Ingolstadt
Eine Bibliothek des Glücks

Bei „Glücksbaum international“ können die Ingolstädter ihre Gedanken an Bäumen hinterlassen

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr
Den ersten Baum am Carraraplatz schmückten Teilnehmer der Aktion gestern mit bunten Glückskärtchen. Heute besteht zwischen 10 und 16 Uhr wieder die Gelegenheit dazu. −Foto: Schmatloch

Ingolstadt (DK) Was bedeutet Glück für mich? Eine im Grunde doch einfache Frage.

Eine schwierige mitunter, wenn man sie ganz spontan beantworten soll. Genau das aber ist das Ziel der Aktion „Glücksbaum international“, bei der im Rahmen der bundesweiten „Interkulturellen Woche“ gestern die Passanten auf dem Carraraplatz von zwei netten jungen Damen der Stadtverwaltung aufgefordert wurden, ihren Plan vom Glück auf ein Kärtchen zu schreiben und damit einen der Bäume des Carraraplatzes zu zieren.

Sinn der Aktion ist es, den multikulturellen Gedanken zu fördern und dadurch zu begreifen, dass das Streben nach Glück etwas ist, was alle Kulturen gemeinsam haben, was sie verbindet. „Das ist kein Wunschbaum“, erklärt Fitore Iberdemaj von der städtischen Gleichstellungsstelle, „es geht also nicht darum, seine Wünsche zu formulieren, die dann von der Stadt erfüllt werden.“

Die Gefahr scheint denn auch recht gering. Denn die ersten Karten, die gestern die Bäume des Platzes zwischen Volkshochschule und Stadtbücherei in eine Bibliothek auf Zeit verwandelten, zeigten, was Glück für die Menschen bedeutet: „Am glücklichsten bin ich im Urlaub“, stand da beispielsweise oder „Ich bin am glücklichsten, wenn ich meine Kinder lachen sehe“. Aber auch überaus persönliche Botschaften. „Ich war superglücklich, als ich erfahren habe, dass mein Brustkrebs besiegt ist“, hat eine Frau an einem der Bäume hinterlassen. Für andere ist es der Gipfel des Glücks, „wenn die ganze Familie zusammen ist“, wenn man einem „Griesgram ein Lächelns ins Gesicht zaubert“ oder ein „Filetsteak mit Kräuterbutter“ bekommt.

Selbstredend sind ein paar witzig gemeinte Karten dabei, aber eben auch Worte, die nachdenklich stimmen. Wenn da beispielsweise einer schreibt, Glück sei für ihn, sterben zu dürfen ohne gepflegt werden zu müssen oder ein anderer festhält: „Glück ist es, nicht hungern zu müssen.“ Es braucht eben jeder etwas anderes zum glücklich sein. Was zwei Karten verdeutlichen, die unmittelbar nebeneinander hängen: Ein Herz mit dem Wort Liebe auf der einen, ein Gesicht, dessen Augen aus Dollarzeichen bestehen auf der anderen Karte.

Bis zum kommenden Freitag, 30. September, beteiligt sich Ingolstadt mit vielen Aktionen und Veranstaltungen an der „Interkulturellen Woche“, eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Kirche. Sie findet seit 1975 jährlich Ende September in übers 550 deutschen Städten und Gemeinden statt.

Und wer es gestern versäumt hat, sein persönliches Glück auf ein Kärtchen zu bannen, der hat heute, Mittwoch, von 10 bis 16 Uhr abermals auf dem Carraraplatz die Chance, seine diesbezüglichen Gedanken zu formulieren und sich selbst bewusst zu machen, was für ihn das Zentrum des ganz persönlichen Glücks ist.