Eysölden
Eine Arche für das Brillenschaf

Anita und Karl-Heinz Gerstner erhalten Distelfink – BN vergibt Auszeichnungen

15.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:07 Uhr

Die Verdienste um den Naturschutz würdigten Kreisvorsitzender Michael Stöhr (rechts) und Stefan Pieger aus Wendelstein (links). Die goldene Verbandsnadel erhielt Karl-Heinz Donth, die silberne Verbandsnadel Erwin Galsterer und den Distelfink 2014 Karl-Heinz und Anita Gerstner (v.l.) - Foto: BN

Eysölden/Wendelstein (HK) Mit der Verleihung des Distelfinks 2014 würdigt die Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) die Bemühungen von Anita und Karl-Heinz Gerstner vom Arche-Biohof aus Eysölden um die Erhaltung alter Haustierrassen.

Die Jahresversammlung der BN-Kreisgruppe ist heuer mit der Feier des 30-jährigen Bestehens der Ortsgruppe Wendelstein verbunden gewesen und fand deshalb in Wendelstein statt, wie der Kreisvorsitzende Michael Stöhr vor knapp 60 Mitgliedern und Ehrengästen sagte.

Klaus Vogel, stellvertretender Bürgermeister des Marktes Wendelstein betonte, dass es seiner Meinung nach beim Naturschutz um nichts weniger als „Sein oder Nichtsein“ gehe. Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann überbrachte ein Geburtstagsgeschenk und stellte fest, wie wichtig es sei, „die Menschen für die Belange der Umwelt zu sensibilisieren“. Glückwünsche überbrachten auch die stellvertretenden Bürgermeister Hans Raithel aus Roth, Hermann Kratzer aus Greding, Ulla Dietzel aus Hilpoltstein und Ursula Klobe aus Thalmässing.

Hartmut Seibold, stellvertretender Vorsitzender des Energiebündels Roth-Schwabach, war dankbar dafür, dass der BN Geburtshilfe beim Energiebündel geleistet habe und sich weiter vorbildlich engagiere. Forstdirektor Harald Gebhardt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten führte aus, dass die Waldentwicklung hin zu stabilen Mischwäldern bei der Forstverwaltung eine wichtige Aufgabe darstelle. Boris Czerwenka, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen erinnerte daran, dass die Natur eine Lobby brauche und dass der BN hier hervorragende Arbeit leiste. Kreisrat Max Netter war sich sicher, dass man die Natur hegen und pflegen müsse, wenn der Mensch überleben wolle.

Bei seiner Rückschau auf das vergangene Jahr stellte BN-Kreisvorsitzender Michael Stöhr vor allem das Wildkatzenprojekt heraus. Viele Freiwillige, darunter auch ein Gruppe Auszubildender vom Forstbetrieb Allersberg, haben im Frühjahr mit Hilfe von Lockstöcken Haarproben im Landkreis gesammelt. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen gebe es leider erst im November, so Michael Stöhr weiter. Aktionen und Kundgebungen gegen das Freihandelsabkommen TTIP fanden statt, der BN gab auch Informationen zu den geplanten Gleichstromtrassen weiter und beteiligte sich an den Protesten.

Ein Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Distelfinks 2014 an das Ehepaar Anita und Karl-Heinz Gerstner vom Bioland-Archehof aus Eysölden. Sie betreiben seit drei Jahrzehnten einen Bauernhof und wurden vor zwei Jahren mit der Ernennung zum Archehof ausgezeichnet. Als Mitglied in der Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrasen (GEH) haben sie sich dem Erhalt dieser seltenen Haustierrasen verschrieben. Insgesamt gibt es bei den Gerstners gut 200 Schafe und 50 Ziegen, darunter Krainer und Alpines Steinschaf, Brillenschaf, Karakulschaf, Zackelschaf, Pfauenziege und Schwarzhalsziege. Auch mehrere Vertreter alter Geflügelrassen tummeln sich auf dem Hof: Bronzeputen, Emdender Gänse, Bayerische Landgänse, Orpingtonenten und Pommernenten, um nur einige zu nennen. Mit den Schafen und Ziegen betreibt die Familie Gerstner Landschaftspflege auf Flächen, die maschinell oder wirtschaftlich nicht nutzbar sind. Filzprodukte, Felle und Wolle sowie Lamm- und Ziegenfleisch werden vermarktet.

Die goldene Verbandsnadel erhält in diesem Jahr Karl-Heinz Donth aus Roth für seine Naturschutzaktivitäten seit knapp 40 Jahren innerhalb und außerhalb des Bund Naturschutz. So war er Gründungsmitglied und erster Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Roth im Jahre 1983 und ist seit Beginn bei der Naturschutzwacht des Landkreises dabei. Für das jahrelange Engagement unter anderem bei der jährlichen Amphibienaktion oder als Biotopbeauftragter der Kreisgruppe dankte ihm der Rother Ortsvorsitzende Richard Radle. Die silberne Verbandsnadel geht heuer an Erwin Galsterer aus Schwabach, der vor 30 Jahren die Ortsgruppe Wendelstein mit gegründet hat und sich gegen die damals geplante Verlagerung des Nürnberger Rangierbahnhofs in den Reichswald engagierte.