Ingolstadt
Eine Frage des Stils

Veronika Peters tritt für die SPD an und will vor allem den Umgang im Rathaus ändern

27.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:01 Uhr

Packt den schwarzen Stier bei den Hörnern: Ihr Haus im Nordosten der Stadt hat die Familie in liebevoller Kleinarbeit über Jahre hergerichtet. - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Spät am Abend kann es schon einmal laut werden im Hause Peters. Wenn Ehemann Fritz sich an den Yamaha-Flügel setzt und ein paar Takte der Moritat des „Meckie Messer“ anstimmt. Dann beginnt Veronika Peters zu singen, und der Rest der Familie hört zu. „Bei uns ist eben immer etwas los“, sagt die OB-Kandidatin der SPD und schlendert die Einfahrt zu ihrem Haus hinauf.

Vor 25 Jahren hat sich die Familie im Nordosten der Stadt einen kleinen Traum erfüllt. Seitdem wohnen Veronika und Fritz Peters mit ihren Söhnen Franz und Fritz in einem über 200 Jahre alten Pfarrhaus. Der Aufwand für die Restaurierung war enorm und bisweilen nervenaufreibend. „Wir haben uns mehr als einmal gefragt, ob es das Ganze wert ist“, sagt die Hausherrin. Die Zeit des Zweifelns ist freilich längst vorbei. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Halbe Sachen gibt es nicht“, stellt Peters klar. Der ursprüngliche Charakter des Hauses ist immer noch zu sehen. In der Küche vermitteln eine lange Tafel und ein Kamin rustikale Gemütlichkeit. Ihre freie Zeit verbringt Peters am liebsten hier. „Dort sitzen wir oft bis in die Nacht hinein und diskutieren.“

Ähnlich kompromisslos wie beim Umbau ihres Hauses hält es die 57-jährige gebürtige Ingolstädterin auch mit ihrem Engagement in der Politik. Für die Freien Wähler saß die Unternehmerin vier Jahre lang im Stadtrat. Aus beruflichen Gründen schied sie vorzeitig aus – so lautete damals die offizielle Sprachregelung. Dabei war jedem klar, dass es hinter den Kulissen nicht gerade einträchtig zugegangen sein muss. „Das waren alles sehr nette Menschen bei den Freien Wählern. Aber ich habe einfach nicht dazu gepasst“, sagt Peters heute. Das sei kein Vorwurf, sondern eine Erkenntnis. „Ich bin ein Freigeist, da haben viele daran zu beißen.“

Anstelle der Politik hat sie sich seitdem wieder vermehrt um die Firma gekümmert. 500 Mitarbeiter beschäftigen ihr Mann und sie mittlerweile, für das Personal ist die Frau im Haus verantwortlich. „Ich muss jedem neuen Mitarbeiter in die Augen schauen. Ich will nahe am Menschen sein“, erklärt sie.

Das Gefühl ist ihr bisweilen wichtiger als wohlfeile Wahlkampfphrasen, Stimmungen bekommt sie schnell mit. Deshalb kennt Peters die Widersprüche, die ihr nicht nur der politische Gegner immer wieder vorhält. Wie kann das passen? Eine Unternehmerin, die sich bei den Freien Wählern nicht etablieren konnte und jetzt bei der Arbeiterpartei gelandet ist. „Es hat sich alles langsam entwickelt. Ich wollte nie von Anfang an OB-Kandidatin werden“, sagt Peters. Sie wäre gerne für mehrere Parteien ins Rennen gegangen. Doch nur die SPD und die Piraten blieben als Unterstützer übrig. „Das probieren wir jetzt“, dachte sie sich. Ihr Ehrgeiz ist kaum zu bremsen. Sie hat viel investiert. Eine Immobilie der Familie an der Donaustraße dient als Wahlkampfzentrale. Die Tür steht allen offen, ob der Bürger das Angebot verstanden hat, wird sich bei der Wahl zeigen.

In Diskussionen versteht sie es, Unsicherheiten geschickt zu umspielen. Immer wieder prangert sie den Stil im Rathaus an. „Wir brauchen einen anderen Umgang miteinander“, betont Peters. Der amtierende Oberbürgermeister hätte schon längst gegensteuern müssen.

Ihr Ziel für den 16. März? Stichwahl? 20 Prozent? „Ich will Oberbürgermeisterin werden“, sagt Peters. Zweimal atmet sie tief durch. Dann fügt die parteilose SPD-Kandidatin an: „Ich muss nicht groß sein. Ich muss andere groß sein lassen.“