Pfaffenhofen
Eine historische Scheibe

Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen kauft Schützenscheibe aus dem Jahr 1921

20.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:18 Uhr

16 Schusslöcher fanden die Mitglieder der ZSG Stegerbräu "Die Ruaßigen" auf der Schützenscheibe aus dem Jahr 1921, die der Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen gekauft hat. - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (SZ) Eine geschichtsträchtige Schützenscheibe hat der Heimat- und Kulturverein Pfaffenhofen für 408 Euro gekauft. Die Mitglieder des ZSG Stegerbräu "Die Ruaßigen" ließen sich es nicht nehmen, die Scheibe näher zu untersuchen.

Stolz zeigt Ursula Beyer, die Vorsitzende des Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen, auf die auf einem Tisch präsentierte Schützenscheibe: "Sie ist aus dem Jahre 1921. Hier sind deutlich die Einschüsse zu sehen." 16 Schusslöcher werden gezählt, sie haben das etwa 18 Millimeter starke Holz durchschlagen. "Das war kein Luftgewehr, mit dem da geschossen wurde." Manfred Schweigard, der Chef der Zimmerstutzen-Schützengesellschaft (ZSG) Stegerbräu "die Ruaßigen" beugt sich über die Scheibe und begutachtet sie. Auch Siegfried Donhauser vom Schützenverein Hopfavogl Niederscheyern schaut sich die Scheibe an: "Jeder hatte wohl nur einen Schuss."

Die Schüsse wurden seinerzeit anlässlich einer Gewerbeausstellung in Pfaffenhofen abgegeben. Das Jahr 1921, das auf der Scheibe vermerkt ist, war geprägt von Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und sozialen Problemen in Folge des Ersten Weltkriegs. Um die wiedergewonnene Leistungsstärke der heimischen Wirtschaft darzustellen, veranstaltete die Stadt Pfaffenhofen eine Gewerbeausstellung: Bekannte Namen erinnern auch heute noch an ein Stück Stadtgeschichte. In der Turnhalle der seinerzeitigen Knabenschule waren über hundert Aussteller vertreten, unter anderem Maschinenfabrik Stocker, Stiglmayer, Holzverarbeitung Haschner, die Firma Bergmeister und die Ilmgaudruckerei. Im Begleitprogramm fand am 14. und 15. August 1921 ein Zimmerstutzen-Preisschießen statt, ausgerichtet von der "Königlich-privilegierte Feuerschützengesellschaft Pfaffenhofen" in der Schießstätte neben der Schützenstraße. Sieger wurde seinerzeit der damals bekannte Meisterschütze Xaver König, der in der Ingolstädter Straße wohnte.

Für 408 Euro hat der Heimat- und Kulturkreis diese historische Scheibe von einem Antiquariat in Schliersee gekauft. Gefunden hat sie Andreas Sauer, Stadtarchivar und Vereinsmitglied, im Internet. Am liebsten wäre Ursula Beyer, diese Scheibe würde einen angemessenen Platz zur Aufbewahrung bekommen: "Am besten natürlich in einem Stadtmuseum." Doch der Stadtrat hat bekanntlich ein Museum abgelehnt.