Eine Energiewende mit Hirn und Verstand sieht anders aus

09.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:06 Uhr

Zum Artikel "Maximale Bürgerbeteiligung" (PK vom 5./6. März):

Zu den Aussagen von Andreas Herschmann, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft, folgende Fakten. Frühzeitige Informationsveranstaltung: Tatsache ist, dass die Bürger erst über die Presse von den Umsetzungsplänen zur Errichtung von Windkraftanlagen erfahren. In Pfaffenhofen entscheidet der Stadtrat über einen Aufstellungsbeschluss für Windkraftanlagen, ohne die Bürger vorab zu informieren. In Ilmmünster wird identisch vorgegangen, um einen Windpark mit vier Anlagen zu errichten. Die 10H-Regelung (Abstand der Windräder zur nächsten Siedlung um das Zehnfache der Höhe der Windräder) der Bayerischen Staatsregierung wird durch die Volksvertreter einfach ausgehebelt. Die Bürger werden ignoriert und einfach übergangen. Im Hintergrund treiben dann Firmen wie Primus, eine Windkraftentwicklungsfirma aus Regensburg, die Entscheidungen zur Errichtung der Windräder voran. Die Standorte sind längst festgelegt und die dafür notwendigen Bebauungspläne liegen bereits in der Schublade. Ist das maximale Bürgerbeteiligung?

Vorrang bei der Zeichnung von Anteilen für Pfaffenhofen/Ilmmünster: Die Frage muss erlaubt sein, wie effizient arbeiten Windräder in Süddeutschland und damit in der Region Pfaffenhofen? Was sind die finanziellen Risiken bei der Zeichnung von Genossenschaftsanteilen? Wetterkarten des Deutschen Wetterdienstes stufen Süddeutschland und damit den Landkreis Pfaffenhofen als ungeeignet für Windräder ein. Es wird unter 60 Prozent der Sollleistung von 6,4 m/s im Durchschnitt des Jahres erreicht. Das bedeutet, dass die erforderlichen 2000 Volllaststunden pro Windrad, die laut Einschätzung des Deutschen Windenergie Instituts erforderlich sind, im Landkreis Pfaffenhofen nie erreicht werden. Den Bürgern werden Solllastleistungen von 6 177 000 kWh pro Jahr und Windrad versprochen, Beispiel "Lustholz", was 2059 Volllaststunden impliziert. Im Windpark der Gemeinde Zöschingen, Landkreis Dillingen (Bayern), circa 100 Kilometer westlich vom Landkreis Pfaffenhofen, wartet man seit drei Jahren vergeblich auf die Erreichung der oben genannten Volllaststunden ("Augsburger Allgemeine Zeitung"). Sinkt die Windstärke um 10 Prozent, sinkt der Stromertrag der Windräder um circa 30 Prozent. Die Genossen haften mit ihrer Einlage für Verluste der Bürgergenossenschaft (Paragraf 45 Genossenschaftsvertrag). Der Verbraucherschutz bezeichnet solche Anlagen als Produkte vom grauen Markt und rät von Investitionen ab. Die Profiteure von Windkraftanlagen wie im "Lustholz" sind Firmen wie Enercon, Eigentümer ist der Milliardär Aloys Wobben, geschätztes Vermögen 3,7 Milliarden Euro laut dem Magazin "Forbes".

Zum Schluss verbreitet Herr Herschmann Unsachlichkeit pur. Wenn keine Windräder im Landkreis Pfaffenhofen gebaut werden, verspielen wir die Energiewende und die Zukunft unserer Kinder. Das Gegenteil entspricht der Wahrheit. Die Energiewende führt zu einem Marktpreis von Strom von 3,25 Eurocent pro kWh; Preis an der Strombörse in Leipzig. Wir Verbraucher zahlen circa 29 Eurocent pro kWh. Die Differenz ist Subvention, Steuer und Gewinn für die Profiteure. Wir Verbraucher zahlen dafür viele Milliarden. Deutschland verschenkt Strom ins Ausland beziehungsweise zahlt Geld - sogenannter Negativpreis - damit deutscher Strom zum Beispiel von Österreich und der Schweiz abgenommen wird, um den Blackout durch Überkapazitäten im deutschen Stromnetz zu verhindern. Strom aus erneuerbaren Energie kann heute und auch in einer planbaren Zukunft nicht gespeichert werden. Der Primärenergieverbrauch in Deutschland 2015 konnte nur zu 12,6 Prozent durch erneuerbare Energie gedeckt werden; der Windkraftanteil war 2,3 Prozent (BMWI&E). Selbst wenn wir ganz Deutschland mit Windrädern zupflastern würden, heute circa 23 000 Windkraftanlagen, dann circa eine Million Windkraftanlagen, wäre die deutsche Wirtschaft pleite. Eine Energiewende mit Hirn und Verstand sieht anders aus. Wir gefährden die Gesundheit unserer Kinder und Enkelkinder durch Infraschall der Windräder, was wissenschaftlich bewiesen ist. Wir zerstören unwiederbringlich über Jahrhunderte entstandene Kultur- und Naturlandschaften. Damit verspielen wir die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder.

Franz Lisson

Ilmmünster