Detroit
Eine frauenfeindliche Welt

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Detroit (AFP) Frauen und die Autoindustrie - lange Zeit passte das nicht zusammen. Nur wenige Frauen haben es in der männerdominierten Welt der Motoren geschafft, sich durchzusetzen. Das fällt auch auf der Automobilmesse in Detroit auf.

Und wer sucht, findet sie vor allem unter Journalisten und Analysten.

Zum Beispiel Maryann Keller, 74 Jahre alt, lange Zeit Finanzanalystin an der Wall Street, bis sie mit einem eigenen Beratungsbüro in der Autobranche durchstartete. "Ich wurde nicht ernst genommen", erinnert sie sich. "Es gab einige schwachsinnige Vorfälle", unangebrachte Kommentare auf einer beruflichen Reise etwa. Oder Michelle Krebs, 62 Jahre alt: "Viele haben gewettet, dass ich nicht lange durchhalte", erzählt die heutige Marktanalystin. "Es gab früher Orte und Kreise unter den Männern, zu denen hatten Frauen keinen Zutritt." Sie selbst spiele kein Golf, gehe nicht fischen und sei kein Fan von Autorennen. "Als ich neue Autos testete, wollte keiner zu mir ins Fahrzeug steigen", sagt die erste Autotesterin der "New York Times". Sie habe Zuschriften bekommen, in denen stand: "Frauen sollen nicht über Autos schreiben. Ihr Platz ist in der Küche."

Für Rebecca Lindland, eine Analystin in den Vierzigern, gleichen Automessen einem Albtraum: "Niemand dort glaubt, dass ich gerade arbeite." Am meisten frustriert sie, dass ihre männlichen Kollegen lange Zeit mehr verdienten als sie selbst. Ein Hoffnungsschimmer für die drei war 2014, als mit Mary Barra die erste Frau den Vorstandssitz von General Motors erklomm. Doch obwohl sie ihre gesamte Karriere in der Branche zugebracht hatte, wurde ihre Eignung viel mehr in Frage gestellt als die des neuen Ford-Chefs Jim Hackett. Letzterer hatte kaum Erfahrung in der Autoindustrie.