Jetzendorf
Eine Ära geht zu Ende

Die Jetzendorfer Turner haben mit dem Liga-Team viele Erfolge gefeiert Rückzug wegen personeller Sorgen

16.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:48 Uhr

Teamkapitän Stefan Mayr gehörte viele Jahre zu den Leistungsträgern im Liga-Team der Jetzendorfer Turner. Mit dem Rückzug der Mannschaft endet eine sehr erfolgreiche Zeit. - Foto: Hartmuth

Jetzendorf (PK) Das Jahr 2007, als man in Jetzendorf nach viel Arbeit und Engagement im Februar das neue Turnzentrum eröffnet hat, ist zugleich die Geburtsstunde des Jetzendorfer Liga-Teams gewesen. Mit dem Rückzug der Mannschaft endet eine enorm erfolgreiche Ära.

Einige Turner, die bereits seit Jahren Erfolge in verschieá †denen Einzelwettbewerben und im Mannschaftswettbewerb den Bayernpokal feierten, entschlossen sich unter dem Abteilungsleiter Rudi Hetzler zum Vorhaben, in das Ligasystem des Bayerischen Turnverbandes einzusteigen und sich dort mit den großen Kunstturnzentren aus Monheim, Ries, Unterhaching und Allgäu zu messen.

Stefan und Andy Mayr, Manfred Schmid, Lukas Burger, Lenzi Fassl, Mathias Hanrieder, Markus Glaser und Hansi Winklmair waren damals die Turner der Ersten Jetzendorfer Landesliga-Mannschaft, die gleich im Premierenjahr die bayerische Turnwelt überraschte und sich den Meistertitel sichern konnte. Voller Euphorie startete man in die Aufstiegsrelegation zur Regionalliga, scheiterte in Heidelberg jedoch an der starken bundesweiten Konkurrenz. So scheinbar einfach die erste Saison lief, so schwierig war die zweite. Gebeutelt von zahlreichen Verletzungen und Ausfällen schleppte man sich zeitweise mit nur vier Turnern durch die Saison, konnte sich am Ende dennoch den dritten Tabellenplatz erturnen.

Dies sollte 2009 in der dritten Saison wieder anders werden. Mit erstarktem Kader gelang die zweite Landesliga-Meisterschaft, bei der Aufstiegsrelegation hatte man aber erneut das Nachsehen. Wie schon 2008 folgte auch 2010 nach der Relegationsteilnahme wieder ein schwieriges Jahr, in dem man sich jedoch nur Exquisa Weilheim im Gesamtresultat geschlagen geben musste. Das Liga-Team entschloss sich, 2011 mit noch größeren Ambitionen anzutreten und gab bereits zu Saisonbeginn die dritte Teilnahme an der Aufstiegsrelegation als Ziel aus. Alle Turner konnten sich über die Jahre deutlich steigern und man sah sich nun ernsthaft in der Lage, noch höherklassig zu turnen. Neben Zsolt Lengyel, ungarischer Sport-Student aus München, schloss sich auch Nachwuchskaderturner Maximilian Henning an. Das Team holte mit vier Siegen in vier Wettkämpfen den dritten Meistertitel. Zur Aufstiegsrelegation stieg dann auch der langjährige Jetzendorfer Trainer Stas Kuzmenko wieder ins aktive Geschehen ein, jedoch verpassten die Jetzendorfer erneut knapp den direkten Aufstieg in die Dritte Bundesliga.

2012 bot sich dem Liga-Team die Möglichkeit, sich als Nachrücker doch noch den Bundesliga-Traum zu erfüllen. Nach Abklärung aller Rahmenbedingungen von der Wettkampfausrichtung bis hin zur Finanzierung der Lizenzen gab es grünes Licht für Bundesliga in Jetzendorf. In der Dritten Bundesliga starteten die Jetzendorfer zwar als krasse Außenseiter und kassierten zum Start eine deftige Niederlage, jedoch konnte man gegen den in der Liga etablierten MTV Ludwigsburg am zweiten Wettkampftag ein sensationelles Comeback und damit den ersten Bundesligasieg feiern.

Letztendlich fehlte dem Liga-Team am Saisonende ein bisschen Glück zum Klassenerhalt, sodass man 2013 wieder in die Regionalliga zurückkehrte. Trotz des ansteigenden Niveaus in den mittlerweile vierstufigen Bayerischen Turnligen dominierten die Jetzendorfer die Saison 2013 und konnten als erste Mannschaft 2014 den Titel in der Regionalliga verteidigen. Obwohl es sportlich im Rahmen der Möglichkeiten lag, verzichtete das Team auf weitere Aufstiegsversuche, in erster Linie aus finanziellen Gründen, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil es die hohen Geräte- und Raumanforderungen der Deutschen Turnliga nicht erlaubten, in der heimischen Halle Wettkämpfe auszutragen.

2015 startete man mit ungünstigen Vorzeichen in die Saison, da mit Lukas Burger und Lenzi Fassl in der ersten Saisonhälfte zwei Stammkräfte aus beruflichen Gründen fehlten. Trotzdem wurden die Jetzendorfer zum dritten Mal in Folge Meister - ein Novum in der Bayerischen Turnliga.

Es wurde allerdings offenkundig, dass man seit fast zehn Jahren nahezu in gleicher Besetzung im Einsatz war und zum einen im Jugendbereich nicht genügend Turner nachrückten, zum anderen Stammkräfte und Antreiber wie Stefan und Andy Mayr langsam dem Alter Tribut zollen mussten. Es folgte damit nach der Saison 2015 und insgesamt sechs Meistertiteln die einstimmige Entscheidung des Liga-Teams, die Mannschaft abzumelden, da man sich nicht mehr in der Lage sah, das hohe Niveau der Regionalliga weiter mitzugehen.

Die Abmeldung der Mannschaft sollte aber nicht bedeuten, dass sich die Turner in den Ruhestand verabschieden: Stefan und Andy Mayr wollen sich künftig verstärkt als Trainer, vorwiegend im Nachwuchsbereich engagieren, um eventuell eine neue Generation eines Liga-Teams an die Geräte schicken zu können. Lukas Burger, Lenzi Fassl, Uli Ilg und Maximilian Henning werden sich dem TSV Unterföhring, einem der stärksten Konkurrenten der Jetzendorfer in den verganá †genen Jahren, anschließen, um den Aufstieg in die Dritte Bundesliga zu erreichen. "Mit dieser Entscheidung geht wohl eine Ära zu Ende. Wir haben Unglaubliches zusammen erlebt, angefangen bei den unzähligen gemeinsamen Trainingsstunden in der Halle, über die sechs Meistertitel in der höchsten Bayerischen Turnliga bis hin zu den irren Wettkämpfen in der Dritten Bundesliga. Diese Jahre waren einmalig und werden uns auf jeden Fall immer verbinden", sagt Teamkapitän Stefan Mayr. Die erfolgreichen Jahre in der höchsten Bayerischen Turnliga haben ohne Zweifel den Status des TSV Jetzendorf als Turnerhochburg weiter ausgebaut. Es bleibt das Ziel, dass bald eine neue Generation erfolgshungriger Turner bereit ist, in die Fußstapfen des Liga-Teams zu treten.