Pfaffenhofen
Eine Leiche zum Hauptgang

Beim Pfaffenhofener Krimi-Dinner gehen 80 Gäste auf Mörderjagd und gestalten die Handlung mit

05.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

"Bitte verschonen Sie mich": Schlangentänzerin Jaqueline (links) - gespielt von Adrian Klein - fleht bei ihrem Mörder um Gnade. Die Rollen hat sich das Publikum erdacht. - Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (ah) Nervenkitzel zu Carpaccio und Schweinefilets. "Das Kriminal Dinner" hat am Freitagabend im Straßhof in Pfaffenhofen zwischen den Gängen ein spannendes und witziges Improvisations-Theater inszeniert.

Keine Bühne, keine Kulisse, kein fertiges Drehbuch; in der Mitte des Straßhof-Festsaals nur ein kleiner Tisch mit vier Stühlen und ein paar Theater-Utensilien: Hüte, Mützen, Sonnenbrillen, Feder-Kopfputz, ein Kartenspiel. Und jetzt? 80 Gäste waren am vergangenen Freitagabend gekommen, um bei einem dreigängigen Dinner Improvisations-Theater zu erleben und mitzugestalten.

Denn jetzt war's an den Gästen, eine Handlung zu erfinden. "Wo soll denn unser Krimi stattfinden", fragten die beiden Schauspieler Tobias Zettelmeier (30) und Adrian Klein (29) in die neugierige Runde. "Auf dem Bauernhof? Oder in einer Gaststätte" Nein, langweilig. "Im Knast", schlug einer der Gäste, passenderweise im Ringelshirt, vor. Und wo im Knast? "Im Wäschekeller." Okay. Und welche Personen brauchen wir dazu? Die Gäste, gestärkt vom Aperitif, ließen ihrer Fantasie freien Lauf: Klar, einen kaltschnäuzigen Gefängnisdirektor, dann einen fiesen Mafiosi, einen unterwürfigen Gefängnis-Gärtner und warum nicht auch eine laszive Schlangentänzerin, die, vom Arbeitsamt geschickt, im Knast ein wenig für Stimmung sorgen sollte. Der - imaginäre - Vorhang konnte sich heben: "Guten Abend, meine lieben Häftlinge", begrüßte Adrian Klein alias Gefängnisdirektor Dr. Grünberg die Straßhof-Gäste.

"Unsere Zuschauer", verriet Tobias Zettelmeier in einer Pause, "entwerfen nicht nur die handelnden Personen, sondern auch, wie sie miteinander in Beziehung treten, wie die Handlung verläuft." Die Stichworte erfragten sich die beiden Akteure beim Publikum.

Ein wilder Plott nimmt Fahrt auf: Dr. Grünberg, der mit Anabolika handelt ("Bei unseren Häftlingen sehr begehrt!"), feuert seinen Gärtner, der auf Rache sinnt, legt sich mit Don Luca, dem Mafiosi an, der sich in Jaqueline, die Schlangentänzerin, verguckt hat.

Nach der Vorspeise, zu der Straßhof-Geschäftsführer Stefan Leopold bezeichnenderweise blutrotes Rote-Bete-Carpaccio mit Käsekrapferln und Apfelchutney servieren ließ, passierte dann der Mord. Wer das Opfer war, durfte wiederum das Publikum entscheiden. Blöd für Jaqueline: Die Gäste senkten über sie den Daumen. Und so entging ihr das zartrosa gebratene Schweinefilet an Sherry-Morchelrahm mit Fingermöhren und Selleriepüree.

Kein Krimi ohne Staatsanwalt und Gerichtsmediziner: Zwei Gäste bekamen vom Requisiten-Tisch Telefone gereicht, um mit dem ermittelnden Polizeibeamten Informationen auszutauschen. Gab's Zeugen? Ja, zum Glück. Die Köchin, gespielt von Claudia Neufeld, die eine Karte für das Krimi-Dinner geschenkt bekommen hatte und aus Palzing nach Pfaffenhofen gekommen war, hatte nachts "schwere Schritte" gehört.

Damit war Don Luca überführt. Detailliert demonstrierte er, wie er Jaqueline ins Jenseits gefördert hatte. Seine Pritsche wurde in den Hochsicherheitstrakt verlegt. Das Dessert, Bayrische Creme mit Himbeermark, blieb ihm versagt.