Ingolstadt
Eine Liga mit vielen Traditionsvereinen

18.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:27 Uhr

−Foto: Ziegler

Ingolstadt (DK) Am Mittwoch um 10 Uhr versammelt der neue Trainer des FC Ingolstadt, Jeff Saibene, erstmals seinen Kader um sich. Nach neun Jahren starten die Schanzer wieder in der 3. Liga. Das erwartet den FCI nach dem Abstieg.

Ein Blick auf die Landkarte verrät es sofort – ein Spaziergang wird die 3. Liga für den FC Ingolstadt auf keinen Fall. Sechs Ostklubs, weite Reisen, ambitionierte Aufsteiger aus der Regionalliga und ganz, ganz viel Tradition. In der 3. Liga tummeln sich zehn einstige Bundesligisten, und gar 18 der 20 Vereine spielten bereits in der 2. Bundesliga. Lediglich das U 23-Team von Bayern München, das ohnehin nicht darf, und die 1994 gegründete SG Sonnenhof Großaspach aus der württembergischen 8000-Seelen-Gemeinde Aspach spielten noch nicht in den beiden höchsten Profi-Ligen.


Wenn Jeff Saibene, der 50-jährige neue Trainer des FC Ingolstadt, mit den  Schanzern heute in die  Saisonvorbereitung startet, wird er seine Schützlinge darauf vorbereiten, dass sie ein Hauen und Stechen erwartet. Immerhin neun Kontrahenten tummelten sich in ihrer Historie länger im Profifußball als die Ingolstädter. Ein Überblick, was die Schanzer  in der neuen Saison  erwartet. 

 

1. FC Magdeburg

Nach nur einer Saison in der 2. Bundesliga muss der  größte Sportverein Sachsen-Anhalts  wieder neu aufbauen. Der 52-jährige Trainer Stefan Krämer wurde dafür als Nachfolger von Michael Oenning auserkoren.  Der 52-Jährige baut nach dem Abgang fast der gesamten Mannschaft auf junge Kräfte um das Herthaner Sturmtalent Anthony Roczen (19) und den erfahrenen Mittelfeldstrategen Jurgen Gjasula (Cottbus). Doch Präsident Peter Fechner sagt: „In drei Jahren wollen wir spätestens wieder in der 2. Bundesliga sein.“ Die Zuversicht und Treue der Fans ist groß. Bereits jetzt wurden 10 000 Dauerkarten verkauft.

 

MSV Duisburg

Der Kader des Zweitliga-Absteigers gleicht noch einer großen Baustelle. Erst 17 Profis stehen unter Vertrag. Zudem müssen die „Zebras“ sparen. Für die Lizenz konnten sie eine Finanzierungslücke von drei Millionen Euro schließen – die Stadt half bei der Stadionmiete mit.  Zudem bleibt immerhin  der bundesligaerfahrene Stürmer Moritz Stoppelkamp erhalten. 

 

Hallescher FC

Der Vierte der vergangenen Saison, der lange um die Aufstiegsplätze mitkämpfte, hat  einen Wettanbieter als neuen  Trikotsponsor gewonnen, der 400 000 Euro einbringen  und eine Etatanhebung auf 7,2 Millionen Euro ermöglichen soll. Dennoch verliert Trainer Torsten Ziegner mit Innenverteidiger Moritz Heyer (Osnabrück) eine Stütze des Teams.

Würzburger Kickers

Trainer Michael Schiele, der mit den Unterfranken zweimal Fünfter wurde, muss sein Team umbauen. Mit Stürmer Orhan Ademi (Braunschweig) und Mittelfeldspieler Simon Skarlatidis (Kaiserslautern) büßt er zwei torgefährliche Kräfte ein. Dazu zieht es  Torwart Patrick Drewes nach Bochum. Ob die Würzburger, die ihre U 23-Mannschaft aus Kostengründen aufgelöst haben, sich personell gleichwertig ergänzen können, ist  offen.

 

Hansa Rostock

Sportvorstand Martin Pieckenhagen und Trainer Jens Härtel stehen  wieder vor einem personellen Wechselspiel. 13 Spieler, darunter Kapitän Oliver Hüsing und Torhüter Ioannis Gelios, haben den Vorjahressechsten verlassen. Zehn Neue sind schon gekommen. 

 

FSV Zwickau

Der bisherige Kapitän Toni Wachsmuth tritt als Sportdirektor in die großen Fußstapfen von David Wagner, der nach zehn Jahren aufhört. Christopher Handke (Magdeburg) soll Wachsmuth als Abwehrchef beerben. Trainer Joe Enochs will die Sachsen auch in der vierten Saison in der 3. Liga halten. 

 

Preußen Münster

Der  37-jährige Malte Metzelder, Bruder von Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder und früherer FCI-Profi, verdient sich beim verschuldeten Traditionsklub seit April 2017 seine ersten Sporen als Sportchef. Mit dem neuen Trainer Sven Hübscher (Werder Bremen II) muss er einen Umbruch bewältigen. 

 

1. FC Kaiserslautern

Die traditionsreichen „Roten Teufel“ haben wieder einmal turbulente Wochen hinter sich. Sport-Geschäftsführer Martin Bader hat mit dem Luxemburger Unternehmer Flavio Becca einen Deal ausgehandelt, der dem Verein langfristig Investitionen von bis zu 25 Millionen Euro in Aussicht stellt. Wann das Geld fließt, ist aber noch unklar. Zunächst übernimmt Becca wohl eine Bürgschaft für ein 2,6 Millionen-Darlehen. „Mein Ziel war es nie, hier ausschließlich den Feuerwehrmann zu spielen, sondern langfristig den Verein zu begleiten und mit ihm in die Bundesliga zurückzukehren.“, erklärte  Becca, dessen Einstieg im FCK-Beirat aber nur mit 3:2 Stimmen abgesegnet wurde – weitere Turbulenzen beim vierfachen Deutschen Meister sind absehbar. 

 

SpVgg Unterhaching

Torjäger Stephan Hain ist nach seiner Syndesmosebandverletzung noch in der Reha. Aber ansonsten kann Trainer Claus Schromm, der bei der Spielvereinigung bereits in seine fünfte Saison geht, auf ein eingespieltes Team bauen, zu dem nun auch der Ex-Ingolstädter Verteidiger Paul Grauschopf  zählt.  Präsident Manfred Schwabl führt den Klub seit  2012 mit ruhiger Hand. 

 

KFC Uerdingen

Kevin Großkreutz, Dominic Maroh, Stefan Aigner, Maximilian Beister – die Liste der Ex-Bundesliga-Profis bei den Krefeldern ist lang. Trotzdem verschlang der Kader des ambitionierten Investors Mikhail Ponomarev, der früher bei der Düsseldorfer EG im Eishockey mitmischte, in der vergangenen Saison fünf Trainer. Nun soll Heiko Vogel das schlechteste Rückrundenteam der vergangenen Saison wieder aufpäppeln.  

 

1860 München

Wenn es nicht so traurig wäre, käme man im Komödienstadel der Löwen wohl vor Lachen kaum zum Schnaufen. Doch weil Investor Hasan Ismaik weiter im Dauerclinch mit den Vereinsorganen liegt, potenzielle Sponsoren blockiert sind und Trainer Daniel Bierofka  sich von seiner Liebe trotz wiederkehrender Drohungen offenbar nicht lösen kann, geht das immerwährende Chaos weiter – mit offenem Ausgang. Zugänge für den dünn besetzten Kader, der  mit Ex-FCI-Profi Stefan Lex, Semi Belkahia und Quirin Moll drei Langzeitverletzte verkraften muss, stehen parat, aber Ismaik verknüpft eine Finanzspritze  mit einem Darlehen, was für den Klub nicht akzeptabel erscheint. Also ruhen die Hoffnungen weiter auf dem 34-jährigen Sascha Mölders.

 

SV Meppen

Trainer Christian Neidhart ist nicht zu beneiden. Mit Nick Proschwitz verliert er nach Benjamin Girth zum zweiten Mal in Folge seinen Top-Torjäger. Julius Düker (Paderborn) ist als Nachfolger auserkoren. Nicolas Andermatt, Sohn des ehemaligen Schweizer Nationalspielers und jetzigen Aufsichtsrats bei Hannover 96, Martin Andermatt, soll das Mittelfeld verstärken. 

 

FC Carl Zeiss Jena

Geschäftsführer Chris Förster musste bis zur letzten Minute um die Lizenz kämpfen. Noch fehlt ein Trikotsponsor, aber Trainer Lukas Kwasniok hat mit Nico Hammann (Magdeburg, 31) und Marian Sarr (Dortmund II, 24) wenigstens zwei erfahrene Defensivkräfte dazubekommen.

 

SG Sonnenhof Großaspach

Trainer Oliver Zapel probiert’s im zweiten Anlauf noch mal. 2017 hatte der jetzt 51-Jährige den Dorfklub trotz eines laufenden Vertrags verlassen, jetzt kehrt er zurück. Großaspach geht bereits in seine sechste Drittligasaison, verliert aber Torjäger Zlatko Janjic. 

 

Eintracht Braunschweig

Was für ein  Paukenschlag! 24 Stunden vor dem Trainingsauftakt verließ Trainer Andre Schubert, der den Klub  vor dem Absturz in die Regionalliga bewahrte, die „Löwen“ und wechselte  nach Kiel. Dabei hatte er mangels Sportdirektor noch den Kader zusammengestellt und mit Nick Proschwitz (Meppen), Rückkehrer Orhan Ademi (Würzburg),  Martin Kobylanski (Münster) oder  dem nun fest verpflichteten Leihspieler Leandro Putaro (Bielefeld) vermeintlich gut besetzt. Allerdings wechselt der Ex-Schanzer Philipp Hoffmann als bester Torschütze zum Karlsruher SC.

 

FC Bayern München II

2008 waren die Bayern noch Gründungsmitglied der 3. Liga. Doch seit dem Abstieg 2011 versuchten sie vergeblich, wieder zurückzukommen. Trainer Holger Seitz gelang es, doch wird ihn der 37-jährige Sebastian Hoeneß, Neffe von Bayern-Chef Uli Hoeneß, ablösen. Defensivallrounder Nicolas Feldhahn (32) und Mittelfeldorganisator Maximilian Welzmüller (29) sollen das junge Team führen. Torjäger Kwasi Wriedt steht aber vor dem Absprung.

 

SV Waldhof Mannheim

Nach 16 Jahren Viertklassigkeit und drei vergeblichen Anläufen in der Relegation klettert  der Ex-Bundesligist wieder nach oben. 3000 Dauerkarten haben die euphorisierten Fans bereits geordert. Präsident und Mäzen Bernd Beetz, seit 2016 am Ruder, will den Verein zurück zu altem Glanz führen: „Mein Ziel war von Beginn an, Waldhof in die 2. Bundesliga zu führen.“ Trainer Bernd Trares und der Sportliche Leiter Jochen Kientz (beide früher bei 1860 München) dürfen bei Verpflichtungen hoch ins Regal greifen. 

 

FC Viktoria Köln

Pavel Dotchev (53) ist mit 210 Spielen der Drittliga-Experte unter den Trainern. Der Deutsch-Bulgare soll nach dem Abstieg von Fortuna nun die Viktoria als Kölns zweite Kraft im Fußball etablieren. Sein verlängerter Arm auf dem Feld ist Kapitän  Mike Wunderlich. Der 33-Jährige  hat in 243 Einsätzen in den vergangenen acht Jahren 153 Tore erzielt. Nun soll er das auch eine Liga höher tun.  Bereits seit 11. Juni bereitet Dotchev, der mit Paderborn (2005) und Aue (2016) den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hat, den einstigen Messepokal-Teilnehmer (1962/63 unter Hennes Weisweiler) auf die neue Saison vor.

 

Chemnitzer FC

Trotz eines laufenden Insolvenzverfahrens und der Turbulenzen um den verstorbenen Neonazi Thomas H., den die Chemnitzer Fankurve feierte, kehrten die  Sachsen souverän in die 3. Liga zurück. Mit 15 Siegen am Stück schaffte Trainer David Bergner mit seinem Kapitän Dennis Grote und Torjäger Daniel Frahn den sofortigen Wiederaufstieg.  Bisher hat Sportdirektor Thomas Sobotzik (früher Eintracht Frankfurt) 20 Spieler unter Vertrag.

 

Gottfried Sterner