Gerolsbach
Eine Frage des Preises

Stefan Maurer prangert Baulandpolitik an Bürgermeister kontert

17.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Teure Wiesen: Auf diesen Flächen an der Steinleitenstraße hat die Gemeinde Gerolsbach Baurecht geschaffen. Die Grundstücke sind nicht billig - was vielleicht auch an der Aussicht liegt. - Foto: Hofmann

Gerolsbach (SZ) "Herrlich gelegene Baugrundstücke in Gerolsbach, Nähe S 2 Petershausen", wirbt die Raiffeisenbank Aresing-Gerolsbach. Ein 600 Quadratmeter großes Grundstück kostet 230 000 Euro. Stefan Maurer, fraktionsloser Gerolsbacher Gemeinderat, wirft Bürgermeister Martin Seitz "skrupellose Preistreiberei" und einen Missbrauch der Baulandhoheit vor.

Seitz kontert: Dahinter stecke ein Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats.

Es geht hier um die vier Bauplätze an der Steinleitenstraße, für die der Gerolsbacher Gemeinderat vor einem Vierteljahr eine Ergänzungssatzung - also einen Bebauungsplan im Kleinformat - erlassen hat (wir berichteten). Maurer hatte damals als Einziger gegen die Satzung gestimmt. Nun stößt ihm offenbar sauer auf, dass die Gemeinde diese Plätze über einen Makler für über 380 Euro pro Quadratmeter anbiete: "Es kann nicht im Sinne des Bürgers sein, dass die Gemeinde die Grundstückspreise nach oben treibt", schreibt er in einer Pressemitteilung. Hier werde, so Maurer weiter, "das gemeindliche Monopol der Baulandschaffung skrupellos ausgenutzt, um den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen." Gerolsbacher Bürger könnten sich das Bauen in der Heimat kaum mehr leisten; der Bürger, so Maurer, sei scheinbar nur noch dazu da, die für die Entstehung neuer Baugebiete nötige Infrastruktur wie Kläranlage oder Erweiterung der Wasserversorgung zu bezahlen.

Das sieht Bürgermeister Martin Seitz völlig anders: Die Baulandpolitik der Gemeinde Gerolsbach sei "grundsätzlich so, dass wir Einheimische bevorzugt haben - und das auch weiterhin so tun werden". So seien in den Baugebieten, die seit seinem Amtsantritt 2008 entstanden seien, fast alle Grundstücke an Einheimische gegangen - bis auf einen einzigen Platz in Singenbach, und den habe ein Auswärtiger, der einen starken Bezug zur Gemeinde geltend machen konnte, erhalten.

Bei den vier Bauplätzen an der Steinleitenstraße habe sich der Gemeinderat dazu entschieden, "die verkaufen wir einfach mal frei", berichtet Seitz, in einem Bieterverfahren. Schließlich bekomme die Gemeinde immer wieder auch Anfragen Auswärtiger, die sich gerne hier ansiedeln wollten. Außerdem handle es sich nicht um eine neue Siedlung am Ortsrand, sondern um unverbaubare Grundstücke in guter Lage. Und das sei manchen Bauwerbern eben einen solchen Quadratmeterpreis wert. Den habe übrigens nicht die Gemeinde festgelegt, sondern die Raiffeisenbank, die natürlich versuche, das Beste herauszuholen - "dafür", sagt Seitz, "ist sie ein Makler" und bekomme eine Provision. Die Gemeinde habe lediglich einen Mindestpreis vorgegeben, der "ein bisserl" über den zuletzt im Einheimischenmodell geforderten 190 Euro pro Quadratmeter gelegen habe. Dieses Verfahren sei nichts Verwerfliches, "das machen andere Gemeinden auch so", betont Seitz. Welche einheimische Familie, fragt dagegen Maurer, könne künftig noch in Gerolsbach bauen, wenn allein das Grundstück eine Viertelmillion Euro koste?

"Obwohl es schon Anfragen von einem Einheimischen gegeben hat, wurde ein Makler eingeschaltet. Damit wird die Sache noch teurer und die Einheimischen dürfen noch Maklerprovisionen zahlen", schreibt Maurer in seiner Presseerklärung. Ein paar Zeilen weiter heißt es dann: "Soll hier irgendjemanden was zugeschanzt werden" Für Bürgermeister Martin Seitz sind diese beiden Aussagen ein Widerspruch: Man habe die Vergabe der Bauplätze ja auch deswegen an einen Makler vergeben, damit es am Ende eben nicht heiße, bei der Vergabe werde gemauschelt. "Wir kennen die Leute nicht, die da bieten", stellt Seitz klar.

Stefan Maurer macht sich nun Sorgen, ob künftig überhaupt noch Baugebiete in Gerolsbach ausgewiesen werden können, denn: "Wer gibt der Gemeinde jetzt noch Grundstücke, welche Bauland werden können, zu einem vernünftigen Preis, wenn die Gemeinde diese dann so teuer verkauft" Diese Sorgen teilt Seitz nicht. Auch künftig werde die Gemeinde Baugebiete ausweisen, wenn der Bedarf da sei, "und dann werden die Einheimischen natürlich wieder bevorzugt." Sollte es allerdings anders kommen, sollten also der Gemeinde keinerlei Flächen mehr zur Verfügung gestellt werden, dann könne sich Maurer doch freuen, meint Seitz trocken: "Denn das ist es ja, was er will: Er will überhaupt keine Baulandpolitik in Gerolsbach. Wo auch immer wir ein Baugebiet ausgewiesen haben - Maurer war dagegen. Und jetzt würde er auf einmal Baulandpolitik für junge Familien in Gerolsbach machen wollen"