Ingolstadt
Eine große Aufgabe

Die Musikwissenschaftlerin Saskia Hankel wird zur Orchestermanagerin des GKO befördert

14.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:33 Uhr

Lenkt die Geschickte des GKO: die Musikwissenschaftlerin Saskia Hankel. - Foto: Frank

Ingolstadt (DK) Die Position des Orchestermanagers beim Georgischen Kammerorchester (GKO) ist ein Politikum - spätestens seit sich Chefdirigent Ruben Gazarian im Herbst vergangenen Jahres vehement und lautstark in der Öffentlichkeit für diese Position starkgemacht hat. Fast schon wütend formulierte er in einem Interview mit unserer Zeitung: "Im gesamten deutschsprachigen Raum und weit darüber hinaus ist mir kein Orchester bekannt, das nicht einen hauptamtlichen, einschlägig qualifizierten Orchestermanager an der Spitze hat.

Die Stadt Ingolstadt sollte schon aus Eigeninteresse handeln und einen hoch qualifizierten und motivierten Geschäftsführer engagieren." Eine solche Führungspersönlichkeit hat das Ingolstädter Orchester nicht bekommen: Tobias Klein, der seit 1. Juli die Geschäfte führt, verfügt über keinerlei musikalische oder kulturelle Vorbildung. Immerhin aber die Position des Orchestermanagers ist jetzt besetzt worden: durch Saskia Hankel, die bereits seit drei Jahren im Orchesterbüro arbeitet.

Tatsächlich handelt es sich um eine denkbar bescheidene Lösung. Noch vor Kurzem verhandelten Freundeskreis und auch der Dirigent Ruben Gazarian mit der Stadtspitze über das Engagement eines erfahrenen Managers für das Orchester. Die Entscheidung für Saskia Hankel kommt also überraschend. Sie wirkt wie eine Lösung nach dem Motto: Neuer Wein in alten Schläuchen. Denn personell ändert sich bei den Georgiern eigentlich kaum mehr, als dass im Briefkopf von Saskia Hankel nun ein anderer Titel zu finden ist. Die bisherige Position der neuen Orchestermanagerin wird zudem nicht neu vergeben. Bei der im Vergleich zu anderen Orchestern sehr mageren Verwaltungsstruktur des Orchesters mit zweieinhalb Planstellen wird es also bleiben.

Auffällig ist allerdings, dass derzeit sowohl der Chefdirigent als auch der Vorsitzende des Freundeskreises, Manfred Schuhmann, und auch der Ingolstädter Kulturreferent Gabriel Engert sich hinter die Entscheidung für Hankel stellen. Einhellig heißt es, die 27-Jährige habe gute Arbeit geleistet.

"Frau Hankel hat sich im vergangenen halben Jahr sehr intensiv eingebracht", lobt sie Kulturreferent Gabriel Engert. "Sie bemüht sich, das Orchester wieder besser nach außen zu verkaufen. Und sie hat auch Probleme, die im Orchester herrschen, angepackt." Und der Kulturreferent nennt noch einen weiteren Grund: "Derzeit gibt es erhebliche Umbrüche im Orchester. Da halten wir es für gut, dass zumindest im Orchesterbüro eine gewisse Kontinuität herrscht."

Das Aufgabenprofil der frischgebackenen Orchestermanagerin wird sich etwas erweitern. In Zukunft leitet die studierte Musikwissenschaftlerin und Kulturmanagerin das Orchesterbüro und ist zudem gegenüber den Musikern weisungsbefugt. Für das Gelingen der Probenarbeit, für Planungen und auswärtige Konzerte ist sie in Zukunft mitverantwortlich. Eine schwere Arbeit. Denn die Probleme bei dem Ingolstädter Klangkörper sind mit Händen zu greifen. Die Not ist so groß, dass in einer internen Orchesterversammlung kürzlich sowohl Chefdirigent Ruben Gazarian als auch der Vorsitzende des Freundeskreises, Manfred Schuhmann, das Orchester ermahnte, in Zukunft mit mehr Disziplin und Verantwortungsgefühl die Probenarbeit anzugehen.

Saskia Hankel hat sich zahlreiche Ziele vorgenommen. Sie will, dass das Orchester möglichst bald wieder bei bedeutenden Festivals wie etwa dem Schleswig Holstein Musik Festival Fuß fasst. Dass überhaupt das GKO wieder zu erheblich mehr Konzerten außerhalb Bayerns eingeladen wird. "Wir suchen zudem nach einem programmatischen Alleinstellungsmerkmal für das Orchester", sagt sie. "Die Agenturen sollten merken: Wenn wir dieses Programm haben wollen, dann müssen wir das GKO einladen."

Und Hankel muss für einen möglichst weichen personellen Wandel im Orchester sorgen. Denn etliche Orchestermusiker gehen derzeit in den Ruhestand. Der Vertrag mit einem neuen Kontrabassisten ist bereits unterschrieben. Für zwei Geigenpositionen stehen Bewerber in der engeren Wahl. Und auch eine neue Bratscherin ist bereits gefunden. "Es ist nicht leicht, diese Stellen zu besetzten", erzählt Hankel. "Denn wir wollen die Tradition beibehalten, Musiker aus Georgien oder zumindest aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks einzustellen. Und das Orchester muss trotz der Neubesetzungen eine Einheit bleiben."

Immerhin ist es Saskia Hankel und Ruben Gazarian gelungen, die Anzahl der auswärtigen Konzerte deutlich zu erhöhen. Mehr als 20-mal werden die Georgier in diesem Jahr außerhalb Ingolstadts konzertieren. Tourneen haben die Musiker mehrfach ins Ausland geführt, etwa nach Israel und in die Schweiz.

Und Saskia Hankel wird sich bemühen müssen, die Ingolstädter Konzerte noch attraktiver zu gestalten. Die Anzahl der Abonnenten ist zuletzt etwas zurückgegangen. Mit Kinderkonzerten, Kooperationen etwa mit dem Kulturzentrum neun und Cross-over-Konzerten sollen neue Publikumsschichten angesprochen werden. Saskia Hankel hat sich viel vorgenommen, und sie wird viel leisten müssen in den anderthalb Jahren ihrer Vertragslaufzeit.