Wolnzach
Eine Kosten-Nutzen-Frage

Umgestaltung der Siegelhalle käme auf 5,8 Millionen Euro Gemeinderat diskutiert Alternativen

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Wolnzach (WZ) Ein "All-inclusive-Umbau", nur eine rein energetische Sanierung oder gar ein Neubau? Welchen Weg man bei der Umgestaltung der Siegelhalle zur Kulturhalle geht, ist eine Kosten-Nutzen-Frage, da war sich der Gemeinderat am Donnerstag einig - in einer erfreulich sachlichen Sitzung.

Und die hatte im Wesentlichen nur zwei Tagesordnungspunkte: neben der Hähnchenmast in Eschelbach (siehe gesonderter Artikel) gehörte der Abend ganz den Plänen für die künftige Nutzung der Siegelhalle als Kultur- und Vereinsstätte. Der beauftragte Architekt Udo Talke präsentierte den Planungsstand und die geschätzten Kosten. Letztere sind, das schickte Bürgermeister Jens Machold (CSU) voraus, "der eigentliche Pferdefuß" an der Sache. Die Umgestaltung der Halle, basierend auf dem bereits vorgestellten Entwurf vom Frühjahr, käme nach Talkes Schätzungen auf 5,8 Millionen Euro. Das wäre ein "All-inclusive-Paket" mit energetischer Sanierung, Abtrennung und Ausbau des östlichen Hallendrittels mit multifunktional nutzbarem Veranstaltungsraum, Garderobe, Catering-Küche, Technik- und Lagerräumen sowie außen angedockten Bauteilen für sanitäre Bereiche, Umkleiden, Werkstatt - plus neu gestaltetem Außenbereich mit einer Freilichtbühne mit 370 Sitzplätzen, Terrasse und neuen, barrierenfreien Eingängen.

Angesichts der hohen Kosten wurden auch noch andere Varianten untersucht: Würde man die ganze Halle nur energetisch sanieren und auf den Ausbau des einen Hallendrittels verzichten, käme man auf 2,8 Millionen Euro, zusammen mit den Außenanlagen in der von Landschaftsarchitekt Norbert Einödshofer vorgestellten Form auf 3,2 Millionen Euro. Ein Neubau in vergleichbarer Form würde laut Udo Talke geschätzte acht Millionen Euro kosten (inklusive Abbruch der alten Halle).

"Das sind schon finanzielle Hausnummern" eröffnete Machold die Diskussion. Eines sei für ihn klar: Bei einer weiteren Nutzung des rund 30 Jahre alten Gebäudes - es wurde ja nicht als Veranstaltungs-, sondern als Hopfensiegelhalle gebaut - sei eine energetische Sanierung unverzichtbar. Unverzichtbar ist für Machold aber auch die Halle an sich für Veranstaltungen und Vereinsnutzung. "Anderen Kommunen fehlen solche Hallen", sagte er. Dazu komme die Lärmproblematik am Volksfestplatz: Die Gemeinde wolle mit Rücksicht auf die Nachbarn die Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle reduzieren, das könne man mit der Siegelhalle langfristig erreichen.

In der anschließenden Diskussion kamen alle Szenarien ins Gespräch. Auch ein Neubau, für den Werner Hammerschmid (SPD) "aus dem Bauch heraus" plädierte, eventuell auch an anderer Stelle in der Gemeinde. Nicht anfreunden konnte sich damit Kathi Gmelch (CSU). "Es ist doch eine funktionale, ausbaufähige Halle da", sagte sie. "Und wir haben in der Gemeinde ja noch andere Aufgaben zu bewältigen." Am Standort sollte man auch nach Ansicht ihres Fraktionskollegen Karl Straub nicht rütteln. Der sei mit Autobahn, Gymnasium, Sportzentrum und guter Infrastruktur "nicht schlecht angelegt". Geteilter Meinung waren die Räte auch über Hammerschmids Vorschlag eines Architektenwettbewerbs, den Peter Rech (FDP-UW-BGW) unterstützte.

Möglich wäre auch ein sukzessives Vorgehen, das bestätigte Udo Talke auf Anfrage von Willi Kling (Die Grünen). Das heißt: Die Siegelhalle würde erst einmal energetisch saniert, dann könnte man in den Folgejahren nach Bedarf und Wünschen weitermachen. "Das wäre ein guter Weg", meinte nicht nur Max Weichenrieder (CSU). Florian Werther (FW) wünschte sich dazu vom Planer aber noch mehr Kosteninformationen.

Für eine energetische Sanierung bekäme man laut Bürgermeister Machold 230 000 Euro Tilgungszuschuss, bei allem müsse man auch die "sehr sehr günstigen Darlehen" bedenken. "Gerne mitnehmen" würde man natürlich auch die 200 000 Euro aus dem Leader-Fördertopf, die für das Projekt abgeschöpft werden könnten; hier müsse man je nach Planung noch einmal verhandeln.

Man will in Sachen Kulturhalle etwas machen, entscheidend ist der Kosten-Nutzen-Faktor - das kristallisierte sich als Tenor heraus. Mathias Boeck (FDP-UW-BGW) formulierte es so: "Es geht nicht um eine Million mehr oder weniger, sondern um die Frage, welchen Nutzen Gemeinde und Bürger haben." Einig war man sich, dass man mit so einer Halle im weiten Umkreis ein "Alleinstellungsmerkmal" hätte. Sie könnte nicht nur von Vereinen genutzt, sondern auch für Veranstaltungen vermarktet werden. "Das wäre eine Win-Win-Situation", meinte Karl Straub.

Hausaufgaben haben nun die Fraktionen zu machen: Sie werden sich in den nächsten Wochen eine Meinung bilden, dann kommt das Thema wieder in den Gemeinderat. "Dann werden wir sehen, wo die Reise hingeht", so Machold. Nicht nur er bedankte sich für die ausgesprochen konstruktiven Gespräche. Martin Schlicht (SPD) ging noch weiter: "Das hat heute mal richtig Spaß gemacht."