Eine Ewigkeit

Sanierung der einsturzgefährdeten Sebastianskirche soll erst Mitte 2019 abgeschlossen sein

08.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Sebastianskirche ist seit eineinhalb Jahren wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt. Ein Auftrag für die Sanierung ist noch nicht erteilt. Das Gebäude im Besitz der Stadt könne erst Mitte 2019 wieder geöffnet werden, sagt Baureferent Alexander Ring. Die Freunde der Kirche sind fassungslos.

Die Risse im Putz auf dem Chorbogen kündeten von drohendem Unheil, das erkannten Mesnerin Christl Schönauer und Kirchenpfleger Heinz Simson sofort, als sie den Schaden entdeckten. Sie alarmierten die Stadtverwaltung. Die schickte einen Statiker. Und der stellte fest: Gefahr! Der Jochbogen ist bedenklich unter Druck geraten, das Gewölbe der Sebastianskirche droht einzustürzen. Das kleine, schmucke, kunsthistorisch bedeutende Gotteshaus in der nördlichen Altstadt wurde umgehend gesperrt.

Das war im März 2016.

Im August 2016 meldete das Hochbauamt: Die Sanierung könnte sich bis in ins Frühjahr 2017 hinziehen; die Sebastianskiche befindet sich im Besitz der Stadt. Schwere Balken wurden eingebaut, ein Gerüst im Kirchenschiff bewahrt das Gewölbe seither vor dem Zusammenbruch. Es pressiere mit der Sanierung, gab das Landesamt für Denkmalpflege gegenüber der Stadt zu bedenken, sonst drohe noch schlimmerer Schaden.

September 2017: Die Kirche an der Sebastianstraße ist nach wie vor gesperrt. Keine Handwerker in Sicht. Christl Schönauer (sie ist auch Präfektin der Sebastianbruderschaft) und ihr Sohn Tobias Schönauer, Stadtheimatpfleger und Vorsitzender des Freundeskreises der Sebastianskirche, fragten deshalb den städtischen Baureferenten Alexander Ring, wann es denn nun endlich losgehe. Der habe „lapidar“ (berichtet Schönauer) geantwortet, dass er mit dem Ende der Sanierung erst Mitte 2019 rechne. Wenn es gut läuft.

Die Familie Schönauer pflegt die Sebastianskirche schon in der fünften Generation. Und ist jetzt schlicht fassungslos. So wie viele Freunde dieser Kirche.

Wohlhabende Ingolstädter stifteten das Gotteshaus vor gut 500 Jahren, es ist also eine klassische Bürgerkirche. Heute finden hier regelmäßig Gedenkgottesdienste und -feiern statt, oft für Menschen, die im nahen Elisabethhospiz gestorben sind. Auch der Verein zur Förderung Krebskranker lädt gern zu Veranstaltungen in die Sebastianskirche. Hochzeitspaare lieben sie ebenfalls. Die rumänisch-orthodoxe Gemeinde hat darin ihre Heimat gefunden. Und Dekan Bernhard Oswald feierte hier jede Woche einen Gottesdienst. Bis zur Sperrung.

Tobias Schönauer, der Ingolstädter Stadtheimatpfleger, mag sich gar nicht vorstellen, dass sie alle noch zwei weitere Jahre auf ihre Kirche verzichten müssen. Am Freitag veröffentlichte er einen Offenen Brief an den Oberbürgermeister. Er schreibt: „Sie werden verstehen, dass wir das so nicht hinnehmen können und wollen. Sollte der Termin 2019 eingehalten werden, was angesichts der bislang nicht weiterverfolgten, aber unabdingbaren Voruntersuchungen überhaupt nicht sicher und letztlich nur eine Willensbekundung sein kann, so wäre die Kirche DREIEINHALB Jahre geschlossen gewesen!“

Für die Gläubigen eine Ewigkeit. „Das ist ein unglaublicher und peinlicher Vorgang“, klagt Schönauer. „Auch angesichts der offenbar gut gefüllten Kassen der Stadt, wie Bürgermeister Wittmann erst vor einigen Monaten versichern konnte.“

Man bereite alles vor, betont Baureferent Alexander Ring auf Anfrage des DK. Zwei Gutachten lägen bereits vor. „Momentan holen wir die Angebote der Firmen ein.“ Dieser Sanierungsfall sei anspruchsvoll, weil die Kirche auf unterschiedlich soliden Erdschichten stehe, die sich verschieben. Deshalb kippe eine Mauer nach außen weg.

Dreieinhalb Jahre Sperrung – geht das nicht schneller? Leider nein, sagt Ring. „Die Bauverwaltung hat so viel zu tun, da müssen wir Prioritäten setzen.“ Außerdem sei es schwer, Firmen zu finden. „Die sind nicht gerade wild auf solche Projekte.“ Aus Sorge, dass was schiefgeht. Ring ist aber optimistisch.