Ingolstadt
Ein Vielsprecher, der nichts zu sagen hat

18.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Ipanema heißt der Kultstrand Rio de Janeiros: Rick Kavanian erzählt in seinem Programm von einer verpatzten Reise dorthin. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Rick Kavanian ist eigentlich ein Glückspilz. Er wird von Menschen bejubelt, denen es bereits genügt, dass Kavanian Kavanian ist. Vermutlich kommt das von seiner Mitwirkung bei der Bullyparade oder den "Keinohrhasen" her. Eher unwahrscheinlich dürfte es sein, dass es an seinem Programm "Ipanema" liegt.

Wobei man Kavanian durchaus Talent bescheinigen muss, nämlich das, verschiedene erfundene Personen oder auch solche des öffentlichen Lebens zu imitieren, und zwar im Hinblick auf deren Dialekt, Sprachduktus und Wortwahl. Jürgen Klinsmann, eine holländische Stewardess, die Gebrüder Klitschko, Vertreter sämtlicher Mundarten zwischen Flensburg und Garmisch – doch, Kavanian kriegt sie wirklich gut hin, auch den Engländer, den Österreicher und die diversen und teils recht charmanten Sprachfehler diverser Mitbürger nichtdeutscher Herkunft.

Und er lässt sie alle fleißig sprechen, Dialoge führen, argumentieren, sich anraunzen – jedoch genau hier liegt das Problem, das den Abend schließlich zu einer – ja, man muss es so direkt sagen – Enttäuschung werden lässt. Kavanian ist zwar ein Vielsprecher, was für einen Comedian ja eine gute Voraussetzung wäre, aber er hat eigentlich nichts zu sagen. Sein Personal tritt in einer Geschichte auf, die weder lustig noch pointiert ist. Es spricht über völlig belanglose Dinge, die mit der Rahmenhandlung – verschiedene Figuren sind auf dem Flughafen versammelt und im Begriff, nach Rio zu fliegen, wobei es aber zu Verzögerungen kommt – nur zufällig etwas zu tun haben. Darin integrierte Szenen gehen weder logisch auseinander hervor, noch sind sie in sich zwingend. Die Handlung erfährt keine Entwicklung, sondern mäandert auf der Stelle, ist nichts anderes als ein Alibikonstrukt, weil sich die Personen ja irgendwo und aus irgendeinem Grund treffen müssen, um miteinander zu kommunizieren. Statt des Flughafens hätte es auch ein Supermarkt sein können, bei der Beliebigkeit der Gesprächsthemen wäre das egal gewesen.

Auch der Versuch, das Ganze als eine Art absurde oder dem Nonsens huldigende Comedyveranstaltung einzuordnen, schlägt fehl, denn die verbissene Suche nach der richtigen Pointe an der richtigen Stelle, nach wenigstens ein klein wenig Witz ab und zu ist durchaus deutlich spürbar. Wobei es die meiste Zeit über bei der Suche bleibt. Statt dessen greift Kavanian auf Wortspiele und Witze in einer Konstruktionsform zurück, wie man sie schon oft, ja, viel zu oft gehört hat. Und das meistens passender und weniger peinlich.

Was also bleibt letztendlich von diesem Abend? Erstens die Erkenntnis, dass Comedy im Ausnahmefall auch erstaunlich ermüdend sein kann, zweitens der letzte Satz des Programms als Zitat. "Vergiss es einfach!", lässt Kavanian einen seiner Protagonisten ganz zum Schluss sagen. Womit er vollkommen Recht hat.