Roth
Ein vorzügliches Gebräu

23.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

The Brew verleihen mit ungezügelter Jugend dem schwerfälligen Bluesrock der 70er Flügel. - Foto: Tschapka

Roth (HK) "Ich habe die Zukunft des Rock ’n’ Roll gesehen." Das vielleicht nicht, aber das, was The Brew am Montagabend bei den Bluestagen abgeliefert haben, hat zumindest das Zeug dazu, junge Menschen auch im 21. Jahrhundert für Blues und Rock zu begeistern.

Natürlich sind Schlagzeuger Kurtis Smith und Gitarrist Jason Barwick mit ihren 20 Jahren die jüngsten in der Kulturfabrik. Aber wenn sich herumspricht, welches Feuerwerk The Brew abbrennen, dann könnte das Durchschnittsalter der Bluesbesucher auch wieder unter die 50 rutschen. Es sind die Intensität, die Kraft und die Ausdauer, mit der das Trio – Kurtis’ Vater Tim spielt den Bass – die Geschichte des Bluesrock entstaubt, entschlackt und beackert, die den Funken auch auf Jugendliche überspringen lassen.

 
Wenn man sieht, wie dieses schlaksige Kerlchen Jason Barwick so mühelos wie unverkrampft über die Bünde reitet, dann kann man nur den Hut ziehen. Mit blinder Sicherheit bedient er die großen Vorbilder, sei es ein Jimi Hendrix, ein Jimmy Page oder ein Stevie Ray Vaughan. Aber erwecken viele Altvordere den Eindruck, als wäre ihr Spiel Ausdruck großen Leidens, ist es bei Jason pure Freude. Ständig ist er in Bewegung, springt hoch wie ein Pogotänzer, um gleich wieder in breitbeiniger Pose das Wah-Wah-Pedal zu bedienen. Auch vermeidet er die selbstverliebte Saitenakrobatik vieler Heavy-Metal-Gitarristen, denn bei aller Virtuosität ist sein Sound immer noch dreckig genug, um glaubwürdig zu sein.

The Brew lieben die große Geste, aber sie geben ihr etwas Spielerisches, Leichtes. Nie kommt etwas verkrampft, selten hat man beispielsweise Hendrix’ "Little Wing" so ballastlos gehört. Ebenso ziehen sie dem brachialen Bluesrock der 70er gekonnt den Machozahn. Wenn Kurtis Smith die Trommel rührt, dann ist der verstorbene Led-Zeppelin- Drummer John Bonham immer ganz nahe. Es ist die selbe hypnotische Kraft, der gleiche Druck, aber bei Kurtis fehlt das Martialische, das gewollt Männliche.

Zusammengehalten wird The Brew von Tim Smith, ein grundsolider englische Bassspieler und passabler Sänger. Der rechte Mann am rechten Platz, denn wenn man dem Gebräu eine weitere hochprozentige Zutat zuführen würde, könnte es leicht ungenießbar werden. Der erfahrene Rocker sorgt dafür, dass zwischen den beiden virtuosen Polen keine Lücke entsteht, sondern ein dichtes Ganzes.

Dass der Boden in Deutschland für den kraftvollen Dreier bereitet ist, hat sich im Übrigen schon vor den Bluestagen gezeigt. Ursprünglich sollte The Brew im Posthorn spielen, aber schnell zeigte sich, dass die Kartennachfrage die Dimension der Kneipe weit übertraf. So kam die Kulturfabrik unvermutet zu einem Montagskonzert.

Und der Umzug hat sich gelohnt, so können The Brew ein paar Hundert und nicht nur ein paar Dutzend Besucher beglücken. Und die wollen The Brew nach zwei Stunden und einer rund 20-minütigen Zugabe samt einem extatischen "Voodoo Chile" nicht mehr gehen lassen. Erst nach einer weiteren Zugabe ist Schluss. The Brew haben die Bluestage erobert.