Hilpoltstein
Eine Oase der Entschleunigung

Das Adventskonzert in der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche berührt die Gemüter

30.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Die Schwarzachauer Saitenmusik stimmt beim Adventskonzert in der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche ebenso auf die besinnliche Weihnachtszeit ein wie die Frankenbeidl, Organistin Christiane Hummel, das Blechbläserensemble der Musikschule oder auch Manfred Seitz mit seinen nachdenklichen Texten. - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Der Widerspruch offenbart sich jedes Jahr aufs Neue. Die stille Zeit vor Weihnachten lädt eigentlich dazu ein, sich zu besinnen. Aber gerade in jenen Wochen erreicht die Hektik einen Höhepunkt. Dennoch gibt es sie, die kleinen Oasen der Entschleunigung. Wie etwa am Sonntagabend beim Adventskonzert in der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche.

Mit über 400 Besuchern füllte sich zu der Veranstaltung das Gotteshaus in der „Stadt der Sterne“. Was das Publikum dann zu hören bekam, waren behutsam abgestimmte Beiträge dreier Ensembles, die im Wechsel mit der Orgel erklangen. Ihr kommt auch der Spendenerlös des Konzerts zugute.

Mit zwei pastoralen Werken wusste Organistin Christiane Hummel zunächst die Gemüter der Besucher sanft zu berühren. Das gelang aber auch den andere Ensembles. Zum Beispiel den Frankenbeidl, die mit ihrer Musik „a Licht in der dunklen Zeit“ leuchten ließen, wie eines der Stücke hieß. Die Schwarzachauer Saitenmusik ließ nicht nur mit einem „Adventsboarischen“ aufhorchen, sondern vor allem mit einer ebenso geschliffenen wie innig vorgetragenen, dreistimmigen Gesangseinlage: „Maria durch einen Dornwald ging“ hieß der Klassiker in einer einfühlsam auf das Wesentliche reduzierten Version.

In die Tiefen eines schottischen Sees wie auch der menschlichen Seele entführte ein Werk namens „Loch Lomond“, vorgetragen vom Blech-bläserensemble der Musikschule. Zwischen den einzelnen Stücken trat ein ums andere Mal Historiker Manfred Seitz ans Mikrofon. Nicht um zu dozieren, sondern mit besinnlichen Texten auf das nahende Christfest einzustimmen. Mit der Autorin Andrea Schwarz begab er sich auf in das „Abenteuer Advent“ und auf die Suche nach dem, was er den Menschen zu sagen hat. „Mitten im Dunkel den Stern zu sehen“, so eine der Antworten. Oder der Sehnsucht nach mehr Lebendigkeit und der Gegenwart Gottes im eigenen Leben mehr Raum zu geben.

Nicht nur die Tür des Adventskalenders, sondern auch die des eigenen Herzens zu öffnen – das empfindet die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, als eine „schöne Übung“ in der Weihnachtszeit. Sich auch mal anrühren lassen und sich zu fragen, wie denn das verschlossene Herz des anderen zu knacken sei. Bei solchem Ansinnen lieh Seitz der Theologin gern seine Stimme.

Seitz selbst sei auch angerührt worden, wie er bekannte. Und zwar von den Visionen einer Dominikanerin und Mystikerin, die just einen Tag nach den Weihnachtsfeiertagen des Jahres 1356 in Kloster Engelthal starb: Christine Ebner. Über ihren Tod erfuhr sie in einer Vision Gottes: „Du kommst bald an einen Ort, wo all dein Elend ein Ende hat. Der göttliche Strom, der von Mir auf alle fließt, der strömt auch in Dich und fließt wieder aus Dir.“ Seitz fragte sich da ganz offen, ob denn dieser Gnadenstrom auch zu ihm fließe und Gott „meine Adresse im Mailverteiler hat“, übersprang er sprachlich sieben Jahrhunderte.

„Klappt mein W-Lan oder werde ich von den Spams der Welt zugemüllt“, überlegte er sich, bevor er sich an ein weiteres Wort Ebners erinnerte. Ihr soll Christus gesagt haben: „Es gefällt mir in meiner Gottheit, dass ich Dir Gutes tue.“ Das sei auch für den heutigen Menschen die tröstliche Botschaft des Christuskindes, befand Manfred Seitz schließlich, „gehen wir auf Empfang!“

Nach weiteren Musikstücken endete dann „eine Stunde des Zurücklehnens, der Entspannung und der Stille“, so Bürgermeister Markus Mahl in seinem Schlusswort. Zu jener Stille hatte gleich zu Beginn auch Pfarrer Franz-Josef Gerner aufgerufen, der den eingangs erwähnten Widerspruch derzeit am eigenen Leibe erfährt. Denn für ihn ist in diesen Tagen natürlich Hochsaison. Zum anderen aber appelliert er zugleich, sich auf Gott zu besinnen und in Stille „auf den zu hören, der da kommen soll.“ Das Adventskonzert in der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche jedoch, soviel darf als sicher gelten, hat die Ohren des Herzens schon einmal weit geöffnet.