Neuburg
Ein vielsaitiger Abend

Gitarrenfestival "Barock bis Rock" im Garten des Neuburger Stadtmuseums

20.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:00 Uhr

Neuburg - Premiere am Freitagabend im Garten des Neuburger Stadtmuseums seit dem Corona-Lockdown: Mit dem Gitarrenfestival "Von Barock bis Rock" findet zum ersten Mal eine größere Kulturveranstaltung in der Stadt statt.

Für viele der rund 150 Besucher vor Ort war der Abend trotz Maske und Abstandsregeln fast schon Tradition. Bereits zum achten Mal organisiert Noppo Heine das Festival - in diesem Jahr zum ersten mal nicht nur vor Ort, sondern auch mit einem Live-Stream für Zuhörer zu Hause. Der Freitagabend, durch den Moderator Bernhard Mahler charmant führte, stand unter dem Motto "Sechs Saiten".

Den Auftakt machte das Münchner Gitarrentrio mit Antonio Vivaldis Konzert in D-Dur: Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropov erfüllten den Garten des Neuburger Stadtmuseums zunächst mit durchlässigen Barockklängen, bevor sie sich der spanischen und südamerikanischen Gitarrenmusik widmeten. Dabei zeigten sie viel Gefühl beim klagenden Spanischen Tanz "Oriental" von Enrique Granados, während sie bei seinem "Fandango" rhythmisch flotte Präzision präsentierten. Diese verlangte auch Thomas Etschmann seinen Musikerkollegen bei seiner Eigenkomposition "Guajira" ab. Die synkopischen Melodien des kubanischen Tanzes aus seiner Sonatine "Son 2.9" meisterten die drei Gitarristen mit einer spielerischen Leichtigkeit. Gefühlvolle Dramatik brachten sie im Gegensatz dazu wieder bei Chick Coreas "Spain" und Antonio Jobims "One Note Samba" auf die Bühne, die sich in leichtfüßige Melodienfetzen auflöste.

Ebenfalls eine gekonnte Spannung zwischen Balladen und fetzigen Temponummern hatte Sönke Meinen mit nach Neuburg gebracht. Bei "A magical Place" oder "Homeland" berührte der 29-Jährige mit warmen, satten Sounds seine Zuhörer an diesem frischen Juliabend. Mitwippende Füße sah man bei tanzbaren Nummern wie "One the run" oder "Sparkle Muffin", zu dem ihn der Balztanz der australischen Pfauenspinne inspiriert hat. In "Fake Forgery" verarbeitete er eine Polizei-Odyssee wegen eines angeblich falschen Zwanzigers, bei dem seine Gitarre auch zum Percussion-Instrument wurde. Noch mehr spannende Techniken brachte Sönke Meinen bei "Perpetuum Mobile" zum Einsatz: Seitenpercussion, Flageolett-Töne, flinke Finger, volle Akkorde - ein Feuerwerk der Gitarrenmusik.

Gekonnte Technik setzte auch der Kanadier Dave Goodman als dritter Künstler des Abends fort. Egal, ob bei Joe Cokers "Letter" oder "Little Wings? von Jimmy Hendrix - die satte Stimme, die vollen Akkorde und die rasanten Melodien brachte Dave Goodman immer perfekt zusammen. Leichte, tanzende Country-Klänge mit Bottleneck bei "Tiger by the Tail? hatte er ebenso mit dabei wie melancholische Songs wie bei Randy Newmans "I think it's gonna rain today?. "Von Barock bis Rock" bot einen in vieler Hinsicht abwechslungsreicher Abend, den die Gäste trotz oder gerade wegen der Corona-Krise sichtlich genossen haben - und der Lust auf mehr Kultur in diesem besonderen Jahr macht.

DK

Regina Greck