Pfaffenhofen
Eine Berufsschule für Beirut

Zwei Lehrer aus Pfaffenhofen begleiten Projekt im Libanon

20.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:24 Uhr
Professor Hans-Peter Sonnenborn (links) zusammen mit den Pfaffenhofener Berufsschullehrern Petra Schuller und René Rempfer vor der gerade im Bau befindlichen Berufsschule in Beirut. −Foto: Berufsschule

Pfaffenhofen (PK) "German Evangelical Academy of Technology", kurz GEAT, so soll die neue Berufsschule heißen, die gerade in Aabey entsteht, einem kleinen Ort im hügeligen Umland der libanesischen Hauptstadt Beirut. Zwei Pfaffenhofener Berufsschullehrer waren jetzt vor Ort, um das Projekt zu unterstützen.

Den Fußböden der Klassenzimmer fehlt noch der Estrich und auch noch einige Rohre und Kabel müssen eingezogen werden. Ansonsten sieht man dem Gebäude schon die künftige Berufsschule an.

Das Wort "German", das sie im Namen trägt, ist dabei durchaus Programm, denn es drückt aus, dass es hier um eine Berufsschule nach deutschem Vorbild geht.

Das betrifft die Lerninhalte, aber auch die Prüfungsanforderungen, vor allem aber das duale Ausbildungssystem, das im Libanon wie in vielen anderen Ländern als vorbildlich und nachahmenswert gilt.

Das Projekt hat prominente Unterstützer. An erster Stelle die Bayerische Staatsregierung, die eine Million Euro zur Verfügung stellt. Aber auch die beiden Rotary Clubs von Pfaffenhofen und Wasserburg tragen in erheblichem Maß zur Finanzierung bei.

Und nicht zuletzt stellt die evangelische Kirche von Beirut ein 180 Jahre altes Gebäude zur Verfügung, das jetzt mit modernster IT-Technik zur GEAT ausgestattet wird. Grund genug für zwei Berufsschullehrer aus Pfaffenhofen, mit zwei Kollegen aus Rosenheim vier Tage nach Beirut zu reisen, um das Projekt vor Ort in Augenschein zu nehmen und für die nächste Planungsphase ihr Know-How zur Verfügung zu stellen. Ab September 2020 sollen in Aabey nämlich 200 Schüler in Elektrotechnik und Office Management unterrichtet werden.

Für die Staatliche Berufsschule Pfaffenhofen waren es die Stellvertretende Schulleiterin Petra Schuller (Fachbereich Wirtschaft) und Systembetreuer René Rempfer (Fachbereich Elektrotechnik), die den Aufbau der beiden Ausbildungsbereiche der GEAT tatkräftig unterstützten. Geleitet wird das gesamte Berufsschulprojekt von Professor Hans-Peter Sonnenborn aus Scheyern, der die Lehrer in den Libanon begleitete.

Dass der Bedarf für eine Berufsschule besonders hoch ist, zeigte sich an den Bedingungen vor Ort. Denn für viele junge Menschen im Libanon gilt nach der Schule oft nur ein Studium als erstrebenswert. Es lockt mit Status und Ansehen. Doch allzu oft endet dieser Traum in der Arbeitslosigkeit, da es zu wenig Stellen für Akademiker gibt.

Auf der anderen Seite versuchen viele junge Leute ihr Glück ohne irgendeine Ausbildung, was jedoch meist auf schlecht bezahlte Aushilfsjobs hinausläuft. - Was eben fehlt ist ein etabliertes System fundierter Berufsausbildung, um die stets steigende Nachfrage an Fachkräften zu befriedigen. Kliniken mit moderner technischer Ausstattung suchen danach, genauso wie viele Verwaltungen.

So mussten die bayerischen Berufsschullehrer auf ihrer Reise auch viele Gespräche mit Verantwortungsträgern führen. Oft ging es dabei um die Frage, wie das libanesische Bildungssystem mit der dualen Ausbildung nach deutschem Modell zusammengeführt werden kann. Unterschiedliche Ferienzeiten und Feiertage, aber auch Fragen des Jugendschutzes sind hier abzuwägen.

Und dann bleibt noch die große Aufgabe, dass libanesische Betriebe auf das duale System umschwenken, das heißt Auszubildende in den betrieblichen Ablauf zu integrieren, sie anzuleiten und natürlich auch zu bezahlen. Immerhin zieht das Berufsschulprojekt schon weitere Kreise: Die Haigazian University in Beirut zeigte sich nach einem Austausch mit den Gästen aus Bayern ebenfalls an einer Zusammenarbeit mit der GEAT interessiert.

Das trifft sich gut. Denn die Berufsschule Pfaffenhofen pflegt ihrerseits eine enge Zusammenarbeit mit der Technischen Universität in München. Für die Pfaffenhofener Berufschullehrer stand nach ihrer Reise jedenfalls fest: Die GEAT ist eine gute Sache. Und gute Sachen schaffen Perspektiven. Für alle.