Ein wahres Feuerwerk an Ideen

19.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:30 Uhr

Isabel Strehle übergab bei der Gemeinderatssitzung die Ortskern-Entwurfsdokumentation. - Foto: Ostermair

Jetzendorf (ost) Die Ideen zur Ortskernentwicklung, die 18 Arbeitsgruppen von Studenten der TU München entwickelten, wurden von der wissenschaftlichen Assistentin und Semesterarbeitsbetreuerin des Lehrstuhls "Planen und Bauen im ländlichen Raum", Isabel Strehle, dem Gemeinderat präsentiert.

Dass es sich um "ein Feuerwerk von Ideen" handelt, hat Kreisbaumeister Gunther Hasse schon vor Wochen bei der Präsentation im alten Braukomplex des Jetzendorfer Schlosses festgestellt. Auch Bürgermeister Richard Schnell und mehrere Gemeinderäte brachten jetzt zum Ausdruck, dass die mutige Entscheidung, eine Semesterarbeit bei der TU München in Auftrag zu geben, durch die Vielfalt von Lösungsansätzen belohnt wurde. Schließlich ist es schon lange Ziel des Gemeinderates, den Ortskern gestalterisch und in seiner Funktion zu verbessern.

Bei der Vorstellung der 140seitigen Entwurfsdokumentation war neben Strehle auch Katrin Steins dabei, die im Vordiplom-Semester an der Ausarbeitung mitgewirkt hat.

Strehle nannte den Bereich um die Post-Wirtschaft und die Ilmaue "neuralgische Punkte" in den 18 Arbeiten. Für sinnvoll erachten die Studenten die Wiederbelebung des Brauereibetriebes. Die Vorschläge gehen bis zu einer Brauerei-Universität. Im Bereich des Schlosses könnten sich die Studenten auch ein Wellness-Hotel oder repräsentative Räume für LOWA vorstellen.

Wie Strehle betonte, habe man untersucht, wo und wann sich das Dorfleben abspielt. Dabei sei man zu dem Schluss gekommen, dass ein richtiges Ortszentrum nur an der Ortsdurchfahrt entstehen könne. Ziel müsse es sein, vorhandene Gebäude mit Funktionen zu füllen. Das gelte vor allem für die Schlossanlagen. Hier hat eine Studentengruppe sogar ein Sanatorium vorgeschlagen. Eine Aufwertung sollte nach Meinung der Studenten auch der vorhandene Biergarten erfahren und auch Schullandheime werden für vorstellbar erachtet.

Strehle berichtete auch über ein analytisches Projekt. So wolle man festhalten, wo mit kleinen Eingriffen relativ viel erreicht werden könne. Es sei geplant, Grünräume und die Standorte der Bushaltestellen zu untersuchen. Mit kleinen Maßnahmen würden sich schon bessere Räume erzielen lassen. Was mit der Ilmaue im Lauf der Jahre geschehen ist, gefällt den Studenten gar nicht. Auch auf Prieler Seite wird die "Verstädterung" bedauert.

Wenn in den Vorschlägen der Studenten eine Klinik für Jetzendorf vorkommt, so bittet Strehle darum, dies zunächst nur als Idee zu sehen, um Türen aufzustoßen. Konkrete Maßnahmen dürfe man zum jetzigen Zeitpunkt nicht erwarten. Die Gemeinde sollte sich dennoch Gedanken machen, wer die Akteure sein könnten, die sich an der Ortskernentwicklung beteiligen sollten. Fördersysteme, die Möglichkeiten einer späteren Finanzierung bieten, würde es durchaus geben.

Auch Hans-Christoph von Freyberg, sieht das als Hauptbetroffener so: "Es geht um Geld, das notwendig ist, damit dieser Denkprozess auch weitergeht."

Bürgermeister Schnell betonte, zusammen mit dem Kreisbaumeister bereits nach Möglichkeiten über die Städtebauförderung zu suchen. Freyberg wiederholte sein Angebot, Geld in den Ortskern zu investieren, wenn man ihm auf ortsnahen Flächen Bauland genehmige. Da sieht Schnell aber das Problem des Wasserschutzgebietes. Der Bürgermeister hofft vielmehr auf einen Investor: "Vielleicht gibt es tatsächlich einen Silberstreif am Horizont". Laut Strehle gelte es nun auf jeden Fall am Ball zu bleiben. Zwölf der 18 Arbeiten werden weiterbearbeitet.

Eine "Ideenlieferung für anderes Denken" sieht Gemeinderat Leonhard Sedlmeier (Parteiunabhängige) im Bemühen der Studenten. Schwerpunkt müsse er Schlossbereich sein. In die weitere Diskussion will Strehle auf jeden Fall die Bedürfnisnachfrage bei den Bürgern in den insgesamt 27 Jetzendorfer Ortsteilen mit einbeziehen. CSU-Gemeinderat Jochen Lojewski machte kein Hehl daraus, dass ihn die aufgezeigten neuen Bauformen stören. Von Flachdachbauten im Ilmtal sollte man seiner Meinung nach Abstand nehmen. Die abschließende Feststellung von Strehle – "Jetzendorf bringt alle Qualitäten mit, um den neuen Förderzielen gerecht zu werden" – machte dem Gemeinderat jedenfalls Mut.