Ingolstadt
Ein Zeichen gegen Homophobie

Jugendnetzwerk Lambda Bayern verleiht in Ingolstadt den Michael-Schmidpeter-Preis

22.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

Zeichen gesetzt: Mit ihren Arbeiten machten sich Gymnasiasten aus Unterschleißheim, Gräfelfing und München für mehr Toleranz gegenüber Lesben und Schwulen stark. Am Freitag wurde ihnen deshalb in Ingolstadt der Michael-Schmidpeter-Preis verliehen - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Michael Schmidpeter ist erst 17 Jahre alt, als er sich 2006 das Leben nimmt. Der aus dem Landkreis Starnberg stammende Schüler hatte große Pläne, wollte Fußballschiedsrichter werden. Verzweifelt und schließlich gescheitert ist er an einer menschlichen Tragödie.

Der junge Mann wird sich seiner Homosexualität bewusst, als er sich in einen Klassenkameraden verliebt. Aus seinem Coming-Out-Prozess (zu Deutsch etwa: sich zu seiner Neigung bekennen), den er anschließend durchmacht, findet er letztlich nur noch einen Ausweg: den Freitod.

Damit sein Schicksal nicht sinnlos erscheint, machen die Eltern die Geschichte ihres Sohnes öffentlich, um vielleicht das Leben anderer junger Menschen zu retten. Das Jugendnetzwerk Lambda Bayern, ein Verband, der sich für schwule, lesbische, bisexuelle und Transgender-Jugendliche einsetzt, unterstützt sie dabei und lobt seither alljährlich den Michael-Schmidpeter-Preis aus.

Am vergangenen Freitag wurde der Preis, der die besten Beiträge von Schülerinnen und Schülern aus ganz Bayern zum Thema Homosexualität würdigt, im Bürgerhaus Ingolstadt zum siebten Mal verliehen. Den ersten Platz belegte die Schülerverwaltung des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim mit dem Projekt „Olympia für alle!“. Die Schüler, die bei der Aktion von ihren Verbindungslehrern unterstützt wurden, ersannen spontan die Idee, an einem verwaisten Mast auf dem Schulgelände für die Zeit der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi, eine Fahne in Regenbogenfarben als Zeichen gegen Homophobie und für Gleichberechtigung von homosexueller Orientierung zu hissen. Brennpunktthemen also, die gerade vor dem Hintergrund der Spiele in Russland in vieler Munde waren. Auch im Unterricht wurde das Thema durch alle Jahrgangsstufen hindurch behandelt. „Es ging darum, das Thema aufzugreifen und an die Schüler weiterzuleiten“, erklärt Melina Mascolo, Preisträgerin und Schülerin am Carl-Orff-Gymnasium.

Die jungen Menschen, die sich an der Ausschreibung beteiligten, würden Zivilcourage beweisen und einen deutschlandweit einzigartigen Preis mitgestalten, lobte Kai Gerstenberger von Lambda Bayern den Einsatz der Teilnehmer und dankte ihnen für die aufgebrachte Zeit und Energie, die sie in ihre Projekte investiert haben.

In einem Grußwort der Stadt, das der Ingolstädter Umweltreferent Rupert Ebner auch im Namen des Schirmherrn OB Christian Lösel überbrachte, freute er sich darüber, dass die Verleihung nach München nun zum ersten Mal in der Schanz stattfand. „Die Akzeptanz von Lesben, Schwulen und Transgender gestaltet sich in einer Metropole mit 1,3 Millionen Einwohnern immer noch etwas anders als in einer Stadt mit 130 000 Einwohnern“, stellte er fest. Um so wichtiger sei es, dass man sich hier mit diesem für das Zusammenleben so wichtigen Thema beschäftige.

An der Veranstaltung teilgenommen hat auch die Familie von Michael Schmidpeter. Vater Stephan Schmidpeter war zudem Mitglied der Jury.