Abenberg
Eine königliche Kandidatin

Susanne König möchte in Abenberg Bürgermeisterin werden - Horst Arnold bei SPD-Empfang zu Gast

17.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:37 Uhr
Horst Arnold trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Abenberg ein. Darüber freuen sich der stellvertretende Kreisvorsitzende Marcel Schneider, Abenbergs Bürgermeister Werner Bäuerlein, Kreisvorsitzender Sven Ehrhardt, Abenbergs neue Bürgermeisterkandidatin Susanne König und Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz (von links). −Foto: Tschapka

Abenberg (HK) Es war ein schwieriges Jahr für die SPD. Das wurde beim Neujahrsempfang des Kreisverbands der SPD Roth im SV-Sportheim in Abenberg deutlich. Immerhin zog mit Sven Ehrhardt nach zehn Jahren wieder ein hiesiger Sozialdemokrat in den Bezirkstag ein, Ehrhardts Stellvertreter Marcel Schneider hingegen schaffte den Sprung in den Landtag nicht. Aber die Genossen blicken der Kommunalwahl 2020 mit einer Bürgermeisterkandidatin für Abenberg positiv entgegen.

Susanne König soll, zumindest wenn es nach den Sozialdemokraten geht, Abenbergs neue Bürgermeisterin werden. Der Amtsinhaber Werner Bäuerlein (ebenfalls SPD) wird 2020 nach immerhin 17 Jahren nicht mehr antreten. Beim Neujahresempfang, der vom Georgensgmünder Bürgermeister Ben Schwarz moderiert wurde, stellte sich Susanne König gleich den Vertretern aus den verschiedenen SPD-Vereinen und Verbänden aus dem Landkreis vor. Außerdem berichtete an diesem Abend Horst Arnold, der neu gewählte Fraktionsvorsitzende der SPD im bayerischen Landtag, über die Oppositionsarbeit im Münchner Maximilianeum. Untermalt wurde die über zweistündige Veranstaltung mit Arbeiterliedern vom Trio Klapperei.

Nach einem kurzen Grußwort von Franz Bachmann, dem Vorsitzenden des gastgebenden Abenberger SPD-Ortsverein, der daran erinnerte, dass die SPD vor genau 100 Jahren bei der ersten Landtagswahl in Bayern stolze 33 Prozent erringen konnte ("Der Spruch, früher war alles besser, stimmt in diesen Fall"), hatte der frischgebackene Bezirksrat, der SPD-Kreisvorsitzende Sven Ehrhardt, das Wort. In seiner Rede verglich er den Zustand der SPD immer wieder mit der Burg Abenberg, dem Wahrzeichen der Stadt. Klar, die SPD habe, wie auch die Burg, im Lauf der Jahre Kratzer bekommen, aber nun sei es endlich Zeit für einen "internen Burgfrieden".

Außerdem müsse sich seine Partei wieder an ihren Grundsätzen orientieren und in den derzeit stürmischen Zeiten sozial schwächeren Menschen Schutz bieten, so wie es die dicken Mauern der Burg versprechen. Gleichzeitig solle man aber nicht die Tore herunterlassen, wenn schutzbedürftige Menschen in Deutschland Hilfe suchen würden. Außerdem dürfe der soziale Aufstieg und die Bildungschancen in Deutschland nicht abhängig sein von adeliger Abstammung wie bei den Burgherren früher sein. Vielmehr müssten sie allen offen stehen.

Abenbergs Bürgermeisterkandidatin Susanne König, die sich nach Ehrhardts Grundsatzrede vorstellte, beeilte sich zu versichern, dass sie trotz ihres Nachnamens "nicht von edlem Blute" sei. Geboren sei sie vielmehr in Görlitz in der ehemaligen DDR. Nach dem Mauerfall zogen ihre Eltern mit ihrer damals siebenjährigen Tochter ins Allgäu, wo sie nach Haupt- und Realschule eine Ausbildung zur Krankenschwester machte. Nach mehreren Jahren in diesem Beruf entschied sie sich, ihr Abitur nachzumachen, und studierte anschließend Diplompädagogik in Augsburg.

"Damals sagten viele zu mir, ich möge doch ?was g'scheits' studieren, aber ich sehe die Pädagogik als einen Weg, Menschen dabei zu unterstützen, aktiv zu bleiben und sich um ihr und das Wohl anderer zu kümmern", sagte König. Ihr Studium finanzierte sie sich als freiberufliche Trainerin im Bereich der Erlebnispädagogik, wo sie zum ersten Mal mit der freien Wirtschaft in Berührung kam.

"Ich wollte wissen, wie Wirtschaft funktioniert, und begann deshalb ein Praktikum bei einer Münchner Versicherung". Dort machte sie Karriere, aber als sich ihr zweites Kind anbahnte, entschloss sie sich, nach Abenberg zu ziehen, der Heimat ihres Ehemanns. "Dort hatte ich die Freude, viele interessante Menschen kennenzulernen", so König, die sich vor sechs Monaten noch nicht vorstellen konnte, in die Politik zu gehen. "Aber nun bin ich mir sicher, dass ich mich aktiv in die Großgemeinde einbringen will", sagte sie. Das nächste Jahr will sie nun damit verbringen, viele Gespräche mit den Bewohnern Abenbergs zu führen, die die Basis für ihr kommendes Wahlprogramm bilden sollen. Sie lobte die erfolgreiche Politik von Werner Bäuerlein und versicherte, dass sie altes bewahren, "aber auch moderner werden" will.

Bäuerlein blickte anschließend auf viele erfolgreiche Projekte seiner 17-jährigen Amtszeit zurück, wie etwa die Schaffung von jeder Menge Kita-Plätzen und die von Schulsozialarbeitern. Aber auch in Zukunft werde sich einiges in Abendberg bewegen. So nannte er unter anderem das geplante vier Hektar große Gewerbegebiet, und ein neues Wohngebiet für 42 Häuser.

Wichtig sei es in der Kommunalpolitik, politisch übergreifend zusammenzuarbeiten und keine Feindbilder entstehen zu lassen, beziehungsweise diese zu überwinden. Sein Entschluss, bei der nächsten Wahl nicht mehr anzutreten begründete er unter andern damit, dass sich nun eine jüngere Generation bereit erklären würde, Verantwortung zu übernehmen, und dadurch neue Gedanken in die Politik eingebracht werden.

Das begrüßte auch der SPD-Fraktionsvorsitzende in Landtag, Horst Arnold, laut dem die Kandidatur der zweifachen Mutter Susanne König beweisen würde, wie sehr sich die Welt inzwischen geändert habe. In seiner Rede sparte er nicht mit Kritik an der neuen schwarz-orangen Landesregierung aus CSU und Freien Wählern, deren Koalitionsvertrag wichtige Themen wie die Pflege, die Kinderarmut und die Energiewende auslassen würde. Den Höhenflug der Grünen bei der Landtagswahl erklärte er sich damit, dass die Öko-Partei emotional zwar auf wichtige Thema setzt, dabei aber nicht gründlich vorgeht, wie etwa bei deren Volksbegehren zum Flächenfraß, welches der bayerische Verfassungsgerichtshof trotz genügend Unterschriften wegen gesetzlicher Bedenken kassiert habe.

Die SPD hingegen suche stets einen vernünftigen Ausgleich zwischen Wirtschaft, Sozialem und Umwelt, "und Kompromisse sind nun mal nicht sexy", sagte er. "Die SPD muss für die Menschen wieder sichtbar und vor allem auch fühlbar werden, sie muss zeigen, dass es ihr ernst ist, und sie muss vor allem halten, was sie verspricht", ist er überzeugt.

Das Schlusswort hatte der stellvertretende Kreisvorsitzende Marcel Schneider, der ebenfalls davon überzeugt ist, dass die SPD sich wieder mehr sozialen Themen zuwenden muss und der die Pläne der Bundes-SPD - Stichwort Abkehr von Hartz 4 und Grundrente - ausdrücklich begrüßt. Zusätzlich sollte seine Partei noch mehr auf den Umweltschutz setzen. Das Ergebnis des auch von der SPD unterstützen Volksbegehrens Artenvielfalt, welches im Landkreis Roth rund 20 Prozent und in seiner Heimat Rednitzhembach gar 28 Prozent erreicht habe, spreche für sich. Dass er es im vergangenen Herbst nicht in den Landtag geschafft habe, bedauerte er, kündigte aber an, es bei der Wahl 2023 noch einmal zu versuchen. Davor stünde aber erst einmal die Kommunalwahl an, bei der er Susanne König viel Erfolg wünschte: "Denn du bist wahrhaft eine königliche Kandidatin!"