Eine junge Frau und ihr Umgang mit Demenz

08.06.2007 | Stand 03.12.2020, 6:42 Uhr

Liebevoller Umgang mit Demenzkranken: Johanna Koch von der Alzheimer-Gesellschaft Ingolstadt. - Foto: Dr. Teschauer

Ingolstädter (rl) Sie ist 27 Jahre, lebenslustig, modern und lässig gekleidet. Dass die junge Frau einen Großteil ihrer Zeit den Themen Alzheimer und Altersdemenz widmet, vermutet man nicht, wenn man Johanna Koch zum ersten Mal begegnet. Wenn in der Redaktion des DONAUKURIER ihre regelmäßigen Einladungen zum "Kaffeeklatsch mit Johanna" oder "Tanzkaffee mit Johanna" eingehen, denkt man eher an eine Frau gehobeneren Alters im geblümten Kostüm als an eine Frau, die aussieht wie ein junges Mädchen. Johanna Koch, Diplom-Sozialpädagogin, leitet die Fachstelle für pflegende Angehörige der Alzheimer-Gesellschaft Ingolstadt.

Angst vor dem Alter angesichts ihrer täglichen Auseinandersetzung mit Demenz hat die junge Frau nicht. "Man macht sich aber schon Gedanken, wie werde ich damit umgehen, wenn ich die Krankheit selber einmal habe". Johanna Koch hat ihre Diplomarbeit zum Thema Demenz geschrieben. Darauf gekommen ist sie durch ihre Mutter. Sie habe als Mitarbeiterin eines ambulanten Pflegedienstes häufig mit dementen Menschen zu tun gehabt. Für die Tochter ("ich hab‘ mit zwölf Jahren schon gesagt, ich studiere Sozialpädagogik") war aufgrund des demografischen Wandels klar: "Demenz ist ein Thema, das häufiger wird."

In erster Linie betreut sie Angehörige von Demenzkranken. "Oft rufen sie an, wenn sie einen Verdacht haben, dass ihr Angehöriger Alzheimer haben könnte." Viele melden sich auch, "wenn‘s brennt". Wenn ihnen die Probleme über den Kopf wachsen und sie einfach nicht mehr können. Sie dann aufzufangen und ihnen Kraft zu geben, ist dann die Aufgabe von Johanna Koch.

Zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – finden Kurse für Angehörige statt. "Ziel ist, die Welt mit den Augen eines Patienten zu sehen." Dabei sei auch wichtig, die verschiedenen Phasen der Erkrankung zu kennen und ein Gespür dafür zu bekommen, wie ein Demenzkranker sieht und fühlt. Aber auch Fragen zum Betreuungsrecht oder Behindertenausweis werden bei dem Kurs beantwortet. Johanna Koch betreut auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige. Der treffende Name: Atempause.

Zum Kaffeeklatsch lädt Johanna Koch zweimal im Monat. Patienten und deren Angehörige, aber auch alle anderen interessierten Senioren, ein. Der Kaffeeklatsch bietet ihnen "ein Stück Normalität". Weil die Patienten in der Regel keine Krankheitseinsicht haben und das Umfeld auch nicht an Alzheimer und Demenz erinnern soll, sei das Schild "Alzheimergesellschaft" bei diesen Terminen "bewusst nicht sehr oft zu sehen". Neben Ratschen und Kaffeetrinken stehen auch verschiedene Spiele auf dem Programm.

Für rüstige Senioren, die auch im Spätstadium der Krankheit sein können, ist der Tanzkaffee gedacht. Dann tanzt Johanna Koch auch mal Polonäse. Und die Senioren singen fröhlich mit. "Es ist unwahrscheinlich, wie textsicher die Patienten sind, wenn sie die Melodien mitsingen."

Ob sie die alten Menschen beim Tanzkaffee erkennen, weiß Johanna Koch nicht. "Sie merken, man ist ihnen freundlich gesinnt. Und dann sind sie auch freundlich."