Kasing
Ein vollkommener Prachtkerl

Zuchtbulle aus Kasing wurde für die Rekordsumme von 166000 Euro verkauft

08.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:28 Uhr
Katrin Kretzmann
Züchter Rainer Oblinger (links), Julia Hofmann vom Besamungsverein Neustadt und Aufzüchter Hannes Estelmann präsentieren den Rekord-Stier. −Foto: Foto: Fachzentrum Rinderzucht Toeging

Kasing (DK) Er ist jung, kräftig und trägt die perfekten Gene in sich - ein wahrer Prachtkerl sozusagen. Kein Wunder also, dass er auf den Namen "Vollkommen" hört. Und jetzt hat er auch noch einen neuen Rekord aufgestellt: "Vollkommen" ist ein Zuchtbulle und wurde vor Kurzem für stolze 166000 Euro auf dem Zuchtviehmarkt in Zuchering verkauft - eine Summe, die es so in der deutschen Fleckviehzucht noch nie gab.

"Das ist der Wahnsinn, ich kann es immer noch nicht richtig glauben", sagt Alois Oblinger, der Senior des Fleckviehzuchthofs Oblinger aus Kasing bei Kösching (Kreis Eichstätt). "Er ist wirklich ein Sensationsbulle. " Oblinger senior hat den Hof inzwischen an Sohn Rainer übergeben, der nun der stolze Züchter des Prachtkerls ist. Aber der Vater ist immer noch beratend zur Stelle. Schon seit langem züchten die Oblingers Bayerns teuerste Stiere. Den Spitzenrang hatte bisher ihr Bulle "Incredible" inne - den verkauften sie für 131000 Euro, und waren sich sicher, das wäre nie mehr zu toppen. Und jetzt: 166000 Euro, eine Summe, die sich die beiden allenfalls "erträumt" hätten. Das Startgebot für "Vollkommen" lag - wie üblich in solchen Fällen - bei 3500 Euro .

Doch was hat der knapp einjährige Sohn von Versace und Putera, - so heißen die Eltern des Bullen - Besonderes, dass er für diese Rekordsumme versteigert wurde? Neben Optik, Bemuskelung oder auch der Melkbarkeit bei weiblichen Tieren sind besonders zwei Kriterien ausschlaggebend. Eines davon ist die Genanalyse. "Die Tiere werden schon als ganz junge Kälber genetisch getestet und so kann bereits einiges schon sehr früh vorhergesagt werden", sagt Oblinger. Und da sei bei "Vollkommen" "alles hervorragend" gewesen. Das zweite entscheidende Kriterium ist auf seinem Kopf - nämlich nichts. ",Vollkommen' ist zu hundert Prozent genetisch hornlos, was bedeutet, dass alle seine Nachkommen ebenfalls ohne Hörner geboren werden", erklärt Oblinger.

Die Hornlosigkeit spielt für Züchter und Landwirte eine besonders wichtige Rolle. "Die Rinder werden standardmäßig als Kälber kurz nach der Geburt enthornt", erklärt Johann Rockermeier, Fachberater für Rinderzucht beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Pfaffenhofen. Es reduziere die Unfall- und Verletzungsgefahr sowohl für Züchter und Landwirt als auch für die Tiere. "Sie können sich dann auch bei Herdenkämpfen nicht mehr gegenseitig verletzen", erklärt er. Die schmerzhafte Prozedur des Enthornens bliebe den jungen Kälbern aufgrund der entsprechenend vererbten Genetik erspart. Mittlerweile werden laut Rockermeier 15 Prozent der Besamungen in Bayern mit genetisch hornlosen Bullen vollzogen, "Tendenz steigend".

Den Zuschlag für den gerade mal knapp ein Jahr alten Jungstier erhielt Eurogenetik, ein Zusammenschluss mehrerer Besamungsstationen für Fleckviehzucht in Deutschland und Österreich. Derzeit ist der Superbulle bei einem der Verbundpartner in Baden-Württemberg, wo er unter Quarantäne steht und nochmal auf Herz und Nieren untersucht wird. Besonders seine Spermien werden dabei ganz genau unter die Lupe genommen. "Und wenn das alles passt, dann kann es losgehen", sagt Oblinger.
 

Katrin Kretzmann