Nürnberg
Ein zauberhafter italienischer Abend

Götz Alsmann begeistert mit seinem "...in Rom"-Konzert im Nürnberger Serenadenhof

01.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:23 Uhr
Götz Alsmanns Combo, der Serenadenhof und italienische Canzone ? das passt perfekt. −Foto: Foto: Messingschlager

Nürnberg (HK) Es ist schon fast zu kitschig: Ein traumhafter Sommerabend am See, ein von viel Grün umrankter Innenhof und dazu italienische Schlager aus den 50ern und 60ern.

Doch es passt alles zusammen an diesem Abend mit Götz Alsmanns im Nürnberger Serenadenhof mit zauberhaften Easy-Listening-Jazzversionen all dieser wunderbaren Lieder von Fred Buscaglione bis Adriano Celentano, von Renato Carosone bis Marino Marini und von Domenico Modugno bis Umberto Bindi bringt Alsmann mit seiner Combo zu Gehör. Natürlich begleitet von einer unnachnahmlichen Moderation, die garantiert kein Klischee auslässt.

Der Ausflug nach Rom ist Alsmanns dritte Verneigung vor den Schlagern der Vergangenheit. In Paris waren es die Chansons, in New York die Songs und in Rom nun die Canzones. Dazu sind jeweils Alben entstanden, die Alsmann mit seinen Mannen in legendären Studios einspielte. So wurde "Götz Alsmann. . . in Rom" im Tonstudio Forum Music Village von Ennio Morricone aufgenommen. Dazu will Alzmann wissen, ob die Nürnberg auch wissen, wer das ist und stimmt das berühmte "dada dada da" aus "Spiel mir das Lied vom Tod" an und das Publikum antwortet "da - da - da", was sich im Lauf des Abends mehrmals wiederholt.

Wer Götz Alsmann kennt, der weiß, dass der versierte Multiinstrumentalist üppige, fließende Jazzarrangements im Stile der 60er-Jahre bevorzugt. Das ist zwar manchmal bedenklich nahe an der Fahrstuhlmusik, allerdings sind die Arrangements so gedrechselt, so swingend und manchmal auch leicht gegen den Strich gebürstet, dass ein wirklich fein gewebter, nie zu flauschiger Teppich entsteht. Möglich ist das auch, weil mit Rudi Marhold am Schlagzeug, Markus Paßlick an den Schlagwerken und am Bass Ingo Senst eine wunderbare Rhythmustruppe zur Hand geht. Das Vergnügen perfekt machen der Meister selbst am Piano und der großartige Altfrid M. Sicking am Vibraphon sowie Xylophon und etlichen Blasinstrumenten.

Götz Alsmanns Arrangements zeigen, dass die herrlichen Melodien wie "Azzuro", "Carina", "Ciao, Ciao, Ciao", "Quando, Quando, Quando", "Volare" oder "Che Bambola" Substanz besitzen, die eigentlich schon in den Originalversionen sehr viel Jazzhaftes haben. Wie schon bei den New-York- und Paris-Projekten singt Alsmann dazu "historische deutsche Texte", in denen sehr viel Sehnsucht nach dem Süden, dem Meer, dem Dolce Vita, kurz nach Italien schimmert. Und man muss Alsmann einfach recht geben, wenn er sagt, dass es kein Land gibt, dass derart synonym für Musik steht, bei dessen Namensnennung schon Musik klingt - wie eben Bella Italia.

Nun ist Alsmann nicht nur ein wunderbarer Musiker und Sänger, sondern auch einer der charmantesten Plauderer und Moderatoren in diesem Land. So führt er sein Publikum auch verbal durch Italien. Es geht in kleine Eckkneipen mit singenden Wirten und deren unglaubliche Wirkung auf Frauen - "dabei sah der aus, wie etwas, was die Katze hereingetragen hat". Man macht Bekanntschaft mit Eisdielenbesitzern in Alsmanns Heimatstadt Münster und deren geheimnisvollen Freunden. Man erfährt, dass der früh verunglückte Fred Buscaglione eine ägyptische Stripteasetänzerin geheiratet hat, dass San Remo das Schlagerfestival schlechthin ist, dass während der fünf Tage San Remo ganz Italien still steht, dass. . .

"Götz Alsmann. . . in Rom" ist eine wunderbare Hommage an Italien und seine großen Canzone der 50er und 60er. In hinreißenden Arrangements, fein gespielt, treffen die Musik und Alsmann an diesem Abend im Serenadenhof mitten ins Schwarze. 100 Prozent Übereinstimmung. Nach minutenlangen Ovationen sagt Alsmann verschmitzt: "Ich nehme die Wahl" an - und setzt noch einen drauf. Denn zum Abschluss gibt es das italienischste aller deutschen Lieder: Gerhard Winklers "Capri Fischer", das Rudi Schurike einst einen unsterblichen Hit bescherte - die perfekte deutsch-italienische Völkerverständigung.

Rainer Messingschlager