Wolnzach
Eine der Letzten ihrer Art

Johanna Reith will Hopfenkönigin werden – und kommt aus einer von fünf Wolnzacher Pflanzerfamilien

30.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:38 Uhr

Um die Deko an ihrem Elternhaus kümmert sich Johanna Reith gerne, denn stolz ist sie darauf, dass sie aus einer der letzten verbliebenen Wolnzacher Pflanzerfamilien kommt. Und das ist Grundvoraussetzung für das, was sie vorhat: Sie will heuer Hopfenkönigin werden - Foto: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Fast wie ein Sechser im Lotto. Gerade noch fünf Hopfenbaubetriebe gibt es in Wolnzach – entsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit auf eine reine Ortskandidatin zur Hopfenköniginnenwahl. Und doch passiert genau das im Jubiläumsjahr: Johanna Reith hat sich sogar schon angemeldet.

Das Bauernhaus steht am Gabes in unmittelbarer Nachbarschaft des alten Wolnzacher Bahnhofs. Im August rattert hier die Pflückmaschine, denn Papa Sebastian Reith ist leidenschaftlicher Landwirt – und als aktiver Hopfenbauer gehört er in Wolnzach sozusagen einer aussterbenden Zunft an. Denn mit ihm sind nur noch fünf Hopfenbauern in Wolnzach geblieben. Alle anderen haben aufgehört. Aus Altersgründen, weil kein Nachfolger da war, weil sie vor der Frage standen, entweder sehr viel Geld in den Betrieb stecken zu müssen, um dranbleiben zu können – oder eben aufzuhören. Sebastian Reith und seine Frau Bettina haben sich zum Weitermachen entschieden und sind Hopfenpflanzer geblieben.

Die Wahl der Hallertauer Hopfenkönigin – das war bei den Reiths schon oft ein Thema, denn die Eltern haben drei Töchter: Christine, Maria und Johanna. Schon oft ist Papa Sebastian gefragt worden, ob nicht endlich mal eine seiner Töchter „naufgeht“, wie man in Wolnzach sagt, ob es nicht einmal eine probieren möchte mit der Kandidatur.

Doch die Töchter Christine und Maria wollten nicht, hatten andere Interessen. „Da habe ich mir gedacht: Eine von uns muss es doch einmal packen“, sagt Johanna, die Jüngste. Und sie hat sich schon angemeldet, wird sich auf der Bühne präsentieren, wenn am Volksfestmontag die Wahl in der Festhalle des Wolnzacher Volksfestes steigt. „Das fällt heuer auf den 11. August“, sagt Johanna – und lächelt. Ganz genau weiß sie das, nicht nur, weil sie da kandidieren wird. Es gibt noch einen anderen Grund. „Ich habe am 10. August, also am Tag davor, Geburtstag“, verrät sie. 22 Jahre wird sie also sein, wenn sie um Stimmen wirbt, damit sie Hopfenkönigin werden kann. Ein gutes Alter, meint sie. „Ich glaube, dass es ganz gut ist, wenn man schon etwas älter und vielleicht dann ein bisschen reifer ist“, hat sie sich schon viele Gedanken über die Aufgaben und die große Verantwortung einer Hopfenkönigin gemacht. Geholfen dabei haben ihr auch die Erfahrungen, die eine Freundin von ihr gerade macht: Angelika Märkl aus Raitbach bei Pörnbach ist im vergangenen Jahr zur Vizekönigin gewählt worden. Natürlich war Johanna Reith bei dieser Wahl dabei, hat den Abend aus einem ganz anderen Blickwinkel gesehen. „Da habe ich ja schon gewusst, dass ich es heuer auch probieren möchte“, sagt die Noch-21-Jährige. „Und da passt man schon ein wenig besser auf. Zum Beispiel, wie die Kandidatinnen reden, was sie sagen und solche Sachen halt.“

Für Johanna selbst war vor einem Jahr klar, dass sie es heuer erst versuchen möchte. Warum? Erstens, weil Freundin Angelika kandidiert hat, zweitens, weil sie für sich ganz persönlich erst den richtigen Zeitpunkt abwarten wollte. „Jetzt passt’s“, sagt sie. Viel Unterstützung bekommt sie – von den Eltern, von ihren Schwestern, ihrem Freund und ihren vielen Bekannten. Auch die Kollegen in einem Pfaffenhofener Autohaus, wo Johanna als Bürokauffrau arbeitet, sind begeistert, stehen hinter der jungen Wolnzacherin, die mit ihrer Kandidatur zu etwas ganz Besonderem wird. Denn sehr lange ist es her, dass es zum letzten Mal eine Kandidatin aus dem Ort Wolnzach gegeben hat – genauer gesagt liegt das jetzt schon 18 Jahre zurück: 1996 hatte sich Birgit Haimerl als eine von zehn Kandidatinnen beworben; auch ihre Familie hat den Hopfenbau aber längst aufgegeben.

„Das ist schade, dass es bei uns kaum mehr Hopfenbaubetriebe gibt“, sagt Johanna. „Das verändert das ganze Ortsbild“. Umso stolzer ist sie auf ihr Elternhaus und freut sich, dass sich hier noch alles um den Hopfen dreht: beim Aufdecken und Schneiden, beim Drahtaufhängen, beim Andrehen, bei der Pflege der Pflanzen und natürlich bei der Ernte. „Ich bin einfach damit aufgewachsen“, sagt Johanna. Und vielleicht darf sie bald schon die Hallertau als Königin vertreten. Als vielleicht Letzte ihrer Art, denn: Reiner Wolnzacher Nachwuchs ist lange nicht in Sicht.