Ein Wirbelrausch aus 60 000 Rosenblättern

05.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:50 Uhr

Verwirrendes Spiel mit Spiegeln: Die Ingolstädter Tänzerin und Choreografin Yahsmine Maçaira inszenierte im Zero-Raum von Christian Megert eine faszinierende Performance.

Ingolstadt (DK) Außergewöhnliche Tanz-Performances, der Szenenwechsel von Rainer Splitt, ein abwechslungsreiches Kinderprogramm und Jazz vom Feinsten lockten am Samstag zahlreiche Gäste zum Sommerfest des Ingolstädter Museums für Konkrete Kunst.

Kunst kann sehr anstrengend sein: Fast 15 Minuten lang drehte sich die Künstlerin Nezaket Ekici am Samstagnachmittag um die eigene Achse, ohne Pause immer entgegen dem Uhrzeigersinn. In regelmäßigen Abständen bliesen zwei Konfettimaschinen fast 60 000 Rosenblätter in die Luft, die über der bekannten Performance-Darstellerin herabregneten. Eingehüllt in ein transparentes Kleid tanzte Nezaket Ekici wie ein Derwisch mit sparsamen Gesten, während sich das Podium im Park vor dem Museum für Konkrete Kunst langsam mit bunten Blütenblättern füllte.

Die explosionsgleichen Geräusche der Windmaschinen erschreckten anfangs die Kleinkinder. Die Künstlerin, die in Berlin und Stuttgart lebt, stöhnte vor Anstrengung in der sommerlichen Hitze und war sichtlich erschöpft, als sie unter großem Applaus ihre Installation "Wirbelrausch" beendete. Die Performance war eine Hommage an die Schönheit und ein Gleichnis für die Liebe, die als Hauptkraft des Universums in der Mitte von allem ruht. Die übrig gebliebenen Rosenblätter waren ein duftendes Spielzeug für die Kinder und Museumsleiter Tobias Hofmann, der am Samstag zum Sommerfest in die Tränktorstraße geladen hatte und einige Damen mit Blüten überhäufte. "Das Fest ist eine gute Gelegenheit, die Schwellenangst vor der Konkreten Kunst abzubauen und das Museum als kulturelles und gesellschaftliches Zentrum vorzustellen", lobte Kulturreferent Gabriel Engert die Veranstaltung, die auch für die Jüngsten ein abwechslungsreiches Angebot bereit hielt. Museumspädagogin Anke Schneider erläuterte den Fünf- bis Neunjährigen die Bedeutung und den tieferen Sinn der verschiedenen Kunstwerke, bevor die Mädchen und Buben selbst eine Erinnerung basteln konnten.

Großer Andrang herrschte bei der Tanzperformance der Ingolstädter Choreographin und Tänzerin Yahsmine Maçaira, die im Zero-Raum des Künstlers Christian Megert ein reflektierendes Schauspiel mit den zahllosen Spiegeln inszenierte (Tanz: David Williamson). Die Wechselwirkung mit dem Spiegelraum wurde durch die Videokunst von Anton Kaun untermalt und fand großen Beifall. Prominenten Besuch erhielt auch die Eröffnung des "Szenenwechsel" des Künstlers Rainer Splitt: Die ehemalige Bundesministerin und Bundestagsabgeordnete Renate Schmidt war dabei, als Splitt einen Farbguss im Museum für Konkrete Kunst verwirklichte (siehe auch Samstagsausgabe des DK). Stadtrat Manfred Schumann kam direkt aus dem Griechenlandurlaub. Zum Ausklang des Museumsfestes spielte schließlich das Claudius Reß Quartett aus München mit der Gastsängerin Olivia Wendt aus Ingolstadt.