Eichstätt
Eine Lust für jedes Auge

Neue Ausstellung des Künstlertrios Georg Fieger, Helmut Reuter und Stefan Weyergraf gen. Streit

05.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:52 Uhr
Bilder, die Geschichten erzählen und zum Verweilen einladen: Mit vielen kleinformatigen Kunstwerken beeindruckt Stefan Weyergraf sein Publikum in der Johanniskirche. −Foto: Reuter/Kusche

Eichstätt (EK) Zum neunten Mal präsentieren drei gut bekannte Künstler aus der Eichstätter Region ihre Werke in einer gemeinsamen Ausstellung: Unter dem Titel "Augenlust" haben die Künstler Georg Fieger, Helmut Reuter und Stefan Weyergraf gen. Streit ihre vielfältigen Kunstwerke zusammengestellt.

Die Vernissage am Mittwochabend erfreute sich eines großen Publikums: über 200 interessierte Gäste waren der Einladung in die Johanniskirche gefolgt.

"Freude, Leben, Schönheit, Ästhetik, Spannung" - die weit über 200 präsentierten Werke des Künstlertrios rufen eine Vielzahl positiver Gedanken und Begriffe hervor, die schon bei der bloßen Betrachtung Lust und Genuss bereiteten, so führte Maria Lechner, Kulturbeauftragte des Eichstätter Stadtrats, in ihrer Begrüßung in die Ausstellung ein. Doch nicht allein die Freude am Anschauen der facettenreichen Bilder stehe dabei im Vordergrund, sondern vor allem die Lust auf Tiefe und Tiefgang: "In einer Zeit, in der wir voller Sattheit und oftmals auch voller Frustration, Angst und Unsicherheit sind, braucht es den Blick in die Tiefe", sagte Lechner. Fantasiebilder, Porträts, Naturaufnahmen, religiöse Auseinandersetzung, Szenerien aus dem Alltag und aller Welt - sie lassen uns in einen Dialog zwischen Innen und Außen treten, der uns schließlich zu uns selbst führen könne, so Lechner.

In einer launigen Rede ging auch Alan Brooks, Kunstpädagoge an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Solotänzer und Choreograph, auf die Ausstellung ein. Er nahm Bezug auf das Zitat Leonardo da Vincis, nach dem "Kunst nie fertig, sondern nur aufgegeben" sei - ein Ausspruch, der Brooks zu Beginn seiner Auseinandersetzung mit Kunst sehr frustriert habe. Inzwischen jedoch betrachte er diese Sichtweise als etwas Wunderbares: "Sie bietet die Chance, den Blick mit der Freiheit der eigenen Position auf das Kunstwerk zu richten", so der Kunstpädagoge. Das Publikum forderte er eindringlich auf, mit Offenheit und Neugier an die Kunstwerke in der Johanniskirche heranzutreten und sie als Geschenke zu betrachten.

Sichtlich beeindruckt ließen die Gäste dann auch die große Zahl der höchst unterschiedlichen Werke auf sich wirken. Gleich im Mittelgang der Johanniskirche hatte Stefan Weyergraf zwei seiner großformatigen farbintensiven Ölgemälde arrangiert und das Kirchenschiff mit innen aufgestellten Stellwänden noch einmal unterteilt. Dass die Ausstellung zu einer "Augenlust" wurde, dazu trugen auch die vielen kleinformatigen farbenfrohen Arbeiten Weyergrafs bei, die er rechts und links des Kirchenraums auf dem hohen Mauersims arrangiert hat und die damit ein buntes und fröhliches Bild für die gesamte Ausstellung boten. Dabei war es dem Adelschlager Künstler und Theologen, der vor allem für seine religiösen Bilder große Bekanntheit erlangt hat, hervorragend gelungen, die über 200 Arbeiten des Trios abwechslungsreich und sich gegenseitig inspirierend anzuordnen.

Die drei Künstler, die schon eine sehr lange Freundschaft verbindet, hatten sich dem Ausstellungsthema mit ihren jeweils höchst unterschiedlichen künstlerischen Schwerpunkten wieder aus unterschiedlichen Richtungen genähert. Viele Besucher verweilten lange vor den faszinierenden Kunstfotografien von Helmut Reuter, der bei einer Radreise im September am Lago Maggiore zufällig in die Feierlichkeiten des "Internationalen Schornsteinfegertreffens" mit über 1000 Schornsteinfegern geriet und unzählige gut gelaunte Kaminkehrer aus aller Welt vor die Linse bekam. Nicht weniger beeindruckend sind Reuters Fotografien aus dem Tessiner Versazca-Tal, wo sich smaragdgrünes Wasser unter alten Steinbrücken, wie zum Beispiel der berühmten "Ponte dei Salti" aus dem 17. Jahrhundert, seine Wege in den Lago Maggiore sucht.

Stefan Weyergraf gen. Streit ist, wie er selbst schmunzelnd berichtete, einfach ohne große Pläne oder feste Ideen im Kopf der Lust am Malen gefolgt und hat auf diesem Wege wunderbar lebendige Ölbilder voller Fantasie und Tiefgang, voller Geschichten und Geschehnissen kreiert. Es ist eher sein "Bauchgefühl" als eine konkrete Vorstellung, mit dem der freischaffende Künstler und Theologe Weyergraf seine Kunstwerke anfertigt: "Ich stelle mich einfach hin und lasse die Bilder "herausfließen", erklärte er schmunzelnd. Es gebe auch mal kleine Bosheiten in seinen Werken, so bei dem Bild "Selbstanbetung", auf dem ein Geistlicher seine Hände zum Gebet nach innen - zu sich selbst hin gerichtet - gefaltet hat, oder bei einem Bild vom Neuen Weg, wo er ein Paar entdeckte, das in der Sommerhitze seine Jutetaschen als Sonnenschutz auf die Köpfe gestülpt hatte.

Georg Fieger setzt sich in seinen bewährt zart-floral gehaltenen Werken mit der zentralen Frage auseinander: Wie kommt das Böse auf die Welt? Dabei widmet er sich in seinen außergewöhnlichen Arbeiten in diesem Jahr vor allem den drei Frauen, die das Frauenbild der Kirche am stärksten geprägt haben: Eva, Maria und Maria Magdalena. Eva, die "Zweiterschaffene und Erstverführte", die aus der Rippe von Adam Erschaffene, die zuerst vom Baum der Erkenntnis isst, Maria dagegen, die "reine Magd", Mutter und Erlöserin, sowie Maria Magdalena, Sünderin und Geächtete, die Jesus mit ihren Haaren die Füße säubert und von der er sich berühren lässt - mit diesen Bildern arbeitete Fieger höchst kreativ und beeindruckend und versucht, der Frage nach dem Bösen in der Welt künstlerisch auf die Spur zu kommen.

In einem solch vielfältigen und inspirierenden Ambiente nahmen sich die Gäste der Vernissage besonders viel Zeit, um die facettenreiche Kunstwerke in Ruhe und bei einem guten Gespräch zu begutachten.

Dagmar Kusche