Eine intensive Woche mit Kreativität und Humor

05.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:35 Uhr

Ausstellung der Aktmaler in der Amalienschule: Rechts im Bild ist Kursleiterin Sybille Rath mit einer der jüngsten Teilnehmerinnen, der 16-jährigen Katja Kessler aus Ingolstadt. - Fotos: ahl

Neuburg (ahl) Einen Bilderrahmen mit in den Wald nehmen? Warum nicht, mag sich Josef Schiele gedacht haben – schließlich heiligt der Zweck die Mittel. Ungewöhnliches nutzte der Fotografiekurs von Gabriele Obermaier, der nach Abschluss der einwöchigen Kurse seine Ausbeute zeigte.

Während der Sommerakademie lautete Porträt und Selbstporträt das unerschöpfliche Thema, das Obermaier keineswegs auf das klassische Brustbild beschränkt sehen will. Ziel ist, das Gegenüber zu erfassen, und sich dabei nicht auf die äußere Fassade zu beschränken. "Ich hab’ sie in den Wald geschickt, in die Geschäftswelt und in andere Kurse der Sommerakademie – das bietet sich ja an", erzählt Obermaier. Menschen, für die sich die Fotografen interessieren, sind lohnende Objekte, aber durchaus auch mal Tiere. Wie die tote Taube, die sie "sehr anrührend" findet.

Stativ und Selbstauslöser sind unabdingbar für ein Selbstporträt. Fast noch wichtiger aber ist es, entspannt vor der eigenen Kamera zu sitzen. Wie viel Arbeit dahinter steckt, ist dem lächelnden jungen Mann wahrlich nicht anzusehen, der am Ufer eines Sees sitzt und einem Schnappschuss erlegen scheint. "Das war ganz zum Schluss, da war er dann locker genug", verrät Obermaier. Was das Besondere an Dominik Weiss’ Foto ausmacht: Es wirkt auf den ersten Blick wie eine Fotomontage, denn die rechte Bildhälfte wirkt leer, da sie nur den verschwommenen Hintergrund abbildet. Weiss sitzt links vor einem Schilfstreifen, der ebenfalls in der rechten Bildhälfte fehlt. Ein interessanter Effekt – und "alles unbehandelt", wie Weiss grinsend versichert. Zehn Teilnehmer sind eine Woche lang auf Motivsuche gegangen – viel zu kurz, wie aus ihrer Begeisterung heraus zu hören ist. Der Blick für Motiv, Farben, Formen und Bewegung – wunderbar nachts auf dem Volksfest zu finden – aber auch Kreativität und Humor waren gefragt. Und so steckt Schiele eben den Kopf durch den leeren Bilderrahmen – Selbstporträt.

Am Nachmittag trafen sich viele Gäste des Fotokurses in der Amalienschule wieder, wo der Kurs Aktmalerei von Sybille Rath Einblick in seine Arbeit gewährt. Hier waren 14 Teilnehmer aktiv, bunt gemischt von 16-Jährigen bis ins Rentenalter. Die Mischung begeistert Rath. "Super, dass junge Leute da sind, die sich auf Kunst-Leistungskurs oder Kunstakademie vorbereiten wollen", meint die freischaffende Künstlerin, "und ich finde es toll, wenn Rentner sich weiterbilden". Nicht zu vergessen die Mütter, die sich mal eine Woche für sich selbst Zeit nehmen. Alle gingen nun zusammen in die Schule, füllten ihre Skizzenblöcke, wenn die Profimodels aus München Modell saßen, und arbeiteten später anhand der Skizzen weiter.

Mitunter waren die Pausen zwischen den Sitzungen wohl zu lang, jedenfalls für die 16-jährige Mariella Kerscher aus Königsbrunn, die sich nicht damit zufrieden gibt, die Skizzen nur ins Aquarell zu übertragen. "Da hatte ich wohl zu viel Zeit", meint sie auf die Frage, wie sie darauf kam, drei Positionen des weiblichen Models in einem einzigen Akt ineinander zu verweben.

"Man profitiert voneinander, weil jeder andere Techniken ausprobiert", schwärmt Leopoldine Kindermann, Kunsterzieherin aus München, von der "sehr intensiven Woche". Im hintersten Eck ist Katja Kessler (16) zu finden, wo die Schülerin unbeeindruckt von den durchschlendernden Besuchern eine Skizze überträgt.