbeclips oder Kinotrailern hat er bereits gearbeitet. Der Terminkalender von Martin Zobel ist prall gefüllt. „Fully sagt, seine Erwartungen sind bei weitem übertroffen worden.“ Es scheint, als sei das neueste Werk „Land of the free“ nur ein vorläufiger Höhepunkt.