Riedenburg
"Ein wertvolles Gut, das man pflegen muss"

Seit 50 Jahren gibt es jeden Sommer eine Volksmusikwoche in der Dreiburgenstadt

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Als Konzertharfenistin war Ragnhild Kopp (rechts) früher erfolgreich. Nun unterrichtet sie bei der Riedenburger Volksmusikwoche Instrumentalistinnen wie Annamierl Raab - Foto: Erl

Riedenburg (er) Aus fast jeder Ecke und aus jeder Etage der Grund- und Mittelschule Riedenburg dringt zarte Musik, kaum dass die Schüler in die Ferien gestürmt sind. Schon am Sonntagabend haben 64 Volksmusikschüler deren Plätze eingenommen und sie geben den Klassenzimmern und Fluren eine ganz neue Prägung. Selbst auf den Treppenstufen sitzt ein Akkordeonspieler und feilt geduldig daran, seinen Fingern eine neue Grifftechnik beizubringen.

Im Klang der Harfen, Hackbretter, Flöten, Zithern, Geigen und Harmonikas ist Ragnhild Kopp ganz in ihrem Element. Die ebenso resolute wie engagierte und warmherzige Dame ist schon seit der Anfangszeit vor 50 Jahren hier in Riedenburg mit dabei und es sprudelt nur so aus ihr heraus: „Wir sprechen ja nicht von der Volksmusikwoche, wir reden nur von Riedenburg. Der Stadtname ist bei uns ein stehender Begriff für diese musikalische Woche geworden.“ Die studierte Konzertharfenistin und einstige Dozentin am Richard-Strauss-Konservatorium ist als Organisatorin und musikalische Leiterin dieser Woche – zusammen mit Annemarie Bayerl – mit großer Leidenschaft am Werk. Unermüdlich gibt sie Einzelunterricht oder leitet kleine Besetzungen im gemeinsamen Spiel an. „Wir geben Anregungen und vermitteln neue Erkenntnisse an die Teilnehmer, die sie dann das Jahr über üben und erlernen können“, erzählt Kopp über die sechs Musiktage in der Dreiburgenstadt.

Ihren Ratschlägen und denen der anderen Musiklehrer folgen nicht nur Anfänger, sondern auch Musikanten, die in der Szene bereits einen guten Namen haben. In den Anfangsjahren gab es nach Kopps Worten kaum Musikschulen im Land, und viele Volksmusikanten haben sich das Spielen selber beigebracht. Doch obwohl bei der Volksmusikwoche absolute Anfänger willkommen und auch heuer wieder mit dabei sind, spürt sie die gute Vorarbeit der zwischenzeitlich entstandenen Volksmusikschulen. „Wir haben viele technisch versierte Leute hier, denn auch gute Volksmusik braucht technisch versierte Musiker. Volksmusik ist ein so wertvolles Gut, dass man sie pflegen muss“, betont Kopp. Dabei ist sie keinesfalls eine Puristin, die sich dem jeweiligen Zeitgeschmack verschließt. „Volksmusik war immer Strömungen unterworfen. Man muss frei sein für alles und was nicht gut ist, wird verschwinden. Es gibt für mich keine E- oder U-Musik, es gibt nur gute oder schlechte Musik“, sagt sie voller Begeisterung für alles, was klingt.

In dieser Jubiläumswoche freut sich die Meisterin vor allem auf den heutigen Konzertabend der Musikschüler im Schambacher Pfarrhof. „Es war mein erster Wunsch, dort wieder spielen zu dürfen“, erzählt sie über ihre Erwartungen an das Jubiläum. Die Volksmusiklehrerin ist in diesen Tagen nahezu ehrenamtlich tätig und es ist ihre Passion, die Freude und das Können an Volksmusik zu vermitteln. „Finanziell gesehen würde jeder sagen, ja spinnst denn du. Aber es ist eine schöne Aufgabe, die Begeisterung weiter zu geben.“

Ihre Schülerin Annamierl Raab war schon 1968 mit dabei und ist mitsamt Harfe nach langer Pause jetzt wiedergekommen. „Es ist eine musikalische Familie, und Riedenburg ist einfach schön. Für gefühlvolle Menschen ist das reine Abspielen von Musik aus dem Radio oder dem CD-Player einfach zu wenig“, lautet ihre Motivation für diese Ferienwoche. Auch Friederike Limmer aus Predlfing genießt diese Woche. Die frühere Arztsekretärin wollte immer schon ein Instrument lernen. Zum Ruhestand vor fünf Jahren bekam sie von ihrem Mann ein Hackbrett geschenkt, und seither spielt sie im Riedenburger Ensemble Sait’n an Sait’n mit. Seit vier Jahren ist sie regelmäßig in Riedenburg mit dabei. „Man kann seine Technik verbessern, bekommt Tipps für das Spiel in der Gruppe und abends findet sich immer eine lustige Gemeinschaft aus gleichgesinnten Leuten“, freut sie sich auf diese Abwechslung im Jahreskreis.

Die Organisatoren und Teilnehmer der 50. Volksmusikwoche freuen sich bereits auf den Festakt heute ab 19.30 Uhr im Innenhof des ehemaligen Pfarrhofs in Schambach. Ebenso hoffen sie auf möglichst viele Besucher beim Volkstanzabend am Donnerstag ab 20 Uhr in der Dreiburgenhalle mit den Köschinger Saitentratzern. Ihr öffentliches Abschlusskonzert geben sie am Freitag ab 19.30 Uhr in der Dreiburgenhalle.