Waidhofen
Eine grüne Kandidatin für Waidhofen

Gertrud Hecht bewirbt sich um die Nachfolge von Bürgermeister Josef Lechner - Sechsköpfige Gemeinderatsliste aufgestellt

15.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:36 Uhr
Glückwünsche und einen Blumenstrauß gab es für die frisch gekürte Bürgermeisterkandidatin Gertrud Hecht (Mitte) von der Grünen-Kreisvorsitzenden Karola Schwarz (v.l.), von Grünen-Bezirksrätin Gabriele Bayer aus der Oberpfalz, von Martin Wendl, Co-Vorsitzender des Grünen-Ortsverbands Karlskron, und von Joachim Siegl, Co-Vorsitzender des Grünen-Ortsverbands Schrobenhausener Land. −Foto: Wöhrle

Waidhofen (SZ) Nach der CSU und den Freien Wählern ziehen jetzt auch die Grünen in Waidhofen nach und bewerben sich um die Nachfolge von Josef Lechner.

Gemeinderätin Gertrud Hecht wurde bei der Aufstellungsversammlung am Donnerstagabend als Bürgermeisterkandidatin nominiert. Nach Josef Fuchs (CSU) und Alfred Fröhlich (FW) gibt es mit ihr jetzt eine weitere Bewerberin um den Rathaussessel.

Die Grünen wollen möglichst stark in den nächsten Waidhofener Gemeinderat einziehen. Neben Spitzenkandidatin Gertrud Hecht stellen sich fünf weitere Bewerber zur Wahl: der 56-jährige Vermögensberater Volker Wettlaufer aus Rachelsbach, die 47-jährige Verwaltungsrätin Brigitte Neuner aus Wangen, der 22-jährige Student Leonard Röhrich (22) aus Diepoltshofen, die 43-jährige Hausfrau Doris Karl aus Wangen und der 52-jährige Maschinenbauingenieur Claus Bayer aus Diepoltshofen. "Wir haben eine kleine, aber feine Liste", freute sich Hecht über ihre Mitstreiter. Sich selbst bezeichnete die 61-jährige Sozialpädagogin, die in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Neuburg arbeitet und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen ist, als "heimatverbundene Kosmopolitin". Hecht zog vor fünf Jahren als Parteilose in den Waidhofener Gemeinderat ein und ist seit knapp drei Jahren Mitglied von Bündnis90/Die Grünen. Seit 30 Jahren wohnt die Oberpfälzerin mittlerweile im Ortsteil Diepoltshofen. "Ich fühle mich hier sehr wohl", betonte sie.

In ihrer Bewerbungsrede stellte Hecht ihre wichtigsten Ideen vor. So will sie einen Schwerpunkt auf den Bürgerdialog legen. Im Wahlkampf wollen die Grünen keine Materialschlacht liefern, sondern mit den Leuten ins Gespräch kommen, so Hecht. Außerdem solle in Zukunft vermehrt das Prinzip Gemeinwohl vor Eigeninteressen gelten. "Das ist tatsächlich eine Kritik an unserem aktuellen Gemeinderat", erklärte Hecht. Sie beobachte derzeit gelegentlich ein Ungleichgewicht, wenn es darum geht, wem Zugeständnisse gemacht würden und wem nicht.

Sollte Hecht Bürgermeisterin werden, dann will sie bei strategischen Zukunftsentscheidungen umfassende Konzepte vorlegen. Derzeit würden Entscheidungen oft aus der Not heraus gefällt, bedauerte sie. Wichtig ist für Hecht auch die Nachhaltigkeit im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele. Hier nannte sie das Stichwort "enkeltauglich", das ihr besser gefalle als das oft gebrauchte "nachhaltig". Von großer Bedeutung sei auch vernetztes Denken und Handeln. "Man kann für die Kommune nichts bewirken, wenn man nur die Kommune sieht", sagte Hecht. Als konkrete Ziele nannte sie im Energiebereich die Förderung von Solarenergie und von Blockheizkraftwerken in neuen Baugebieten. Der gemeindliche Strom solle ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Im Verkehrsbereich setzt Hecht auf den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs, auf eine Busanbindung - auch der Ortsteile - im Stundentakt an die Bahn, den Ausbau der Radwege und die Berücksichtigung der Interessen von Fußgängern und Radfahrern schon bei der Bauleitplanung. Außerdem will sie Gehwege zur Anschlussstelle Waidhofen-West und im Mühlweg bauen lassen.

Im Bereich Soziales haben für Hecht der Ausbau von Kita-Plätzen, ein Mehrgenerationenhaus, Appartements für junge Bürger, der Aufbau einer Nachbarschaftshilfe, ein Spielplatz für alle Generationen und ein Rollator-Spazierweg oberste Priorität.

Um die Daseinsvorsorge zu gewährleisten, will sich die Grünen-Kandidatin für die Sicherung der hausärztlichen Versorgung und für eine ausreichende ambulante Pflege einsetzen. Wichtig sind für sie aber auch die Förderung einer ökologischen Landwirtschaft und der Artenvielfalt sowie der Schutz und die Pflege der unmittelbaren Umgebung.

Gertrud Hecht hatte die Grünen-Bezirksrätin Gabriele Bayer aus Postbauer-Heng zur Nominierungsversammlung nach Waidhofen eingeladen und sich von ihr eine "Mutmachrede" gewünscht. "Ich freue mich, dass ich Unterstützung aus der Heimat habe", begrüßte sie die Kreisvorsitzende der Grünen im Landkreis Neumarkt.

Sie fühle sich an ihre eigenen kommunalpolitischen Anfänge erinnert, die ebenfalls auf einer kleinen Liste begannen, stimmte Bayer die Waidhofener Grünen auf den bevorstehenden Wahlkampf ein. Der Schlüssel zum Erfolg sei eine wertschätzende, gewaltfreie Kommunikation und der gegenseitige Respekt über alle Fraktionen hinweg. Gute Kommunalpolitik lebe von guten Kompromissen, wenn sie in die richtige Richtung gehen, so Bayer.
In Postbauer-Heng sei es völlig normal, dass grüne Anträge eine Mehrheit bekommen, führte Bayer aus. In der Gemeinde, in der sie Markträtin ist, werde auf Initiative der Grünen interkommunale Zusammenarbeit im Rahmen der "Sozialen Kommunen" gepflegt. So gebe es beispielsweise gemeinsame Streetworker. Gemeinsam mit der Nachbargemeinde und dem Bezirk als dritter kommunale Ebene sei außerdem ein Projekt zur Familiengesundheitspflege geplant.
Bayer machte den Teilnehmern der Aufstellungsversammlung Mut, sich für ein grünes Energiekonzept mit starkem Ansatz zum Energieeinsparen und der Erzeugung von erneuerbarer Energie auf kommunalen Gebäuden und Flächen einzusetzen. Ökostrom für die Straßenbeleuchtung und die kommunalen Gebäude sei nur wenig teurer als "normaler Strom", so Bayer.
Ein weiteres wichtiges Thema nannte die Bezirksrätin das Flächensparen beim Bauen und dem sozialen Wohnungsbau. "Wenn ihr es schafft, die Menschen nicht zu belehren, sondern sie von euren Ideen zu begeistern, dann macht Kommunalpolitik richtig großen Spaß", sagte sie. "Wenn ihr die Menschen bei euren Ideen mitnehmt, werden sie euch unterstützen und ihr werdet erfolgreich sein und schnell wachsen. "