Beilngries
Eine breite Themenpalette

19. Globulus-Band: Schule im Ersten Weltkrieg, Fortschritt in der Landwirtschaft und erste Landkarte von Altbayern

17.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:24 Uhr

„Im kindlich’ Spiel liegt oft ein tiefer Sinn!“: Die Postkarte aus dem Jahr 1914 befindet sich im Besitz von Tobias Hirschmüller. Repro: Hirschmüller

Beilngries/Eichstätt (DK) Der 19. Band von Globulus, den die Natur- und kulturwissenschaftliche Gesellschaft für Ingolstadt, Eichstätt, Weißenburg, Neuburg und Beilngries herausgibt, ist fertig. Er beinhaltet wie die vorausgehenden Bände unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen.

Besonders interessant dürfte ein Beitrag über die Schule im Großen Krieg – dem Ersten Weltkrieg – am Beispiel Neuburg sein. Auch eine Abhandlung über die „Wunderwerke der Natur“ im Solnhofener Plattenkalk dürfte ihre Leser in der Region finden.

Bei der Präsentation im Konferenzraum von St. Walburg führten die Autoren in ihre Beiträge ein. Im Band 2015 geht es auch um die Konservierung der Gebeine des heiligen Willibald, die Landwirtschaft von der Handarbeit zur Maschinenarbeit am Beispiel eines Bauernhofs in Ensfeld, das Bier und seine Herstellung, die Landesaufnahme Bayerns durch Philipp Apian aus Ingolstadt sowie weitere fundierte Beiträge.

Die Dendriten des Solnhofener Plattenkalks gehören zu den häufigsten Funden, die man auf den Abraumhalden am Rande der Eichstätter Plattenkalk-Steinbrüche entdecken kann, und doch zählen sie zu den bezauberndsten Naturobjekten der Eichstätter Region. Helmut Tischlinger aus Stammham bezeichnet sie in seinem Globulus-Beitrag als „Wunderwerke der Natur“. Dendriten scheinen auf den ersten Blick pflanzenähnliche Gebilde zu sein, die sich in braunen, rötlichen oder schwarzen Einfärbungen auf den Jurakalkplatten zeigen und an Bäumchen, Moose oder Farne erinnern. Tatsächlich aber handelt es sich um keine fossilen Pflanzen, sondern um mineralische Ausfällungen von Eisen- und Manganoxiden. Seit rund 400 Jahren erwecken diese Gebilde das Interesse der Naturforscher. Inzwischen gehen Forscher davon aus, dass, lange nach der Jurazeit, im Gestein vorhandene Bakterienkolonien zumindest zum Teil am Zustandekommen dieser Dendritenbildungen aus mineralischen Lösungen beteiligt waren. Unabhängig davon aber sind es wunderschöne Naturobjekte, die es wert sind, beachtet und gesammelt zu werden, betont Tischlinger.

Mit der Schule im Ersten Weltkrieg hat sich Tobias Hirschmüller beschäftigt. In seinem Aufsatz „Kollektive Erfahrungen aus der Garnisonsstadt Neuburg 1914 – 1918“ geht der Neuburger anhand umfassenden Quellenstudiums der Rolle von Schule und Jugend in der Garnisonsstadt Neuburg während des Ersten Weltkriegs nach. Er legt die Rolle der Schule bei der Vermittlung technischer und militärischer Kenntnisse zur Wehrkrafterhöhung als Vorbereitung für den Heeresdienst, das allgemeine Heldentum, die Mitwirkung der Schüler in der Landwirtschaft sowie die Nutzung der Seminarräume als Massenquartier dar.

„Der Krieg gegen Österreich“ ist der Titel des Beitrags von Helmut Mahr, Oberasbach. Er stellt das „Tagebuch eines baierischen Lieutenants“ zum Kriegseinsatz 1809 vor. Dabei geht es um den Krieg Napoleons gegen Österreich, an dem auch bayerische Truppen als Verbündete der Franzosen teilgenommen hatten.

Auch der heilige Willibald ist Thema im 19. Globulus-Band. Bruno Hügel, Eichstätt, war einer der wenigen, die an der Prüfung und an der Konservierung der Gebeine des heiligen Willibald nach der Öffnung des Kristallschreins im Jahr 1993 beteiligt waren. Der erfahrene Chemiker gibt den gesamten Ablauf der Maßnahmen wieder, wobei er auch an andere Beteiligte wie Schwester Pacifica, Ludwig Rug, Olav Ertl-Röhrer und Brun Appel erinnert.

Josef Oppel aus Monheim beschreibt in seiner Abhandlung die technische Entwicklung der Landwirtschaft „Von der Hand- zur Maschinenarbeit – Fortschritt in einem kleinen Ort Mittelbayerns“. Mit vielen beeindruckenden Bildern aus dem Mörnsheimer Ortsteil Ensfeld dokumentiert er seine Ausführungen. Rudolf Emslander bringt Licht in die Herstellung von Bier. Neben der allgemeinen Brautechnik geht er auf die Besonderheit der „Hofmühl“ ein, die Entwicklung des Brauhauses und auf neue Biersorten. Karl Röttel, Eichstätt, hat sich mit der Landesaufnahme Philipp Apians befasst. Er schildert dessen Wege zur Vermessung und Erstellung der ersten genaueren Karte Altbayerns. Wilhelm Kaltenstadler aus Rohrbach liefert zwei Beiträge. Einmal erörtert er die Wörter zum Komplex Wald und Forst aus Reitzensteins Lexikon bayerischer Ortsnamen. Im zweiten Artikel erfahren die Leser, wie zentral der Begriff Wald im romantischen Werk des Schlesiers Joseph Frhr. von Eichendorff erscheint. In Verbindung mit einem Ausblick auf die Geschichte der Landesfestung Ingolstadt hat der Ingolstädter Ernst Sommer einen Teilbereich der Baumaßnahmen des Forts II (Hartmann) erkundet und im neuen Globulus vorgestellt.

Der 100-seitige Band mit der ISBN 978-3-928671-70-5 ist bei der NKG, beim Polygon-Verlag Eichstätt (kontakt@polygon-verlag.de) und in den Buchhandlungen für 15 Euro erhältlich.