Wolfsbuch
Einblick in die Kirchengeschichte

Vor 50 Jahren verabschiedete sich der letzte Ortsgeistliche aus Wolfsbuch

19.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:17 Uhr

Der letzte Ortsgeistliche Jakob Tischner ist auf einem Foto mit den Kommunionkindern im Jahr 1962 abgebildet. Heinrich Dütsch (rechts) starb kurz vor seinem Priesterjubiläum, die Bilder für die Feier waren schon gedruckt. Repros: Patzelt

Wolfsbuch (pa) Vor 50 Jahren ist ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der Pfarrei Wolfsbuch erfolgt. Mit Pfarrer Jakob Tischner verließ der letzte Ortsgeistliche das Dorf und verlegte seinen Wirkungsort nach Fensterbach-Högling bei Schwandorf.

In der Folge wurde Wolfsbuch erstmals von einer Nachbarpfarrei mitbetreut. Das Pfarrhaus stand ab sofort leer. Der Pfarrherr von Zell, Josef Busl, nahm sich der Betreuung an. Beim Blick in die langjährige Geschichte der Wolfsbucher Pfarrherren stechen einige Geistliche heraus – sei es durch ihre Exzentrik oder durch ihre Tragik. Mit Josef Diepold hinterließ ein Geistlicher aber auch Rätsel, die bis heute nicht gelöst werden konnten.

Die Geschichte der Pfarrei reicht bis ins Jahr 1155 zurück. Die Ortschaft Wolfsbuch war zu dieser Zeit dem Johanniter-Ordens-Convent Altmühlmünster einverleibt. Seit 1435 betreuten die Konventbrüder das Dorf mit. Anno 1525 übernahmen Priester, die keinem Orden angehörten, aber ebenfalls in Altmühlmünster wohnten, dieses Amt. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurde Wolfsbuch von Schweden gebrandschatzt. Ab 1630 erscheint die Pfarrei in historischen Aufzeichnungen als Filiale von Eggersberg und 1654 als Filiale von Zell. Als Seelsorger werden 1654 Johann Büchstetter und ein Jahr später Johann Paul Renner genannt. Mit Michael Mulz bekam Wolfsbuch erstmals 1691 einen eigenen, damals noch behelfsmäßigen, Pfarrprovisoren, der im Dorf zur Miete wohnte. Ihm folgte der Geistliche Johann Deschler und ab 1698 Martin Pendl.

Im Jahr 1773 war es soweit und Wolfsbuch erhielt mit Georg Josef Mayer den ersten eigenen Pfarrer. Seine vorherige Wirkungsstätte war in Mühlbach. Er betreute die Pfarrei allerdings lediglich drei Jahre und wurde bereits 1776 von Ludwig Sebastian Hermann abgelöst.

Der nächste Geistliche, Pfarrer Josef Diepold, gibt der Pfarrgemeinde bis heute Rätsel auf. War er wirklich der Einführer der Herz-Jesu-Bruderschaft? Auf der Innenseite des Kirchenschiffes befindet sich in die Wand eingelassen die Grabplatte des Geistlichen, der die Pfarrei von 1787 bis zu seinem Tod 1795 betreute. Pfarrer Diepold wird darauf als „Bruderschaftseinführer“ bezeichnet und als Gründungsjahr 1791 angegeben. Die Kunsthistoriker der Diözese nehmen an, dass der Geistliche die Steinplatte bereits zu Lebzeiten anfertigen ließ. Scheinbar war ihm klar, in welchem Jahrzehnt er sterben würde, da die letzte Ziffer, die Fünf, erst nachträglich hinzugefügt wurde. Einem späteren Geistlichen, Pfarrer Joseph Forster, musste die Grabplatte bekannt gewesen sein, als er 1859, also 64 Jahre nach Diepolds Tod, seine Aufzeichnungen machte. Und trotzdem nennt er nicht Diepold als Gründer, sondern den Pfarrvikar Georg Anton Perzl. Diese Gründung ist auch am 31. Mai 1771 von der „Oberhirtlichen Stelle“ bestätigt worden.

Tragik verbirgt sich hinter der Geschichte des Geistlichen Heinrich Dütsch, der die Pfarrei 1924 vom gestorbenen Pfarrer Franz-Matthias Hack übernommen hatte. Der Ortsgeistliche hatte bereits alles für sein silbernes Priesterjubiläum, das am 15. Mai 1929 gefeiert werden sollte, vorbereitet. Sogar Erinnerungsbildchen waren bereits gedruckt. Diese sollten aber nie in Umlauf kommen – Dütsch starb völlig unerwartet im Alter von 49 Jahren, zwölf Tage vor dem großen Jubiläum. Er wurde auf dem Wolfsbucher Friedhof beerdigt und seine Gedenktafel befindet sich eingelassen in der Außenmauer der Pfarrkirche.

Als äußerst exzentrisch galt der letzte eigene Ortsgeistliche Jakob Tischner. Er wurde am 26. April 1898 auf einem Bauernhof in Rittershof bei Neumarkt geboren. 25 Jahre lang wirkte er als Missionar im chinesischen Honan und wurde 1948 von den damaligen kommunistischen Machthabern des Landes verwiesen. Die Pfarrei Wolfsbuch betreute er als Nachfolger von Pfarrer Johann Baptist Herzog ab 1957.