Schrobenhausen
Eine feste Tradition

Auch im Schrobenhausener Land gibt es Heilige Gräber

10.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:34 Uhr
Hans Hammer
In vielen Kirchen wird zum Karfreitag ein Heiliges Grab aufgestellt. Die Grabesdarstellung in der Frauenkirche in Schrobenhausen wird heuer wegen der Coronakrise nicht zu sehen sein. −Foto: Hammer

Schrobenhausen - Zum Ende der Karwoche ein Heiliges Grab aufzustellen, das ist ein typischer katholischer Brauch, auch in der Schrobenhausener Gegend.

 

In vielen Kirchen werden jetzt wieder Heilige Gräber aufgestellt. Oft ist dieser Brauch über Jahre vernachlässigt worden. In manchen Kirchen finden sich allerdings auch Heilige Gräber, die das ganze Jahr über besucht werden können.

Als Vorbild aller dieser Heiligen Gräber dient das Christusgrab in Jerusalem. Bereits seit dem neunten Jahrhundert errichten Christen häufig Kopien bedeutender Stätten des Heiligen Landes, darunter auch vielfach das Grab Christi, um davor zu beten. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Heiligen Gräber als barocke Kunstwerke zur Perfektion gebracht. 1803 wurden die "Grabvorstellungen in der Karwoche" mit einem kurfürstlichen Erlass allerdings verboten. Auch wenn dieses Verbot 1817 gelockert und 1825 durch König Ludwig I. schließlich wieder vollständig aufgehoben wurde, wurden viele der Heiligen Gräber aus den Kirchen verbannt und sind verschwunden. Ein Beispiel für den wechselvollen Werdegang eines Heiligen Grabes ist das in der Kirche Zu Unserer Lieben Frau der Frauenkirche in Schrobenhausen. 2002 wurde das Heilige Grab der Frauenkirche in einer Stube des Kirchturms, zwar verstaubt, aber fast vollständig erhalten, wieder gefunden, hergerichtet und nach 50 Jahren erstmals wieder aufgestellt. Es wurde 1895 vom Kunstschreiner Gustav Wiest eigens für die Frauenkirche geschaffen. Es wurde dem damaligen neuromanischen Hauptaltar (1884/85) stilistisch angepasst. Dieses Heilige Grab war allerdings nicht die erste Darstellung des Grabes Christi für die Frauenkirche. Es löste die Heiligen Gräber von 1687 und zuletzt von 1720 ab.

Der Kunstschreiner Gustav Wiest stammte aus einem alten Schrobenhausener Schreinermeistergeschlecht. Sein Urgroßvater war der Kunstschreiner Anton Wiest, von dem neben dem Kirchengestühl der Frauenkirche auch das Kirchengestühl der Stadtpfarrkirche St. Jakob und auch das Kirchengestühl der Vorstadtkirche St. Salvator stammt. Prägendes Element fast aller Heiligen Gräber ist neben der Darstellung des Leichnams Jesu in einer Grabesnische die imposante Beleuchtung. Sie besteht meist aus Glaskugeln, die mit verschieden farbigem Wasser gefüllt sind. Diese werden von Öllämpchen im Hintergrund beleuchtet und ergeben damit eine eindrucksvolle Atmosphäre.

Auch für die Stadtpfarrkirche St. Jakob sind verschiedene Heilige Gräber verbürgt. Hier wird dieser Brauch allerdings seit über 60 Jahren nicht mehr praktiziert. Das letzte Heilige Grab dürfte wohl verschollen sein.

Ebenso sind auch für die Vorstadtkirche St. Salvator in Schrobenhausen Darstellungen eines Heiligen Grabes verbürgt, die jedoch auch verschollen sind. Erst um das Jahr 2000 wurde von dem Schreiner Herbert Wiltschko für diese Kirche ein Heiliges Grab ganz neu geschaffen. In Anlehnung an ein Heiliges Grab in Altötting schuf er den Grabesaufbau und das Panoramabild, wobei er alle Arbeiten handwerklich und künstlerisch selbst ausführte.

SZ

Hans Hammer