Hilpoltstein/Allersberg - Corona hat die Pläne von vielen Heiratswilligen durchkreuzt.
Auch die von Birgit (49) und Harald Knaus (56) aus Allersberg. Sie hatten im Mai 2020 eine Hochzeit mit 140 Gästen vorbereitet - mit Festzelt und Band direkt am Ufer des Rothsees. Geworden ist daraus eine ausgelassene September-Gartenparty im engsten Familien- und Freundeskreis bis früh um fünf. Ein Happy End nach langem Bangen und Warten.
"Es waren zu diesem Zeitpunkt nur 40 Leute erlaubt", erinnert sich Birgit Knaus. "Deshalb mussten wir 100 Gäste wieder ausladen. " Die meisten ließen sich aber nicht davon abhalten, trotzdem zu kommen und Spalier zu stehen, was zu diesem Zeitpunkt als coronakonform galt. "Wir waren so überrascht, dass fast alle da waren", erzählt Birgit Knaus. "Sogar die Boogie-Club-Mitglieder in ihren Auftrittsklamotten. "
Für die Gäste, die unerwartet an der Burg Spalier standen, wurde sogar noch ein kleiner Sektempfang mit Häppchen ausgerichtet, da sie in Kontakt mit den Kindern des Brautpaares gestanden hatten, um nachzufragen, ob man ans Standesamt kommen darf. "So konnten wir auf dem idyllischen Burggelände auch noch mit vielen persönlich anstoßen", erzählt Birgit Knaus.
Mit Freude erinnert sich auch die Hilpoltsteiner Standesbeamtin Susanne Krauß, die mit dem Brautpaar befreundet ist, an den Tag zurück: "Die beiden haben zwar coronabedingt ihre Hochzeit verschoben, wurden aber dafür mit einem wundervollen Tag, bei traumhaften Wetter im Kreise ihrer Lieben belohnt. Es war für uns alle ein unbeschreibliches Erlebnis, das wir das mit den beiden miterleben durften", sagt Susanne Krauß. "Auch für mich als Standesbeamtin ist es ein besonderes Ereignis gewesen, ein Paar trauen zu dürfen, das mir so sehr am Herzen liegt. " Die Trauung selbst fand an einem besonderen Ort statt: auf der Hilpoltsteiner Burg, da war es umso wichtiger, dass das Wetter mitspielte. "Das war so romantisch", schwärmt Birgit Knaus. "Es war einfach ein wunderschöner Tag. " Natürlich sei es ärgerlich gewesen, dass ein Großteil der Freunde bei der Feier außen vor bleiben musste, die Pläne mit dem Zelt, der mobilen Cocktailbar und der Band am Rothsee sich zerschlagen hätten, die 150 Stuhlhussen für das Zelt am Rothsee und viele Dekoartikel originalverpackt im Keller lägen, aber "wir wollen das mit einer After-Wedding-Party noch nachholen. " Und ganz abgesehen davon habe es andere Paare viel schlimmer erwischt. "Es war zwar ein riesen Auf und Ab bei uns, aber das war nach der schönen Hochzeit wieder vergessen. "
Das Schönste sei eben gewesen, in so vertrauter Gemeinschaft zu heiraten. Denn mit Susanne Krauß habe sie nicht nur eine gute Freundin getraut, deren Mann Michael sei auch noch der Trauzeuge ihres Zukünftigen gewesen. Und es wird noch komplizierter: Der Allersberger stellvertretende Bürgermeister Rainer Just, dessen Ehefrau Andrea wiederum die Rolle der Trauzeugin von Birgit Knaus übernommen hatte, habe eine Traurede gesprochen. So blieb quasi die ganze Heirat wirklich im engsten (Freundes)kreis. "Ich nenne es unsere Hochzeitsfamilie", erzählt Birgit Knaus.
"Und es war der erste Einsatz von Rainer Just als Traustandesbeamter", fügt Susanne Krauß hinzu. "Natürlich darf der zweite Bürgermeister von Allersberg in Hilpoltstein keine Trauungen vollziehen, so dass den offiziellen Teil ich übernommen habe", sagt sie. "Aber auch das war für die beiden und für mich etwas ganz Besonderes".
Eine Wette mit ihrer Tochter hat Birgit Knaus dennoch verloren. Denn die hatte geunkt, dass sie selbst wohl noch vor ihrer Mutter heiraten würde, wenn diese noch lange zögere. Das war aber noch vor Corona. Und "dank" der Verschiebung wegen der Pandemie machte die Tochter das Rennen, sie heiratete wie geplant am 8.8.2020 erst standesamtlich auf der Hilpoltsteiner Burg und feierte anschließend im Schloss Eysölden. "Wir hatten alle Tränen in den Augen, so romantisch war es", schildert ihre Mutter. Wette hin oder her. Vor zwei Wochen sind Birgit und Harald auch noch Großeltern geworden: "Das schaffen vermutlich nicht viele Paare, ein dreiviertel Jahr nach der Hochzeit", sagt Birgit Knaus stolz.
HK
Monika Meyer
