Schrobenhausen
Ein wahrer Genuss

Norbert Düchtel, Judith Spindler und Siegfried Hirtreiter beeindruckten in St. Jakob

02.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:15 Uhr

Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst: die drei Künstler des festlichen Konzerts, Norbert Düchtel, Judith Spindler und Siegfried Hirtreiter, vor der Mathis-Orgel in St. Jakob - Foto: Erdle

Schrobenhausen (SZ) Dank hervorragender Künstler und überaus ansprechender Programmzusammenstellung war auch 2013 der musikalische Jahresschluss in der Stadtpfarrkirche St. Jakob ein uneingeschränkter Genuss.

Wem da in den gut gefüllten Kirchenbänken ab dem frohgemuten Auftakt mit Händels „Königin von Saba“ nicht das Herz aufging, der ist selber schuld.

Glanzvoller Trompetenklang gesellte sich zu dem bewährten Duo aus Sopran und Orgel. Die Gesangssoli waren dabei hervorragend auf die Vorzüge von Judith Spindlers Sopran abgestimmt: feine Stimmungsmalerei und verständliche Textausdeutung dominierten in den eher rezitativisch gehaltenen Biblischen Liedern von Dvorák, und auch das (Weihnachts-)Idyll von Richard Trunk, eine allerliebste Miniatur (samt schnarchendem Joseph und zart singender Nachtigall in der Orgelstimme), bot der Sopranistin Gelegenheit, eine beeindruckende Ausdrucksvielfalt auf kleinem Raum zu gestalten; dass Spindler sämtliche Geläufigkeitspassagen problemlos meisterte, muss nach den Konzerten der Vorjahre nicht eigens festgestellt werden.

Die Festlichkeit des Abends erhöhte Siegfried Hirtreiter an kleiner wie großer Trompete und wusste mit geschmackvoll abwechslungsreichem Trompetenton zu überzeugen, warm-melancholisch in der „Pavane“ von Hans-André Stamm, strahlend in den Barocksätzen, geläufig in allen Koloraturen und, wo erforderlich, zurückhaltend im Ensemblespiel. Der ewig junge Bach-Choral „Jesu bleibet meine Freude“ (mit elegantem „Stabwechsel“ bei den Trompeten-Einsätzen) erfreute die Zuhörer ebenso wie Hans Uwe Hielschers „Susani“-Variationen „Vom Himmel hoch“, in denen ein verhangener Orgel-Untergrund sich zum warmen Bläsereinsatz aufhellt; ein Stück für die Trompete, dem Hirtreiter berückend-balsamische Wirkung abgewinnt.

Ausgewogen gestaltete Hirtreiter seinen Part in den gemeinsamen Stücken, so in einem barock-jubilierenden Kurzkonzert für Sopran, Trompete und Orgel des polnischen Mönchs Damian Stachowicz. In direkter Konkurrenz zur machtvollen Strahlkraft der Trompete, wie sie in Händels „Let the Bright Seraphim“ am Ende des Oratoriums „Samson“ komponiert ist, verfügt Spindlers Sopran zwar nicht ganz über die erforderliche Durchschlagskraft, die Sängerin erreicht aber in imitatorischem Dialog und atmender Linienführung fast ein „Unentschieden“. Besonders anschaulich wurde hier, wie umsichtig Norbert Düchtel für seine Mitspieler sorgte. Bloße Orgel-„Begleitung“ wäre eine grobe Untertreibung.

Denn an der Königin der Instrumente regiert Professor Düchtel souverän über alles, ein „prima Primus“. Düchtels Freude an der Musik, am kunstvollen Musizieren vermittelt sich unmittelbar; da wirkt nichts trocken-akademisch oder gewollt, alles kommt, scheinbar aus dem Moment heraus, an seinen richtigen Platz.

Düchtels Orgel drängt sich in den Ensembles nie in den Vordergrund, aber sie ist da, sie vermittelt Sicherheit, Vertrauen, sie stützt und motiviert hörbar – wenn eine Ensembleleistung unter solchen Umständen nicht noch an Qualität gewinnt, dann nie.

Ausführlich zu rühmen blieben natürlich die Solostücke, mit denen der langjährige offizielle Orgelsachverständige Düchtel die Mathis-Orgel zur schönsten Wirkung bringt: so mit Max Regers d-moll-Toccata, einem Stück Modernität in traditioneller Form, oder im – das abgegriffene Wort sei erlaubt – wunderbaren Präludium und Fuge C-Dur des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs, einem Tanz über die Manuale und Pedale. Für solche Stücke ist die Orgel erfunden worden: das glänzt, das perlt, die Stimmen laufen mit- und gegeneinander, aber bei den Virtuosen Krebs und Düchtel natürlich nie durcheinander; alles ist denkbar exakt, und dann setzt eine klangmächtige Coda noch eines drauf – eine wahre Freude!

Den freudigen Schluss bildete mit dem „Joy to the World“ eine Komposition des aus Schrobenhausen stammenden Hubert Zaindl, die verschiedene Weihnachtslieder verarbeitet und dabei Anklänge an die weltlich-frohgemute Rhythmik eines John Rutter erkennen lässt (von dem dann die heftig erklatschte Zugabe stammte).

Und wer nicht ins Konzert gefunden hat, höre sich die Auswahl auf der mit ähnlichem Programm erschienenen CD an, und er wird auch im neuen Jahr Freude am Schrobenhausener Silvesterkonzert 2013 haben.