Ingolstadt
Eindrucksvolle Bürgerabstimmung

Audörfer im Süden gehörten schon im Mittelalter zum Burgfrieden der Stadt

03.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:59 Uhr

Nach wie vor idyllisch präsentiert sich Hundszell dem Betrachter (oberes Bild). Haunwöhr ist massiv gewachsen und hat mit der Ortschaft von 1940 (unten) nur noch wenig gemein.

Ingolstadt (DK) Die im Süden Ingolstadts gelegenen fünf alten Audörfer Haunwöhr, Hundszell, Kothau, Rothenturm und Unsernherrn gehörten bereits im ausgehenden Mittelalter zum sogenannten Burgfrieden der Stadt, die dort lebenden Bewohner waren also Bürger der Stadt.

So blieb es bis ins beginnende 19. Jahrhundert hinein. Durch Entschließung vom 9. April 1813 wurden die genannten Ortschaften von Ingolstadt abgetrennt und zu einer eigenständigen Gemeinde mit Sitz in Unsernherrn zusammenfasst. Dieser Zustand blieb auch nach der Bayerischen Gemeindeordnung von 1818 erhalten.

In den 1860er Jahren kamen noch Ringsee, das sich aus kleinen Ansiedlungen um den neu errichteten Ingolstädter Hauptbahnhof entwickelte und erst 1897 seinen Namen erhielt, und Niederfeld zum Gemeindegebiet hinzu. Auf diese Weise wuchs Unsernherrn, das in früherer Zeit oft auch als „Klein-Salvator“ bezeichnet wurde, allmählich zur größten Gemeinde des Bezirksamts und späteren Landkreises Ingolstadt heran und umfasste schließlich etwa 6000 Einwohner auf einer Fläche von 1100 Hektar.

1954 wurde im Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen, sich ein Wappen zu geben. Am 7. Februar 1955 stimmte das Bayerische Staatsministerium des Inneren der Annahme des Wappens zu, das auf blauem Grund sieben silberne Wellenbalken und darüber ein goldenes Hostiengefäß zeigt. Dieses Gefäß symbolisierte die wohl um 1350 entstandene, ehemals sehr bedeutende Wallfahrt „zu Unseres Herrn Leichnam“, wovon sich auch der Ortsname ableitet. Die Wellenbalken stehen für die sieben wichtigsten Gemeindeteile.

Doch schon bald machte sich eine Tendenz bemerkbar, die Eigenständigkeit aufzugeben und sich an die Stadt Ingolstadt anzuschließen. Im Februar 1959 gelangte man innerhalb des Gemeinderats einstimmig zu dem Beschluss, fünf der inzwischen sieben Gemeindeteile umzugliedern. Nur Alt-Unsernherrn und Hundszell wollten ihre Selbständigkeit zunächst noch beibehalten. Im November 1959 stimmte man im Stadtrat dieser Eingliederung zu. Bald wurden allerdings auch innerhalb der zwei verbliebenen Gemeindeteile Wünsche laut, die eine Umgliederung verlangten. Nachdem eine Bürgerabstimmung ein beeindruckendes Ergebnis für die Eingemeindung nach Ingolstadt gebracht hatte, wurde diese am 1. Januar 1962 offiziell vollzogen. Kleine Teile des Gemeindegebiets gelangten dabei auch nach Brunnenreuth, Hagau, Manching und Niederstimm.