Neuburg
Eine Million Tonnen Erde per Bahn

Aushub aus Stuttgart für Kiesweiher - Neuburger Industriegleis soll reaktiviert werden

13.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr

Die Seenlandschaft zwischen Zell, Obermaxfeld und Karlshuld soll nicht entscheidend weiterwachsen. Die Behörden verlangen bei weiterer Ausbeutung die Verfüllung bestehender Wasserflächen. Das erfordert erhebliche Mengen von unbelastetem Erdmaterial. ‹ŒArch - foto: r

Neuburg (r) Das Neuburger Industriegleis war schon tot, jetzt soll es reaktiviert werden - sogar von der Deutschen Bahn. Beim Bau des Kopfbahnhofs Stuttgart 21 fällt viel Aushub an, er soll zur Verfüllung von Kiesseen verwendet werden. Von einer Million Tonnen und fünf, sechs Jahren ist die Rede.

Das Thema ist jetzt in der Stadtpolitik gelandet. Im Finanzausschuss berichtete Stadtkämmerer Markus Häckl vom Besuch eines Bahn-Mitarbeiters und einem Ortstermin am Industriegleis. Die Anlagen im Industriegebiet Grünau könnten wieder in betriebsbereiten Zustand versetzt werden. Die Deutsche Bahn sei interessiert, diese Aufgabe übernehmen, sie ermittle jetzt die Kosten.

Der Stadtbauhof hat noch einen Mitarbeiter mit Betriebsleitererfahrung in seinen Reihen. Sollte der Aushub-Transport tatsächlich zustande kommen, will die Stadt die Betriebsleitung jedoch an die Bahn abgeben. Sie müsste dann das Gleis in eigener Verantwortung betreiben. Als Gebühr für die Benutzung verlangt die Stadt zehn Euro pro Waggon. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das städtische Industriegleis zumindest in Teilen wieder auf Vordermann gebracht wäre. Die Kiesunternehmer müssten den Aushub im Industriegebiet Grünau abholen und mit Lastwagen zu ihren Standorten transportieren. Als Alternative wird der Güterzugtransport bis zum Bahnhof Ingolstadt bezeichnet.

Beim Aushub aus Stuttgart handle es sich um unbelastetes Z 0-Material - für das Wasserwirtschaftsamt eine unabdingbare Voraussetzung zur Genehmigung einer Verfüllung. Die Kiesunternehmen Wittmann, Rathei und Donaumoos Kies GmbH dürfen neue Flächen nur ausbeuten, wenn im gleichen Zug verfüllt wird. Die Luftwaffe lehnt zusätzliche Wasserflächen wegen Gefahr des "Vogelschlags" für die Eurofighter des Flugplatzes Neuburg-Zell ab.

Die Stadtpolitiker begrüßen in einer ersten Stellungnahme den Aushub-Transport über die Bahn. Es wäre "eine sehr gute Entwicklung, die der Bahn und den Kiesfirmen dient", findet Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Die Stadt hatte ihr Industriegleis 2014 endgültig stillgelegt. Keine Fabrik mehr wollte es mit Güterzügen benutzen. Es sei "ein vorausschauender Beschluss" gewesen, die Gleise nicht herauszureißen. Ein wesentlicher Teil der Schienen sei bereits mit Betonschwellen ausgestattet worden. Das Baugewerbe benötige den Rohstoff Kies, sagt CSU-Fraktionschef Alfred Hornung, "deshalb sollte man diese Chance einer verträglichen Verfüllung jetzt unbedingt nutzen."