Ingolstadt
Eine ganze Aula in Partystimmung

Die Fronhofer-Realschule feierte ihr 40-jähriges Bestehen humorvoll, nostalgisch und sehr selbstbewusst

10.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:41 Uhr

Foto: Christian Silvester

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Gymnasien - um dezente Eifersüchteleien nie verlegen - müssen Obacht geben: Jetzt drehen sie schon Imagefilme an den Realschulen! Die Fronhofer-Realschule präsentiert sich mit einem professionell produzierten Porträt samt der obligatorischen Säuselmusik, die in einem die Begeisterung fördernden Crescendo rasante Aufnahmen voller glücklicher Schüler untermalt.

Der Imagefilm der Fronhofer ist fast so lang wie eine große Pause, denn er bildet wirklich das gesamte Schulleben ab, und das dauert: das repräsentative neue Gebäude, die Whiteboards in den Klassenzimmern, die Feste, die Schülerfirmen, die Robotik, die eigene, zig Regale füllende Schulmodekollektion, das Engagement für Afrika (Siyabonga), all die Fahrten, die Musicals, und richtiger Unterricht findet ja auch noch statt.

Der effektvolle Imagefilm eröffnete am Freitag die humorvolle, nostalgische und - nicht zuletzt - sehr selbstbewusste 40-Jahr-Feier der Fronhofer-Realschule. Auch bei der Moderation ging man neue Wege: Die Lehrerkollegen Maria Beyer und Peter "Mr. T." Talke legten eine Show hin, als stünden sie seit 30 Jahren gemeinsam auf der Bühne. Statt alle Ehrengäste einzeln aufzuzählen, rief Beyer ins Publikum: "Wer persönlich begrüßt werden will, hebt bitte die Hand!" Das kam bestens an. Diesen Modus würde man sich bei Festakten öfter wünschen.

Eine Collage aus Fotos und Videoaufnahmen führte durch 40 Jahre Schulgeschichte: Szenen aus dem Unterricht in den 80ern (mit passendem Pop unterlegt), Musicalaufführungen, Rektoren im Interview. Rainer Funk, Lehrer der ersten Stunde, kehrte vor der Kamera ins Gnadenthal zurück, wo die Fronhofer-Realschule 1976 mit drei Klassen gestartet war.

Silvia Retzer, seit zwei Jahren die Rektorin, würdigte die drei Schulleiter, "die unter mir gedient haben" (der Gründungsrektor Erich Riedel war vor ihrer Zeit): Erwin Kunz (bis 2002) führte die Schule ins Computerzeitalter und nahm als leidenschaftlicher Funker im Juli 1994 mit dem Spaceshuttle Columbia Kontakt auf. Sein Nachfolger Bernd Nester (bis 2007) führte 2004 die verpflichtende Schulkleidung ein, damals ein kühner Schritt, längst ein großer Erfolg. Und vor der Amtseinführung Heinz Hinzens (bis 2014) raunte ein Kenner den Fronhöflern (wie sie sich nennen) zu: "Der passt zu euch!", was dann auch stimmte, wie Silvia Retzer berichtete. Ihr Resümee: "Schule muss sich entwickeln, und das ist bei uns immer passiert." Dafür dankte sie allen Kollegen, Elternbeiräten, Schülern und der Stadt Ingolstadt, "die es uns mit moderner Ausstattung erlaubt, unseren kreativen Weg zu gehen".

Wie viel Kreativität der 70er-Jahre-Hit "Y.M.C.A." birgt, muss jeder Zuhörer mit sich selbst ausmachen, die Schüler präsentierten den Partykracher jedenfalls gleich zweimal, originalgetreu mit Cowboy, Indianer, Polizist und Bauarbeiter - der Jubel war gewaltig.

"Y.M.C.A." sei jetzt nicht so Seins, bekannte Ernst Fischer, der Ministerialbeauftragte für die Realschulen. Er höre lieber Deep Purple. Einst sei er ein "linker, langhaariger Schüler" gewesen. Aus Elternsicht also einer, der potenzielle Schwiegertöchter eher abschreckt. Es ist trotzdem etwas aus ihm geworden. Sehr staatstragend würdigte Fischer die Realschule mit einem Sinnspruch, der 1822 in die Schrobenhausener Volksschule gemeißelt wurde: "Denkmal der Liebe guter Eltern zur Bildung der Jugend."

Zwischen den stets gelungenen Showeinlagen (Schulmodenschau, Theater, Trommeln, Tanz) kamen Fronhofer-Absolventen aus vier Jahrzehnten auf die Bühne und plauderten mit den Moderatoren über alte Zeiten und ihren Berufsweg. Bei Christian Träsch (Mittlere Reife 2004) habe er kommen sehen, was aus ihm wird, verriet Peter Talke, Englisch- und Sportlehrer. Der Schüler habe mal aus Versehen einem Mitspieler das Handgelenk gebrochen; mit dem Ball. "So einen Schuss hat der draufgehabt!" Damit war Träsch fit für das Berufsleben und wurde Fußballprofi.